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19. Februar 2009Roman David-Freihsl
Der Standard

Das Bürohaus wird zum Kraftwerk

Die „Energy Base“ in Wien-Floridsdorf spielt energietechnisch alle Stückerln. Das Passiv-Bürohaus hat eine Fassade, die Strom produziert - und sogar die Straßenleuchten davor beziehen ihre Energie von der Sonne.

Die „Energy Base“ in Wien-Floridsdorf spielt energietechnisch alle Stückerln. Das Passiv-Bürohaus hat eine Fassade, die Strom produziert - und sogar die Straßenleuchten davor beziehen ihre Energie von der Sonne.

Bei der „Energy Base“ in Wien-Floridsdorf kann man einen Blick in die Energie-Zukunft werfen. Nähert man sich dem Bürogebäude in der Siemensstraße, fällt zunächst einmal der „Champ“ ins Auge: eine schmale, coole Leuchte, mit einem schlanken, dunklen Zylinder oben drauf - aus dem es nächtens unten herausleuchtet.

Der „Champ“ ist die neueste Entwicklung des Wiener Unternehmens Hornbachner Energie Consulting (HEI) - eine Fotovoltaik-Straßenleuchte, die ohne ausladende Modulflächen auskommt: Die hocheffizienten Module sind oben im gehärteten Glasrohr integriert. Diese Sonnenstrom-Elemente liefern sogar im Winter bei diffusem Licht genügend Strom.

Denn das Licht dieser im Vorjahr präsentierten Straßenlampen wird von LED-Dioden gespendet, die mit ihrer speziell entwickelten Linsenoptik besonders energiesparend punktgenau leuchten. Und das besonders lang. Unter Volllast rund 50.000 Stunden lang - bei Teillast sogar mehr als doppelt so lang.

„Die Nachfrage ist bereits enorm, vor allem in Südeuropa und im Mittleren Osten“, berichtet HEI-Gründer Dieter Hornbachner im Standard-Gespräch. Denn die Vorteile liegen auf der Hand: Neben der ökologischen Energiegewinnung, der langen Lebensdauer und dem geringen Wartungsaufwand ersparen sich die Auftraggeber auch Installationskosten - schließlich muss man nicht mehr aufgraben und Leitungen verlegen.

Energietechnik der Zukunft

Doch auch der ganze Bürokomplex hinter diesen Leuchten ist energietechnisch zukunftsweisend. Vor der Errichtung der „Energy Base“ hatte der Auftraggeber Wiener Wirtschaftsförderungsfonds rund um die planenden „POS architekten“ ein Expertenteam zusammengeführt, das exemplarisch aufzeigte, was im Bürobau künftig energietechnischer Standard sein wird.

Zum einen wurde bewiesen, dass auch Bürobauten im Passivhaus-Standard errichtet werden können. Sprich: Mithilfe von Wärmeschutz, Luftdichtheit und kontrollierter Lüftung mit Wärmerückgewinnung wird der Heizbedarf dieses Gebäudes minimiert. Das Bisschen, was noch zusätzlich für Heizen und Kühlen benötigt wird, kann problemlos mit Erdwärme abgedeckt werden.

Doch die „Energy Base“ ist gleichzeitig auch Kraftwerk und erzeugt Strom. Allerdings wurde die Fotovoltaik-Anlage nicht, wie sonst üblich auf dem Dach montiert: Es ist die Fassade, die den Strom Produziert. Die rund 400 Quadratmeter große Sonnenstrom-Anlage wurde in die gefaltete Südfront des Hauses integriert.

„Das Haus als Kraftwerk wird sicher ein Megatrend in der künftigen Energieversorgung werden“, ist auch Hornbachner überzeugt. Sein Unternehmen hat bereits bei anderen Projekten innovative und integrierte Sonnenstrom-Lösungen umgesetzt. Dafür wurden gemeinsam mit dem HEI-Partnerunternehmen „Ertex-Solar“ neuartige Fotovoltaik-Module entwickelt, die dieselben Eigenschaften wie Verbund-Sicherheitsglas aufweisen. So besteht beispielsweise beim neuen Gemeindezentrum von Ludesch (Vorarlberg) das Glasdach aus derartigen Fotovoltaik-Elementen.

Hornbachner ist überzeugt, dass „in 15 bis 20 Jahren Süd-, aber auch Ost- und West-Fassaden wenn möglich grundsätzlich für die Energieproduktion genützt werden“. Dieses Thema werde dann „auch den Wert der Immobilie mitdefinieren“. Die Mehrkosten für derartige „fotoaktive Fassadenbauelemente“ seien schon jetzt „nicht so dramatisch. Es ist nur noch eine Frage von Jahren, bis eine wirkliche Wirtschaftlichkeit erreicht wird und keine speziellen Förderungen mehr nötig sind.“

Der Standard, Do., 2009.02.19



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ENERGYbase

05. August 2004Roman David-Freihsl
Der Standard

NGO für Architektur in Armenvierteln

Wien - Begonnen hatte es heuer mit ein paar Studenten der TU Wien. Auf Initiative von Sabine Gretner und Thomas Fattinger vom Institut für Wohnbau und...

Wien - Begonnen hatte es heuer mit ein paar Studenten der TU Wien. Auf Initiative von Sabine Gretner und Thomas Fattinger vom Institut für Wohnbau und...

Wien - Begonnen hatte es heuer mit ein paar Studenten der TU Wien. Auf Initiative von Sabine Gretner und Thomas Fattinger vom Institut für Wohnbau und Entwerfen fuhr im Februar ein Studentengruppe nach Johannesburg, um dort im Township Orange Farm für die Ärmsten der Armen ein Zentrum für Behinderte aufzubauen.

Es sorgte für Furore und umfangreiche Berichte in den südafrikanischen Medien, wie dort ausschließlich mit lokalen Baustoffen neue Lösungen etwa für bessere Dämmung gefunden wurden. Prozess und Ergebnis werden ab heute, Donnerstag, bis 27. September bei der Ausstellung „Jo'burg Now!“ im Architekturzentrum Wien präsentiert.

Doch das soll erst der Anfang einer internationalen Bewegung gewesen sein. „Dieses Projekt hat derart sensationell funktioniert, dass ich eine große internationale NGO aufbauen will“, kündigt Grünen-Politiker Christoph Chorherr im STANDARD-Gespräch an. Die Bezeichnung S²ARCH steht für „Social and Sustainable Architecture“. Ziel ist es, vorerst in Europa und in den USA ähnliche Studentenprojekte zu unterstützen, „um aufzuzeigen, dass man mit wenig Geld, lokalen Baustoffen und guter Architektur soziale Verhältnisse verbessern kann“.

Studenten werden dabei eingeladen, Projekte für kommunale Einrichtungen in „Squatter Areas“, so genannten illegalen Massensiedlungen zu planen und selbst umzusetzen. Seien es Behinderteneinrichtungen, Schulen, Kindergärten, eine Bibliothek oder auch ein Kino.

„Immerhin leben zwei Drittel der Menschheit in solchen Verhältnissen“, erläutert Chorherr. Und da geht es etwa auch darum, einfachste architektonische Lösungen zu finden, wie man etwa im Sommer die Temperatur in Wellblechhütten von gemessenen 65 Grad auf unter 40 bekommt. Die Baustoffkosten sollen über Spenden finanziert werden, „und wir garantieren, dass 100 Prozent der Spenden dorthin fließen“, betont Chorherr.

