23. Mai 2003 - Architekturzentrum Wien
Die diffizile Aufgabe, in einem nahezu unantastbaren Bereich zwischen Augustinerstrasse, Burggarten und Hofburg einen Neubau zu errichten, ist den Architekten mit diziplinierter Zurückhaltung und einer Art nüchternen Versenkung der Phantasie in die Zwecke bestens geglückt. Das gläserne, nur mit zwei Fassaden in Erscheinung tretende Studiengebäude hat eine Raumtiefe von rund 30 Metern, über den eingeschobenen Lichthof ist sogar die „unterirdische“ Bibliothek natürlich belichtet. Materialien wie Sichtbeton, dunkles Fliesterrazzo, Aluminium und Glas in unterschiedlichen Transluzenzwerten sowie Eichenparkett sorgen für eine Atmosphäre funktionaler Klarheit im historisch vielschichtigen Baugefüge.
Als Anmerkung: Nichts gegen den Pluralismus von Handschriften. Der Gründerzeit-Begeisterung von Direktor Klaus Albrecht Schröder ist dennoch die nicht minder subjektive Ansicht entgegenzuhalten, dass es für die Gesamterscheinung der neuen Albertina vermutlich zuträglicher gewesen wäre, wenn der Shop NICHT von Callum Lumsden, das Restaurant NICHT von Arkan Zeytinoglu und die Eingangsgestaltung NICHT von Hans Hollein entworfen worden wären. Angesichts der ohne Wimpernzucken in den Gebäudesockel gefrästen Bullaugen ist festzuhalten, dass im Zusammentreffen des Lautstarken mit dem Zurückhaltenden der architektonische Mehrwert in diesem Fall nicht auf der Seite des Spektakulären zu finden ist. (Text: Gabriele Kaiser)