15. November 2011 - HDA
(TITLE) Gästehaus Schloss Retzhof
Schloss Retzhof, eine symmetrische Vier-Flügel-Anlage, die Merkmale von der Renaissance bis zum Klassizismus aufweist und auf eine wechselvolle Geschichte verweisen kann, ist seit Mitte des 20. Jahrhunderts Bildungshaus, dessen Schwerpunkt sich von der Jugend- zur Erwachsenenbildung entwickelt hat. Bereits in den 1970er Jahren um einen L-förmigen Nächtigungstrakt im Südosten erweitert, erhielt das Bildungshaus im Jahr 2009 ein konsequent barrierefreies Gästehaus, das auch architektonisch mit der Zeit Schritt halten kann. Hervorgegangen ist das Projekt aus einem EU-weiten Wettbewerb.Das neue Gästehaus ist im rechten Winkel zur nordöstlichen Fassade des Schlosses situiert, so dass gemeinsam mit bestehenden Gästehaus eine zweite Hofsituation entsteht. Eine Brücke im ersten Obergeschoss verbindet den Neubau mit dem Schloss. Das zweigeschossige Gebäude, dessen Außenwände in Holzriegelkonstruktion ausgeführt und mit Lärchenholz verschalt sind, ist an der Eingangsseite des Erdgeschosses zurückversetzt und verglast. Daraus ergibt sich für das Foyer ein großzügiger, heller Innenraum und gleichzeitig eine überdachte Terrasse im Freien.
Da der Retzhof als Bildungshaus des Landes auch von Menschen mit körperlichen und/ oder geistigen Beeinträchtigungen besucht wird, war eine umfassend barrierefreie Ausführung des Gästehauses gefordert. Um eine gute Orientierbarkeit zu erreichen wurde darauf geachtet, die räumliche Konfiguration des Gebäudes so einfach und überschaubar wie möglich zu gestalten. Im Detail liegen die Feinheiten, die zur Barrierefreiheit des Gebäudes beitragen: In den öffentlichen Bereichen gibt es Teppichböden, um für Schwerhörige störende Nebengeräusche zu minimieren. Alle Schalter, Griffe und Bügel, aber auch Schrankeinrichtungen sind auf einer Höhe angebracht, die für Rollstuhlfahrer erreichbar sind. In der Farbgebung dominieren Kontraste, um Sehbehinderten das Zurechtfinden zu erleichtern. Besonderes Augenmerk wurde auf die Möblierung der Zimmer gelegt, die eine behindertengerechte Funktionalität mit einer zeitgemäßen, ansprechenden Gestaltung verbindet. Die raumhohen Lärchenholzfenster in den 23 Doppel- und fünf Einzelzimmern ermöglichen den Ausblick sowohl in sitzender als auch in liegender Position.
Die Außenbereiche der gesamten Liegenschaft sind mit einem Leitsystem auf den steinernen Bodenplatten versehen. Die neue Hofsituation mit der unter Naturschutz stehenden Platane in der Mitte ist eine sensible, zeitgemäße Erweiterung des vorhandenen geschichtsträchtigen Ensembles. (Ute Angeringer-Mmadu nach einem Text des Architekten)