Diesen Oktober werden bereits die Nachfolgeprojekte für 2005 in Südafrika präzisiert: TU-Studenten wollen nächsten Februar im Township Wohnhäuser für obdachlose Behinderte errichten. Die Architekturfakultät der Kunstuniversität Linz will Einrichtungen für geistig behinderte Kinder realisieren.

Wobei die Vorhaben nicht von S²ARCH selbst entwickelt werden. Für 2006 laufen bereits Gespräche mit internationalen Universitäten, die Vorschläge für Projekte auch außerhalb von Südafrika erarbeiten könnten.

Der Standard, Do., 2004.08.05

20. Juli 2004Roman David-Freihsl
Der Standard

Der neue Zentralbahnhof am Rande der U-Bahn

Wien soll endlich einen internationalen Durchgangsbahnhof bekommen - der dann auch endlich zur U1-Station am Südtirolerplatz rückt. Gleichzeitig plant die Stadt aber eine neue U-Bahn in Richtung Süden, die den Bahnhof wieder links liegen lassen würde.

Wien soll endlich einen internationalen Durchgangsbahnhof bekommen - der dann auch endlich zur U1-Station am Südtirolerplatz rückt. Gleichzeitig plant die Stadt aber eine neue U-Bahn in Richtung Süden, die den Bahnhof wieder links liegen lassen würde.

Wien - Montagvormittag wurden von ÖBB und Stadt Wien jene beiden Architekten (-Teams) präsentiert, die den endgültigen Masterplan für den neuen Zentralbahnhof „Bahnhof Wien“ und das dazugehörige Stadtentwicklungsgebiet erarbeiten sollen: Das Team Hotz/Hoffmann (Zürich/Wien) und der Wiener Architekt Albert Wimmer sollen gemeinsam den endgültigen Plan entwickeln, der Ende 2004 im Gemeinderat beschlossen werden soll.

Für die deutliche Trübung sorgten aber „unterschiedliche Auffassungen“, daraus wollte Norbert Steiner, der Leiter der ÖBB-Bahnhofsoffensive „gar kein Hehl“ machen. Denn: In guter alter Wiener Tradition soll wieder einmal eine U-Bahnlinie am Bahnhof vorbei errichtet werden.

Schon die U1 war seinerzeit abseits des Südbahnhofes am Südtiroler Platz errichtet worden. Dieses Planungsfiasko soll jetzt endlich behoben werden: Der Bahnhof Wien beendet das Kopfbahnhofkonzept der Monarchie. Süd- und Ostbahnhof werden aufgelassen und quer dazwischen der neue Durchgangsbahnhof errichtet. Damit können dann Fernzüge der Westbahn über Lainzer Tunnel und Bahnhof Wien direkt in Richtung Osten weiter fahren. Damit kommt das Bahnhofsgebäude endlich zur U1-Station.

Gleichzeitig laufen jetzt die Planungen für eine südliche U2-Verlängerung zum Wienerberg. Und so wie es derzeit aussieht, soll diese Trasse wieder den neuen Bahnhof Wien links liegen lassen.

„So erreichen wir rund 90.000 Menschen - sonst hätten wir nur ein Potenzial von etwa 47.000“, erläuterte Planungsdirektor Arnold Klotz am Montag.

„Hochwertig anbinden“

Der Zentralbahnhof müsse „hochwertig angebunden werden“, ärgert sich hingegen Steiner: „Dieser Bahnhof ist ab 2015 nicht nur europäischer Knoten, sondern auch die Verknüpfung aller S-Bahnen.“

Ein weiterer Streitpunkt zwischen Stadt und ÖBB: Das geplante Einkaufszentrum neben dem neuen Bahnhof. Laut Klotz würden „25.000 Quadratmeter möglich erscheinen“. ÖBB-Steiner: „Wenn man einen ordentlichen Metropolenbahnhof will, dann soll der auch alle Stückerln spielen.“ Er spricht von 40.000 Quadratmetern.

Die Entwürfe von Hotz/ Hoffmann und Wimmer haben einige Gemeinsamkeiten, wie etwa einen großzügigen Park, aber auch einige Unterschiede. Hotz/Hoffmann beschränken sich auf Bauhöhen bis 50 Meter, „um die Silhouette des Belvedere nicht zu stören“. Wimmer sieht Bauhöhen bis zu 90 Meter vor.

Der Bahnhof Wien soll in zwei Phasen bis 2008 und 2010 errichtet werden. Die Baukosten werden auf 420 Millionen Euro geschätzt, davon sind 257,3 Millionen Euro gesichert. Der Rest soll über die Verwertung der frei werdenden Grundstücke finanziert werden. Die Stadt schießt 46 Millionen für die technische- und 42 Millionen für die soziale Infrastruktur zu - wie etwa für Kindergarten, Volks-und Hauptschule.

Der Standard, Di., 2004.07.20



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Zentralbahnhof (wienarch)

16. April 2004Roman David-Freihsl
Der Standard

Palmers-Projekt neu gekleidet

Adolf Krischanitz gestaltet die Rückseite des Gerngross-Blocks: Für Transparenz steht die gläserne Fassade

Adolf Krischanitz gestaltet die Rückseite des Gerngross-Blocks: Für Transparenz steht die gläserne Fassade

Der Gerngross wollte gern größer werden - und das sorgte für mächtigen Wirbel im Bezirk. Nach massivem Widerstand wurden die großzügigen Ausbaupläne der Gerngross-Gruppe für die Palmers-Liegenschaft in der Lindengasse 11-15 schließlich auf Eis gelegt.
Die Palmers AG wiederum hat nun die Planungen wieder aufgetaut, neu überdacht und das Vorhaben reduziert. Außerdem sollten die „Bebauungspläne so transparent wie möglich ablaufen“, wie Palmers-AG-Vorstand Martin Neidthart betont. Daher initiierte er einen geladenen Wettbewerb, in dessen Jury Vertreter der Stadt und der grüne Bezirksvorsteher Thomas Blimlinger geladen wurden.

Die Loggia-Logen

Dieses Verfahren gewann nun Architekt Adolf Krischanitz. Für diese einstimmige Juryentscheidung habe letztendlich „ein optimaler Nutzungsmix aus Wohn-, Büro-, Geschäfts- und Erschließungsflächen sowie die Entwurfsidee des ,geschlossenen Hofes'“ gesprochen. Überdies werde "durch die zum Innenhof umlaufend angeordneten Loggienreihen eine nahezu ,logenartige' Situation assoziiert.
Die verbaute Fläche beträgt insgesamt mehr als 15.000 Quadratmeter, davon 8573 Quadratmeter Nutzfläche. Schwerpunkt bei diesem Neubauprojekt sind Wohnungen, die insgesamt eine Fläche von mehr als 7000 Quadratmetern einnehmen werden.

Begrünter Wohnhof

Im Erdgeschoß werden Geschäfte beziehungsweise Büros untergebracht, zur Straße hin werden die Flächen als Büros genutzt. Jede Wohnung wird behindertengerecht mit Aufzügen zu erreichen sein; die Wohnungen werden mit Loggien oder Terrassen ausgestattet. Sie alle sind dem Wohnhof zugewandt, der über dem Erdgeschoß liegt und begrünt wird.
Adolf Krischanitz errichtete unter anderem die Kunsthalle Karlsplatz und das Asfinag-Gebäude an der Wiener Südausfahrt, dazu kommen Bauvorhaben im Ausland wie das Museum Rietberg in Zürich und das Novartis-Forschungslabor in Basel.

