03. Juni 2011 - HDA
Der „Raumschnitt“ funktioniert nach einem umgekehrten Wachstumsprinzip. Zuerst wird ein Baugrundstück bepflanzt und in weiterer Folge die Bebauungsfelder herausgeschnitten. Die neuen Siedlungsformen stehen nicht mehr abgegrenzt als städtisches Gefüge zum Land, sondern schneiden sich hinein und bilden eine neue verdichtete Form. Die vier in das Maisfeld geschnittenen Felder entsprechen städtischen Blöcken mit den prototypischen Maßen 70 × 100 m. Dieses Größenverhältnis verweist auf das benachbarte Angerdorf, das in seinem Kernbereich viermal so groß ist wie die Gesamtfläche der eingeschnittenen vier Blockflächen, bei gleicher Anzahl von Bewohnern.
Bei den zerstreuten Haufendörfern der Nachbargemeinden wird dieses Verhältnis noch dramatischer – hier potenziert sich das Verhältnis der Bewohner zur Fläche. Bei fortschreitender Besiedelung des ländlichen Raums bedarf es neuer, verdichteter Siedlungsformen, die aber dem spezifischen räumlichen Gefüge mit seinen landschaftlich prägenden Elementen Genüge tun müssen. Denn nur in der Einbeziehung der Landschaft als Teil der Siedlungsstruktur lässt sich die besondere Qualität dieses Raums bewahren. Daher ist die Entwicklung dieser „rurbanen“ Siedlungsstrukturen von der Landschaft her zu denken – wie sie mit der technischen Infrastruktur zusammen eine neue Wohn- und Lebensform zu bewirken vermögen.
Die ausgeschnitten Maisfelder lassen daher auch alle möglichen neuen, verdichteten Formen zu, ohne die städtischen zu imitieren. Sie stellen die Frage, wie diese Form beschaffen sein könnte. Eine Frage, die auch der Besucher nachvollziehen konnte – nicht nur bei der Ballonfahrt - im Vergleich des sichtbaren Flächenverbrauchs ländlicher zu den notwendigen neuen, noch nicht entwicklelten „rurbanen“ Siedlungsformen, sondern auch in der Erkundung des eingeschnittenen Raums in der Begehung oder mit dem Mountain-Bike.
(Text: Arquitectos)