27. August 2004 - Architekturzentrum Wien
Das Besondere am Haus Lukschandel ist die Art und Weise, mit der es sich Ebene für Ebene mit einem gut inszenierten Wechselspiel aus Massivität und Leichtigkeit zwischen Tannen und Apfelbäumen aus dem Erdreich in die Höhe schraubt. Dabei wächst das Gebäude zunächst relativ brav als reine Betonkonstruktion aus den vier Kellerwänden des Untergeschosses heraus, deren Lage durch die Baugrenze vorgegeben war. Im Erdgeschoss, auf einer etwas verkleinerten Grundfläche, wird eine der vier massiven Außenwände weggelassen. Den räumlichen Abschluss bildet stattdessen – orthogonal zur hinteren Grundstücksgrenze – die leichte Glasfassade des Wohnraumes und des Eingangsbereiches.
Das Obergeschoss dagegen gerät zu einem fulminanten räumlichen Feuerwerk: Aus einer konstruktiven Einheit von nur zwei massiven Außenwänden und enorm weit auskragenden Dachflächen – die Grenzen zwischen Wänden und Dachflächen aus Beton sind fließend – entsteht mit dem Obergeschoss eine Figur, die an eine leicht geöffnete Muschel erinnert. Aus diesem extrovertierten Innenraum, der durch die deckelnde Dachfläche gleichzeitig eine höhlenhafte Geborgenheit entstehen lässt, bietet sich den Bewohnern ein großartiges Panorama über Wien.
Nicht zueinander parallel und außerdem im Gefälle liegende Traufen und First sowie unterschiedlich große und geneigte Dachflächen erzeugen diese Eleganz der Unregelmäßigkeit und jene spielerische Leichtigkeit dieser Komposition, die sowohl äußerst ästhetische als auch differenziert nutzbare Außen- und Innenräume erzielt und ohne weiteres über die oberirdische Nettowohnfläche von ca. 86 m² hinwegtäuschen kann. (Text: Roland Pawlitschko)