Der Standard, Fr., 2004.04.16



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Wohn- und Geschäftshaus Lindengasse

09. Mai 2003Roman David-Freihsl
Der Standard

Alle Planungen beginnen von vorne in Wien-Mitte

Es wird ein neuer Planungswettbewerb für Wien-Mitte gestartet. Das wurde nun beschlossen. Die Bauträger Austria Immobilien bleiben vorerst Investor.

Es wird ein neuer Planungswettbewerb für Wien-Mitte gestartet. Das wurde nun beschlossen. Die Bauträger Austria Immobilien bleiben vorerst Investor.

Nun wird also tatsächlich alles neu geplant in Wien-Mitte. Der Planungsausschuss der Stadt hat Mittwochnachmittag beschlossen, einen neuen städtebaulichen Wettbewerb durchführen zu lassen, damit rund um das Bahnhofsgelände im dritten Bezirk doch noch eine attraktive Lösung umgesetzt werden kann. Damit bleibt der „Ratzenstadel“ (Bürgermeister Michael Häupl) aber auf vorerst unbestimmte Zeit ein unansehnlicher Willkommensort für Reisende.

Wie berichtet, hat die Diskussion rund um die Höhe der ursprünglich bis zu 97 Meter hohen Türme diese letztlich zu Fall gebracht. Der Investor, die Bauträger Austria Immobilien, hat daraufhin einen Rückzieher gemacht. Der Grund: Nur mit entsprechender Höhe sei das Projekt über dem Bahnhof rentabel. Aus Hintergrundgesprächen wurde klar, dass der Geschäfts-und Hotelbau am derzeitigen Immobilienmarkt ohnehin nicht die gewünschten Erlöse gebracht hätte. Auch, weil die ÖBB auf guten Pachterträgen beharrte.

Vorerst bleibt die BAI als Investor mit an Bord, erklärte Andreas Schieder, SP-Ausschussmitglied, gegenüber dem STANDARD. Entscheidend sei jetzt, dass bei den vorbereitenden Sitzungen erstmals alle Beteiligten an einem Tisch sitzen - also ÖBB, BAI, Wiener Linien und Stadtplanung.

Neu ist, dass jetzt die Markthalle in die städtebaulichen Planungen einbezogen wird. Das Ergebnis könne dann auch modulhaft umgesetzt werden - also zum Beispiel mit oder ohne Markthalle.


360.000 Euro Kosten

Beschlossen wurde ein Sachkredit über 360.000 Euro für einen städtebaulichen Wettbewerb, zu dem namhafte Architekten eingeladen werden sollen - und zwar einstimmig von allen Gemeinderatsparteien. In der Ausschreibung wurde festgehalten, dass bei den Neuplanungen auch das städtebauliche Umfeld - und also auch das nahe gelegene Weltkulturerbe Innere Stadt - zu berücksichtigen ist.

Dass neu gewidmet werden muss, ist so gut wie sicher, da auch bei einer deutlichen Unterschreitung der Bauhöhe eine Änderung der Flächenwidmung nötig wird. Bis zum Herbst soll der Wettbewerb entschieden sein - noch vor Eröffnung des neuen Airport-Shuttles.

Die Pläne von Neumann/ Ortner seien nach wie vor Grundlage für die Planungen - „dann wird man sehen, ob man das Projekt adaptieren kann oder nicht“, meint Schieder. Einfach die Höhe zu reduzieren, das sei zu wenig.

Der Standard, Fr., 2003.05.09



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Urban Entertainment Center

19. November 2002Roman David-Freihsl
Der Standard

Von der „Un-Art“ zum Bürohaus

Erneuerungsprojekt soll ein Grätzel in Währing stärken

Erneuerungsprojekt soll ein Grätzel in Währing stärken

Stadterneuerung im gürtelnahen Gründerzeitviertel ist ein weitgehend mühsames und träges Geschäft. Auf der einen Seite sind da massive öffentliche Interventionen - vom Umbau und Neunutzung der Gürtelbögen über die Umgestaltung von Plätzen und Märkten bis hin zur Sanierungsförderung.

Geht es dann aber an die Erneuerung des baufälligen privaten Althausbestandes, gerät die Chose schnell wieder ins Stocken. Warum sollte auch teures Geld für die Sanierung in die Hand genommen werden - wenn gleichzeitig an überfüllten Quartieren verdient werden kann.

Aber es gibt auch Ausnahmen. Und eine solche dürfte sich demnächst an der Ecke Martinstraße/Staudgasse im Bezirk Währing manifestieren. Auch hier bröckelt vorerst noch ein baufälliges Vororte-Ensemble vor sich hin. Aber schon die Zwischennutzung zeigte, dass hier ein anderer Geist herrscht als in Spekulationshäusern.

Da wurde im Hinterhof in der ehemaligen Motorenfabrik alternatives Theater gespielt („krautsuppe, tiefgefroren“). Oder es wurde von der Gruppe „Un-Art“ ein „Un-Markt“ eingerichtet: Mit „Un-Suppe“, „Un-Sinn“ - und einer Woche Glück für zwei Personen.

Und so wie es aussieht, könnte im nächsten Frühjahr mit dem Um- und Neubau des Ensembles begonnen werden - eine Investition von insgesamt 7,27 Millionen Euro. „Dieses Büroprojekt wird auch für die Aufwertung des Viertels rundum einen wichtigen Beitrag leisten“, ist der Architekt und Gebietsbetreuer Timo Huber überzeugt.

Nicht nur weil hier nach den Plänen Hubers auf 4600 Quadratmetern Raum für etwa 200 neue Jobs geschaffen wird - und damit auch die Infrastruktur rundum mit Kutschkermarkt, Beiseln, Café und Geschäften gestärkt wird. Sondern etwa auch, weil der Grünraum im Innenhof erhalten und zum Teil auch zugänglich gemacht werden soll. Auch der historisch wertvolle Backstein-Hoftrakt bleibt erhalten.

Zur Straße hin wird die zulässige Gebäudehöhe geringfügig überschritten - um einerseits einen Anschluss zur höheren Nachbarbebauung zu finden. Und andererseits innen Raumhöhen von 2,9 Metern zu ermöglichen. Vorne, am Eck soll ein nächtlich rot erleuchteter „Blitz“ einen künstlerischen Akzent setzen.

Schon im Vorfeld konnten Studenten der Donauuniversität Krems auf Einladung der Gebietsbetreuung und des Besitzers - Architekt Michael Schwanzer - zeigen, was ihnen bei diesem Block zum Thema solares Bauen einfällt.


[Die Ausstellung der Ergebnisse und auch das Neubauprojekt können vor Ort besichtigt werden: Anmeldung bei der Gebietsbetreuung Kalvarienbergviertel: [TEL]: 485 98 82.]

Der Standard, Di., 2002.11.19



verknüpfte Bauwerke
Bürohaus

13. Juni 2002Roman David-Freihsl
Der Standard

Lückenschluss in der Donaucity-Skyline

Drei Hochhäuser noch als Höhepunkt in der Kernzone

Drei Hochhäuser noch als Höhepunkt in der Kernzone

Die „Geografie der Donaucity“ hat noch einen weißen Fleck. Besser gesagt: eine grau-staubige Grube - aus der noch die „Kernzone“ des neuen Stadtteils an der Donau wachsen soll. Und wie diese letzten Höhepunkte in der Skyline vor der UNO-City aussehen werden, hat der französische Architekt Dominique Perreault geplant. Mittwoch präsentierten Planungsstadtrat Rudolf Schicker (SP) und Thomas Jakoubek, Vorstand der WED (Wiener Entwicklungsgesellschaft für den Donauraum), das Ergebnis des geladenen städtebaulichen Gutachterverfahrens.

