15. Januar 2009 - Vorarlberger Architektur Institut
Außen, an der nordöstlichen Betonscheibe ging Karl Heinz Ströhle auf besondere Art und Weise auf die Bauherrschaft und die Funktion des Hauses ein: er ließ die Betonwand rosa durchfärben, setzte in leichte Schlitzvertiefungen Formrohre ein, die ein abstrahiertes Gebiss darstellen. Eine zweidimensionale Darstellung von Zahnreihen- und doch mit dreidimensionaler Qualität. Die Landschaftsarchitektin, Barbara Bacher, ging subtil auf diese Fassadenkunst ein: im dieser Fassade vorgelagerten Hortensienbeet blühen farblich abgestimmt auf Ströhles Wand-Gestänge rosa Tulpen in einer ebenso abstrahierten Zahnreihenform. An dieser Stelle wird dem Betrachter das kongeniale Zusammenspiel von Architekt, Künstler, Freiraumplaner auf humorvolle Art und Weise sichtbar.
Weiters gelang es der Landschaftsplanerin dem dreiecksförmigen Innenhof eine Größe zu verleihen, die er gar nicht hat und poetische Zonen zu schaffen: eine Efeuwand mit Glyzinien wie Schaum zuoberst, eine Eiben- vor eine Bestands- Thujenhecke, eine Kirsch – Allee, in deren blühende Baumkronen der Patient von seinem Behandlungsstuhl aus blickt. Ein monolithischer Natursteintisch und ebensolche Bänke schaffen skulptural- wirksame, funktionale Möblierung- dies wiederum vom Architekten gestaltet und unter Verwendung desselben Natursteines, der bei allen Fußböden des Bauwerkes verwendet wurde: Tiroler Dorfergrün.
Kontrollierte Be- und Entlüftung, ausgefeilte indirekte bzw. gezielt auf amerikanische Kirsch- Wandverkleidung bzw. Türen gerichtete Beleuchtung schaffen ein warmes Ambiente.
Das Bauwerk vermittelt in seiner feinen Detailgestaltung einen noblen, zeitlosen, unkapriziösen Eindruck. (Text: Vera Purtscher)