Perreaults Vorschlag habe durch „die sensible und flexible städtebauliche Lösung, die einen intelligenten gestalterischen Bezug zu den umgebenden Baulichkeiten aufweist“ überzeugt, erklärte Jury-Vorsitzender Hans Hollein.

Drei neue Hochhäuser sollen noch im Donaucity-Zentrum errichtet werden. Neben dem höchsten - rund 120 Meter hoch - soll ein Platz an der Kreuzung der beiden City-Hauptstraßen entstehen. Mit Lokalen und Geschäften. Wobei der Architekt auch den Bereich des Schuh-Ski einbezieht, den die WED derzeit aus der Konkursmasse erwerben will: Dort könnte eine Music-Hall entstehen, ist Perraults Idee. Und im Anschluss daran ein „Kulturpark“. Was der beinhalten wird, ist aber laut Schicker noch unklar - unter einem „Kulturdach“ könnten aber auch mehrere kleinere Nutzungen vereint werden.

Insgesamt sollen noch weitere 500.000 Kubikmeter um rund 218 bis 290 Millionen Euro in den nächsten acht bis zehn Jahren errichtet werden. Wobei die architektonische Gestaltung zum Teil noch offen ist: Perreault selbst wird wohl das höchste Hochhaus entwerfen. Baubeginn könnte in eineinhalb Jahren sein. Als Letztes wird das Hochhaus mitten in der Autobahn-Auffahrtsschleife bei der Wagramer Straße gebaut.

Aber auch die zweitgereihte holländische Architektengruppe MVRDV hat 50.000 Kubikmeter zugesprochen bekommen. Ob das allerdings tatsächlich deren Hochhausentwurf sein wird, ist fraglich: geknickte Hochhäuser. „Aber es macht Sinn, einmal ernsthaft darüber nachzudenken“, erklärt Schicker.

Der Standard, Do., 2002.06.13

06. März 2002Roman David-Freihsl
Der Standard

Die Donaucity wird jetzt noch einmal neu geplant

Die WED wappnet sich für die letzte Bauphase in der Wiener Donaucity: Bis Ende Mai wird das Konzept für die restlichen Bauplätze mit einem Potenzial von bis zu 200.000 Quadratmetern Bruttofläche neu überdacht.

Die WED wappnet sich für die letzte Bauphase in der Wiener Donaucity: Bis Ende Mai wird das Konzept für die restlichen Bauplätze mit einem Potenzial von bis zu 200.000 Quadratmetern Bruttofläche neu überdacht.

Kurzes Innehalten vor dem finalen Baukran-Aufmarsch in der Wiener Donaucity. „Wir wollen über den Rest noch einmal gesamthaft nachdenken“, erklärt Thomas Jakoubek, Vorstand der WED (Wiener Entwicklungsgesellschaft für den Donauraum) im STANDARD-Gespräch. Bis Ende Mai soll nun das neu überarbeitete Konzept vorliegen, das auf den letzten vier bis fünf Bauplätzen in der Hochhauslandschaft vor der UNO City entstehen soll.

Auch das von den Architekten Isozaki/Peichl geplante größte Doppelhochhaus der Donaucity soll in diesem Zusammenhang noch einmal überdacht werden - „wobei wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht einzelne Objekte, sondern Konzepte erarbeiten. Noch ist alles offen, noch gibt es keinerlei Einschränkungen“, betont Jakoubek. „Nach dieser Strukturarbeit wird dann ein Leitprojekt und bis zum Herbst das eine oder andere Objekt entwickelt.“

Wobei die restlichen vier bis fünf Bauplätze noch ein mächtiges Potenzial bieten: „Theoretisch sind noch rund 200.000 Quadratmeter Bruttofläche - inklusive Garagen - möglich“, so Jakoubek. Dass die schwer an den Mann oder die Frau zu bringen sind, glaubt der WED-Chef nicht: „Im vergangenen Jahr sind im Ares Tower 2800 Quadratmeter überraschend frei geworden - die waren bereits nach zweieinhalb Monaten wieder vermietet.“

In Summe wurden in den vergangenen sieben Jahren bereits rund 60 Prozent der gesamten Donaucity realisiert: „Inklusive der Wohnbauten sind bis jetzt rund 300.000 Brutto-Quadratmeter verwertet“, bilanziert Jakoubek nicht unzufrieden. Allein in den vergangenen eineinhalb Jahren wurden neben dem Haselsteiner-Deal über 20.000 m² (siehe nebenstehenden Artikel) auch der Ares Tower mit 30.000 und das Tech Gate mit weiteren 15.000 m² vermietet.

Nachdenklich stimmen da höchstens zwei Objekte im neuen Stadtteil an der Donau: Für den „Kultur-Bauplatz“ gibt es noch immer kein Konzept. „Das wird vermutlich noch ein wenig länger dauern“, so Jakoubek. "Das wollen wir nicht übers Knie brechen.

Und auch beim fix und fertig geplanten TU-Neubau stehen immer noch die potenziellen Kräne still: „Wann mit diesem Bauwerk begonnen werden kann, ist noch offen. Das hängt von der Politik ab - und da passiert derzeit leider nichts.“

Der Standard, Mi., 2002.03.06

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Presseschau 12

19. Februar 2009Roman David-Freihsl
Der Standard

Das Bürohaus wird zum Kraftwerk

Die „Energy Base“ in Wien-Floridsdorf spielt energietechnisch alle Stückerln. Das Passiv-Bürohaus hat eine Fassade, die Strom produziert - und sogar die Straßenleuchten davor beziehen ihre Energie von der Sonne.

Die „Energy Base“ in Wien-Floridsdorf spielt energietechnisch alle Stückerln. Das Passiv-Bürohaus hat eine Fassade, die Strom produziert - und sogar die Straßenleuchten davor beziehen ihre Energie von der Sonne.

Bei der „Energy Base“ in Wien-Floridsdorf kann man einen Blick in die Energie-Zukunft werfen. Nähert man sich dem Bürogebäude in der Siemensstraße, fällt zunächst einmal der „Champ“ ins Auge: eine schmale, coole Leuchte, mit einem schlanken, dunklen Zylinder oben drauf - aus dem es nächtens unten herausleuchtet.

Der „Champ“ ist die neueste Entwicklung des Wiener Unternehmens Hornbachner Energie Consulting (HEI) - eine Fotovoltaik-Straßenleuchte, die ohne ausladende Modulflächen auskommt: Die hocheffizienten Module sind oben im gehärteten Glasrohr integriert. Diese Sonnenstrom-Elemente liefern sogar im Winter bei diffusem Licht genügend Strom.

Denn das Licht dieser im Vorjahr präsentierten Straßenlampen wird von LED-Dioden gespendet, die mit ihrer speziell entwickelten Linsenoptik besonders energiesparend punktgenau leuchten. Und das besonders lang. Unter Volllast rund 50.000 Stunden lang - bei Teillast sogar mehr als doppelt so lang.

„Die Nachfrage ist bereits enorm, vor allem in Südeuropa und im Mittleren Osten“, berichtet HEI-Gründer Dieter Hornbachner im Standard-Gespräch. Denn die Vorteile liegen auf der Hand: Neben der ökologischen Energiegewinnung, der langen Lebensdauer und dem geringen Wartungsaufwand ersparen sich die Auftraggeber auch Installationskosten - schließlich muss man nicht mehr aufgraben und Leitungen verlegen.

Energietechnik der Zukunft

Doch auch der ganze Bürokomplex hinter diesen Leuchten ist energietechnisch zukunftsweisend. Vor der Errichtung der „Energy Base“ hatte der Auftraggeber Wiener Wirtschaftsförderungsfonds rund um die planenden „POS architekten“ ein Expertenteam zusammengeführt, das exemplarisch aufzeigte, was im Bürobau künftig energietechnischer Standard sein wird.

Zum einen wurde bewiesen, dass auch Bürobauten im Passivhaus-Standard errichtet werden können. Sprich: Mithilfe von Wärmeschutz, Luftdichtheit und kontrollierter Lüftung mit Wärmerückgewinnung wird der Heizbedarf dieses Gebäudes minimiert. Das Bisschen, was noch zusätzlich für Heizen und Kühlen benötigt wird, kann problemlos mit Erdwärme abgedeckt werden.

Doch die „Energy Base“ ist gleichzeitig auch Kraftwerk und erzeugt Strom. Allerdings wurde die Fotovoltaik-Anlage nicht, wie sonst üblich auf dem Dach montiert: Es ist die Fassade, die den Strom Produziert. Die rund 400 Quadratmeter große Sonnenstrom-Anlage wurde in die gefaltete Südfront des Hauses integriert.

„Das Haus als Kraftwerk wird sicher ein Megatrend in der künftigen Energieversorgung werden“, ist auch Hornbachner überzeugt. Sein Unternehmen hat bereits bei anderen Projekten innovative und integrierte Sonnenstrom-Lösungen umgesetzt. Dafür wurden gemeinsam mit dem HEI-Partnerunternehmen „Ertex-Solar“ neuartige Fotovoltaik-Module entwickelt, die dieselben Eigenschaften wie Verbund-Sicherheitsglas aufweisen. So besteht beispielsweise beim neuen Gemeindezentrum von Ludesch (Vorarlberg) das Glasdach aus derartigen Fotovoltaik-Elementen.

Hornbachner ist überzeugt, dass „in 15 bis 20 Jahren Süd-, aber auch Ost- und West-Fassaden wenn möglich grundsätzlich für die Energieproduktion genützt werden“. Dieses Thema werde dann „auch den Wert der Immobilie mitdefinieren“. Die Mehrkosten für derartige „fotoaktive Fassadenbauelemente“ seien schon jetzt „nicht so dramatisch. Es ist nur noch eine Frage von Jahren, bis eine wirkliche Wirtschaftlichkeit erreicht wird und keine speziellen Förderungen mehr nötig sind.“

Der Standard, Do., 2009.02.19



verknüpfte Bauwerke
ENERGYbase

05. August 2004Roman David-Freihsl
Der Standard

NGO für Architektur in Armenvierteln

Wien - Begonnen hatte es heuer mit ein paar Studenten der TU Wien. Auf Initiative von Sabine Gretner und Thomas Fattinger vom Institut für Wohnbau und...

Wien - Begonnen hatte es heuer mit ein paar Studenten der TU Wien. Auf Initiative von Sabine Gretner und Thomas Fattinger vom Institut für Wohnbau und...

Wien - Begonnen hatte es heuer mit ein paar Studenten der TU Wien. Auf Initiative von Sabine Gretner und Thomas Fattinger vom Institut für Wohnbau und Entwerfen fuhr im Februar ein Studentengruppe nach Johannesburg, um dort im Township Orange Farm für die Ärmsten der Armen ein Zentrum für Behinderte aufzubauen.

Es sorgte für Furore und umfangreiche Berichte in den südafrikanischen Medien, wie dort ausschließlich mit lokalen Baustoffen neue Lösungen etwa für bessere Dämmung gefunden wurden. Prozess und Ergebnis werden ab heute, Donnerstag, bis 27. September bei der Ausstellung „Jo'burg Now!“ im Architekturzentrum Wien präsentiert.

Doch das soll erst der Anfang einer internationalen Bewegung gewesen sein. „Dieses Projekt hat derart sensationell funktioniert, dass ich eine große internationale NGO aufbauen will“, kündigt Grünen-Politiker Christoph Chorherr im STANDARD-Gespräch an. Die Bezeichnung S²ARCH steht für „Social and Sustainable Architecture“. Ziel ist es, vorerst in Europa und in den USA ähnliche Studentenprojekte zu unterstützen, „um aufzuzeigen, dass man mit wenig Geld, lokalen Baustoffen und guter Architektur soziale Verhältnisse verbessern kann“.

Studenten werden dabei eingeladen, Projekte für kommunale Einrichtungen in „Squatter Areas“, so genannten illegalen Massensiedlungen zu planen und selbst umzusetzen. Seien es Behinderteneinrichtungen, Schulen, Kindergärten, eine Bibliothek oder auch ein Kino.

„Immerhin leben zwei Drittel der Menschheit in solchen Verhältnissen“, erläutert Chorherr. Und da geht es etwa auch darum, einfachste architektonische Lösungen zu finden, wie man etwa im Sommer die Temperatur in Wellblechhütten von gemessenen 65 Grad auf unter 40 bekommt. Die Baustoffkosten sollen über Spenden finanziert werden, „und wir garantieren, dass 100 Prozent der Spenden dorthin fließen“, betont Chorherr.

Diesen Oktober werden bereits die Nachfolgeprojekte für 2005 in Südafrika präzisiert: TU-Studenten wollen nächsten Februar im Township Wohnhäuser für obdachlose Behinderte errichten. Die Architekturfakultät der Kunstuniversität Linz will Einrichtungen für geistig behinderte Kinder realisieren.

Wobei die Vorhaben nicht von S²ARCH selbst entwickelt werden. Für 2006 laufen bereits Gespräche mit internationalen Universitäten, die Vorschläge für Projekte auch außerhalb von Südafrika erarbeiten könnten.

Der Standard, Do., 2004.08.05

20. Juli 2004Roman David-Freihsl
Der Standard

Der neue Zentralbahnhof am Rande der U-Bahn

Wien soll endlich einen internationalen Durchgangsbahnhof bekommen - der dann auch endlich zur U1-Station am Südtirolerplatz rückt. Gleichzeitig plant die Stadt aber eine neue U-Bahn in Richtung Süden, die den Bahnhof wieder links liegen lassen würde.

Wien soll endlich einen internationalen Durchgangsbahnhof bekommen - der dann auch endlich zur U1-Station am Südtirolerplatz rückt. Gleichzeitig plant die Stadt aber eine neue U-Bahn in Richtung Süden, die den Bahnhof wieder links liegen lassen würde.

Wien - Montagvormittag wurden von ÖBB und Stadt Wien jene beiden Architekten (-Teams) präsentiert, die den endgültigen Masterplan für den neuen Zentralbahnhof „Bahnhof Wien“ und das dazugehörige Stadtentwicklungsgebiet erarbeiten sollen: Das Team Hotz/Hoffmann (Zürich/Wien) und der Wiener Architekt Albert Wimmer sollen gemeinsam den endgültigen Plan entwickeln, der Ende 2004 im Gemeinderat beschlossen werden soll.

Für die deutliche Trübung sorgten aber „unterschiedliche Auffassungen“, daraus wollte Norbert Steiner, der Leiter der ÖBB-Bahnhofsoffensive „gar kein Hehl“ machen. Denn: In guter alter Wiener Tradition soll wieder einmal eine U-Bahnlinie am Bahnhof vorbei errichtet werden.

Schon die U1 war seinerzeit abseits des Südbahnhofes am Südtiroler Platz errichtet worden. Dieses Planungsfiasko soll jetzt endlich behoben werden: Der Bahnhof Wien beendet das Kopfbahnhofkonzept der Monarchie. Süd- und Ostbahnhof werden aufgelassen und quer dazwischen der neue Durchgangsbahnhof errichtet. Damit können dann Fernzüge der Westbahn über Lainzer Tunnel und Bahnhof Wien direkt in Richtung Osten weiter fahren. Damit kommt das Bahnhofsgebäude endlich zur U1-Station.

Gleichzeitig laufen jetzt die Planungen für eine südliche U2-Verlängerung zum Wienerberg. Und so wie es derzeit aussieht, soll diese Trasse wieder den neuen Bahnhof Wien links liegen lassen.

„So erreichen wir rund 90.000 Menschen - sonst hätten wir nur ein Potenzial von etwa 47.000“, erläuterte Planungsdirektor Arnold Klotz am Montag.

„Hochwertig anbinden“

Der Zentralbahnhof müsse „hochwertig angebunden werden“, ärgert sich hingegen Steiner: „Dieser Bahnhof ist ab 2015 nicht nur europäischer Knoten, sondern auch die Verknüpfung aller S-Bahnen.“

Ein weiterer Streitpunkt zwischen Stadt und ÖBB: Das geplante Einkaufszentrum neben dem neuen Bahnhof. Laut Klotz würden „25.000 Quadratmeter möglich erscheinen“. ÖBB-Steiner: „Wenn man einen ordentlichen Metropolenbahnhof will, dann soll der auch alle Stückerln spielen.“ Er spricht von 40.000 Quadratmetern.

Die Entwürfe von Hotz/ Hoffmann und Wimmer haben einige Gemeinsamkeiten, wie etwa einen großzügigen Park, aber auch einige Unterschiede. Hotz/Hoffmann beschränken sich auf Bauhöhen bis 50 Meter, „um die Silhouette des Belvedere nicht zu stören“. Wimmer sieht Bauhöhen bis zu 90 Meter vor.

Der Bahnhof Wien soll in zwei Phasen bis 2008 und 2010 errichtet werden. Die Baukosten werden auf 420 Millionen Euro geschätzt, davon sind 257,3 Millionen Euro gesichert. Der Rest soll über die Verwertung der frei werdenden Grundstücke finanziert werden. Die Stadt schießt 46 Millionen für die technische- und 42 Millionen für die soziale Infrastruktur zu - wie etwa für Kindergarten, Volks-und Hauptschule.

Der Standard, Di., 2004.07.20



verknüpfte Bauwerke
Zentralbahnhof (wienarch)

16. April 2004Roman David-Freihsl
Der Standard

Palmers-Projekt neu gekleidet

Adolf Krischanitz gestaltet die Rückseite des Gerngross-Blocks: Für Transparenz steht die gläserne Fassade

Adolf Krischanitz gestaltet die Rückseite des Gerngross-Blocks: Für Transparenz steht die gläserne Fassade

Der Gerngross wollte gern größer werden - und das sorgte für mächtigen Wirbel im Bezirk. Nach massivem Widerstand wurden die großzügigen Ausbaupläne der Gerngross-Gruppe für die Palmers-Liegenschaft in der Lindengasse 11-15 schließlich auf Eis gelegt.
Die Palmers AG wiederum hat nun die Planungen wieder aufgetaut, neu überdacht und das Vorhaben reduziert. Außerdem sollten die „Bebauungspläne so transparent wie möglich ablaufen“, wie Palmers-AG-Vorstand Martin Neidthart betont. Daher initiierte er einen geladenen Wettbewerb, in dessen Jury Vertreter der Stadt und der grüne Bezirksvorsteher Thomas Blimlinger geladen wurden.

Die Loggia-Logen

Dieses Verfahren gewann nun Architekt Adolf Krischanitz. Für diese einstimmige Juryentscheidung habe letztendlich „ein optimaler Nutzungsmix aus Wohn-, Büro-, Geschäfts- und Erschließungsflächen sowie die Entwurfsidee des ,geschlossenen Hofes'“ gesprochen. Überdies werde "durch die zum Innenhof umlaufend angeordneten Loggienreihen eine nahezu ,logenartige' Situation assoziiert.
Die verbaute Fläche beträgt insgesamt mehr als 15.000 Quadratmeter, davon 8573 Quadratmeter Nutzfläche. Schwerpunkt bei diesem Neubauprojekt sind Wohnungen, die insgesamt eine Fläche von mehr als 7000 Quadratmetern einnehmen werden.

Begrünter Wohnhof

Im Erdgeschoß werden Geschäfte beziehungsweise Büros untergebracht, zur Straße hin werden die Flächen als Büros genutzt. Jede Wohnung wird behindertengerecht mit Aufzügen zu erreichen sein; die Wohnungen werden mit Loggien oder Terrassen ausgestattet. Sie alle sind dem Wohnhof zugewandt, der über dem Erdgeschoß liegt und begrünt wird.
Adolf Krischanitz errichtete unter anderem die Kunsthalle Karlsplatz und das Asfinag-Gebäude an der Wiener Südausfahrt, dazu kommen Bauvorhaben im Ausland wie das Museum Rietberg in Zürich und das Novartis-Forschungslabor in Basel.

Der Standard, Fr., 2004.04.16



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Wohn- und Geschäftshaus Lindengasse

09. Mai 2003Roman David-Freihsl
Der Standard

Alle Planungen beginnen von vorne in Wien-Mitte

Es wird ein neuer Planungswettbewerb für Wien-Mitte gestartet. Das wurde nun beschlossen. Die Bauträger Austria Immobilien bleiben vorerst Investor.

Es wird ein neuer Planungswettbewerb für Wien-Mitte gestartet. Das wurde nun beschlossen. Die Bauträger Austria Immobilien bleiben vorerst Investor.

Nun wird also tatsächlich alles neu geplant in Wien-Mitte. Der Planungsausschuss der Stadt hat Mittwochnachmittag beschlossen, einen neuen städtebaulichen Wettbewerb durchführen zu lassen, damit rund um das Bahnhofsgelände im dritten Bezirk doch noch eine attraktive Lösung umgesetzt werden kann. Damit bleibt der „Ratzenstadel“ (Bürgermeister Michael Häupl) aber auf vorerst unbestimmte Zeit ein unansehnlicher Willkommensort für Reisende.

Wie berichtet, hat die Diskussion rund um die Höhe der ursprünglich bis zu 97 Meter hohen Türme diese letztlich zu Fall gebracht. Der Investor, die Bauträger Austria Immobilien, hat daraufhin einen Rückzieher gemacht. Der Grund: Nur mit entsprechender Höhe sei das Projekt über dem Bahnhof rentabel. Aus Hintergrundgesprächen wurde klar, dass der Geschäfts-und Hotelbau am derzeitigen Immobilienmarkt ohnehin nicht die gewünschten Erlöse gebracht hätte. Auch, weil die ÖBB auf guten Pachterträgen beharrte.

Vorerst bleibt die BAI als Investor mit an Bord, erklärte Andreas Schieder, SP-Ausschussmitglied, gegenüber dem STANDARD. Entscheidend sei jetzt, dass bei den vorbereitenden Sitzungen erstmals alle Beteiligten an einem Tisch sitzen - also ÖBB, BAI, Wiener Linien und Stadtplanung.

Neu ist, dass jetzt die Markthalle in die städtebaulichen Planungen einbezogen wird. Das Ergebnis könne dann auch modulhaft umgesetzt werden - also zum Beispiel mit oder ohne Markthalle.


360.000 Euro Kosten

Beschlossen wurde ein Sachkredit über 360.000 Euro für einen städtebaulichen Wettbewerb, zu dem namhafte Architekten eingeladen werden sollen - und zwar einstimmig von allen Gemeinderatsparteien. In der Ausschreibung wurde festgehalten, dass bei den Neuplanungen auch das städtebauliche Umfeld - und also auch das nahe gelegene Weltkulturerbe Innere Stadt - zu berücksichtigen ist.

Dass neu gewidmet werden muss, ist so gut wie sicher, da auch bei einer deutlichen Unterschreitung der Bauhöhe eine Änderung der Flächenwidmung nötig wird. Bis zum Herbst soll der Wettbewerb entschieden sein - noch vor Eröffnung des neuen Airport-Shuttles.

Die Pläne von Neumann/ Ortner seien nach wie vor Grundlage für die Planungen - „dann wird man sehen, ob man das Projekt adaptieren kann oder nicht“, meint Schieder. Einfach die Höhe zu reduzieren, das sei zu wenig.

Der Standard, Fr., 2003.05.09



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19. November 2002Roman David-Freihsl
Der Standard

Von der „Un-Art“ zum Bürohaus

Erneuerungsprojekt soll ein Grätzel in Währing stärken

Erneuerungsprojekt soll ein Grätzel in Währing stärken

Stadterneuerung im gürtelnahen Gründerzeitviertel ist ein weitgehend mühsames und träges Geschäft. Auf der einen Seite sind da massive öffentliche Interventionen - vom Umbau und Neunutzung der Gürtelbögen über die Umgestaltung von Plätzen und Märkten bis hin zur Sanierungsförderung.

Geht es dann aber an die Erneuerung des baufälligen privaten Althausbestandes, gerät die Chose schnell wieder ins Stocken. Warum sollte auch teures Geld für die Sanierung in die Hand genommen werden - wenn gleichzeitig an überfüllten Quartieren verdient werden kann.

Aber es gibt auch Ausnahmen. Und eine solche dürfte sich demnächst an der Ecke Martinstraße/Staudgasse im Bezirk Währing manifestieren. Auch hier bröckelt vorerst noch ein baufälliges Vororte-Ensemble vor sich hin. Aber schon die Zwischennutzung zeigte, dass hier ein anderer Geist herrscht als in Spekulationshäusern.

Da wurde im Hinterhof in der ehemaligen Motorenfabrik alternatives Theater gespielt („krautsuppe, tiefgefroren“). Oder es wurde von der Gruppe „Un-Art“ ein „Un-Markt“ eingerichtet: Mit „Un-Suppe“, „Un-Sinn“ - und einer Woche Glück für zwei Personen.

Und so wie es aussieht, könnte im nächsten Frühjahr mit dem Um- und Neubau des Ensembles begonnen werden - eine Investition von insgesamt 7,27 Millionen Euro. „Dieses Büroprojekt wird auch für die Aufwertung des Viertels rundum einen wichtigen Beitrag leisten“, ist der Architekt und Gebietsbetreuer Timo Huber überzeugt.

Nicht nur weil hier nach den Plänen Hubers auf 4600 Quadratmetern Raum für etwa 200 neue Jobs geschaffen wird - und damit auch die Infrastruktur rundum mit Kutschkermarkt, Beiseln, Café und Geschäften gestärkt wird. Sondern etwa auch, weil der Grünraum im Innenhof erhalten und zum Teil auch zugänglich gemacht werden soll. Auch der historisch wertvolle Backstein-Hoftrakt bleibt erhalten.

Zur Straße hin wird die zulässige Gebäudehöhe geringfügig überschritten - um einerseits einen Anschluss zur höheren Nachbarbebauung zu finden. Und andererseits innen Raumhöhen von 2,9 Metern zu ermöglichen. Vorne, am Eck soll ein nächtlich rot erleuchteter „Blitz“ einen künstlerischen Akzent setzen.

Schon im Vorfeld konnten Studenten der Donauuniversität Krems auf Einladung der Gebietsbetreuung und des Besitzers - Architekt Michael Schwanzer - zeigen, was ihnen bei diesem Block zum Thema solares Bauen einfällt.


[Die Ausstellung der Ergebnisse und auch das Neubauprojekt können vor Ort besichtigt werden: Anmeldung bei der Gebietsbetreuung Kalvarienbergviertel: [TEL]: 485 98 82.]

Der Standard, Di., 2002.11.19



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Bürohaus

13. Juni 2002Roman David-Freihsl
Der Standard

Lückenschluss in der Donaucity-Skyline

Drei Hochhäuser noch als Höhepunkt in der Kernzone

Drei Hochhäuser noch als Höhepunkt in der Kernzone

Die „Geografie der Donaucity“ hat noch einen weißen Fleck. Besser gesagt: eine grau-staubige Grube - aus der noch die „Kernzone“ des neuen Stadtteils an der Donau wachsen soll. Und wie diese letzten Höhepunkte in der Skyline vor der UNO-City aussehen werden, hat der französische Architekt Dominique Perreault geplant. Mittwoch präsentierten Planungsstadtrat Rudolf Schicker (SP) und Thomas Jakoubek, Vorstand der WED (Wiener Entwicklungsgesellschaft für den Donauraum), das Ergebnis des geladenen städtebaulichen Gutachterverfahrens.

Perreaults Vorschlag habe durch „die sensible und flexible städtebauliche Lösung, die einen intelligenten gestalterischen Bezug zu den umgebenden Baulichkeiten aufweist“ überzeugt, erklärte Jury-Vorsitzender Hans Hollein.

Drei neue Hochhäuser sollen noch im Donaucity-Zentrum errichtet werden. Neben dem höchsten - rund 120 Meter hoch - soll ein Platz an der Kreuzung der beiden City-Hauptstraßen entstehen. Mit Lokalen und Geschäften. Wobei der Architekt auch den Bereich des Schuh-Ski einbezieht, den die WED derzeit aus der Konkursmasse erwerben will: Dort könnte eine Music-Hall entstehen, ist Perraults Idee. Und im Anschluss daran ein „Kulturpark“. Was der beinhalten wird, ist aber laut Schicker noch unklar - unter einem „Kulturdach“ könnten aber auch mehrere kleinere Nutzungen vereint werden.

Insgesamt sollen noch weitere 500.000 Kubikmeter um rund 218 bis 290 Millionen Euro in den nächsten acht bis zehn Jahren errichtet werden. Wobei die architektonische Gestaltung zum Teil noch offen ist: Perreault selbst wird wohl das höchste Hochhaus entwerfen. Baubeginn könnte in eineinhalb Jahren sein. Als Letztes wird das Hochhaus mitten in der Autobahn-Auffahrtsschleife bei der Wagramer Straße gebaut.

Aber auch die zweitgereihte holländische Architektengruppe MVRDV hat 50.000 Kubikmeter zugesprochen bekommen. Ob das allerdings tatsächlich deren Hochhausentwurf sein wird, ist fraglich: geknickte Hochhäuser. „Aber es macht Sinn, einmal ernsthaft darüber nachzudenken“, erklärt Schicker.

Der Standard, Do., 2002.06.13

06. März 2002Roman David-Freihsl
Der Standard

Die Donaucity wird jetzt noch einmal neu geplant

Die WED wappnet sich für die letzte Bauphase in der Wiener Donaucity: Bis Ende Mai wird das Konzept für die restlichen Bauplätze mit einem Potenzial von bis zu 200.000 Quadratmetern Bruttofläche neu überdacht.

Die WED wappnet sich für die letzte Bauphase in der Wiener Donaucity: Bis Ende Mai wird das Konzept für die restlichen Bauplätze mit einem Potenzial von bis zu 200.000 Quadratmetern Bruttofläche neu überdacht.

Kurzes Innehalten vor dem finalen Baukran-Aufmarsch in der Wiener Donaucity. „Wir wollen über den Rest noch einmal gesamthaft nachdenken“, erklärt Thomas Jakoubek, Vorstand der WED (Wiener Entwicklungsgesellschaft für den Donauraum) im STANDARD-Gespräch. Bis Ende Mai soll nun das neu überarbeitete Konzept vorliegen, das auf den letzten vier bis fünf Bauplätzen in der Hochhauslandschaft vor der UNO City entstehen soll.

Auch das von den Architekten Isozaki/Peichl geplante größte Doppelhochhaus der Donaucity soll in diesem Zusammenhang noch einmal überdacht werden - „wobei wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht einzelne Objekte, sondern Konzepte erarbeiten. Noch ist alles offen, noch gibt es keinerlei Einschränkungen“, betont Jakoubek. „Nach dieser Strukturarbeit wird dann ein Leitprojekt und bis zum Herbst das eine oder andere Objekt entwickelt.“

Wobei die restlichen vier bis fünf Bauplätze noch ein mächtiges Potenzial bieten: „Theoretisch sind noch rund 200.000 Quadratmeter Bruttofläche - inklusive Garagen - möglich“, so Jakoubek. Dass die schwer an den Mann oder die Frau zu bringen sind, glaubt der WED-Chef nicht: „Im vergangenen Jahr sind im Ares Tower 2800 Quadratmeter überraschend frei geworden - die waren bereits nach zweieinhalb Monaten wieder vermietet.“

In Summe wurden in den vergangenen sieben Jahren bereits rund 60 Prozent der gesamten Donaucity realisiert: „Inklusive der Wohnbauten sind bis jetzt rund 300.000 Brutto-Quadratmeter verwertet“, bilanziert Jakoubek nicht unzufrieden. Allein in den vergangenen eineinhalb Jahren wurden neben dem Haselsteiner-Deal über 20.000 m² (siehe nebenstehenden Artikel) auch der Ares Tower mit 30.000 und das Tech Gate mit weiteren 15.000 m² vermietet.

Nachdenklich stimmen da höchstens zwei Objekte im neuen Stadtteil an der Donau: Für den „Kultur-Bauplatz“ gibt es noch immer kein Konzept. „Das wird vermutlich noch ein wenig länger dauern“, so Jakoubek. "Das wollen wir nicht übers Knie brechen.

Und auch beim fix und fertig geplanten TU-Neubau stehen immer noch die potenziellen Kräne still: „Wann mit diesem Bauwerk begonnen werden kann, ist noch offen. Das hängt von der Politik ab - und da passiert derzeit leider nichts.“

Der Standard, Mi., 2002.03.06

18. November 2000Roman David-Freihsl
Der Standard

Start für 20 Millionen Fluggäste

Der Vienna International Airport errichtet ab 2001 einen neuen Pier

Der Vienna International Airport errichtet ab 2001 einen neuen Pier

Wien - Der Vertrag mit den Architekten ist unterschrieben - „das Projekt startet somit“, erklärte Flughafen-Vorstand Gerhard Schmid am Freitag seinem Gast. Und der repräsentiert immerhin einen seiner Hauptaktionäre: Bürgermeister Michael Häupl.

Die Pläne, die der Vorstand des Vienna International Airport präsentierte, wurden von der Architektengruppe Baumschlager & Eberle, Itten & Brechbühl entworfen und sollen eine gewaltige Steigerung der Kapazitäten ermöglichen. Derzeit sind die Flughafeneinrichtungen in Schwechat auf 12,1 Millionen Passagiere pro Jahr ausgelegt - „und an manchen Punkten haben wir die Grenze der Kapazität erreicht“, berichtet Vorstand Herbert Kaufmann. Bis 2005 sollen daher jährlich 20 Millionen Fluggäste abgefertigt und empfangen werden können. Und in weiterer Folge - nach 2010 - nach einer weiteren Ausbaustufe bis zu 30 Millionen. Startschuss für die erste Ausbaustufe: 2001.

Die zweite Erweiterung wäre vor allem notwendig, wenn die dritte Piste errichtet wird, für die in dieser Woche mit allen Beteiligten und Anrainergemeinden ein Mediations-Verfahren gestartet wurde (DER STANDARD berichtete).


Nur „1,6 Pisten“

Wobei die Notwendigkeit dieser Piste laut Kaufmann von zwei Faktoren abhänge: „Ob die Verkehrsprognosen tatsächlich so eintreten, wie vorher gesagt, und ob vor allem die Anflug-Technologie auf dem derzeitig Stand bleibt oder verbessert werden kann.“ Unter Umständen seien hier noch Fortschritte und damit kürzere Intervalle zwischen den Jets möglich. Wobei aber andererseits Wien derzeit zwar zwei physische, im Prinzip allerdings nur 1,6 Pisten habe, gibt Schmid zu bedenken - wegen der Überschneidung der Pistensysteme.

„Der Verkehr nimmt generell zu und wir können nicht zur Kutsche zurück“, weiß Häupl. Wobei aber bei einer derartigen Steigerung der Passagierzahlen gleichzeitig die Sorge um einen entsprechend gesteigerten Fluglärm - vor allem über dem Stadtgebiet - wächst. „Was mich bei der Austrocontrol so nervt, ist das absolute Negieren des Problems“, ärgert sich der Bürgermeister über das Flugsicherheitsunternehmen. „Da sind eure Partner schon fast zu Feinden geworden.“ Auch hier erhofft sich Schmid aber Einiges von neuen Technologien. Nicht nur wegen der Fortschritte in der Triebwerkstechnologie, mit der die Lärmentwicklung von 80 auf 70 Dezibel reduziert werden kann, was einer subjektiven Halbierung des Lärms entspricht. „Mithilfe eines GPS-Leitsystems können Ballungsräume leicht umflogen werden“, weiß er.

Neben den Wiener Erweiterungsplänen verfolgt das Flughafen-Management auch die internationalen Expansionspläne gezielt weiter - in erster Linie in Europa und den EU-Beitrittsländern. Für Berlin gebe es bereits ein Memorandum of Unterstanding, mit dem die Wiener mit sieben Prozent am Flughafen beteiligt würden. Wobei aber die Wiener gemeinsam mit den Frankfurtern federführend den Betrieb managen sollen, wie der dritte Flughafenvorstand Kurt Waniek erläuterte. Dazu kommen Vorbereitungen für Beteiligungen in Zagreb, Zpern, Mahhad (Iran), Sharm el Sheik (Ägypten) und Malta.


Bratislava zögerlich

Was eine Kooperation mit Bratislava betrifft, sei die slowakische Seite zwar etwas zögerlich - Wien peilt aber dennoch die Errichtung eines gemeinsamen Management-Vertrages an, so Waniek.

Der Standard, Sa., 2000.11.18



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Flughafen Wien - Erweiterung

17. Dezember 1998Roman David-Freihsl
Der Standard

Zukunft mit „Dyn@mosphäre“

„Hier bringen sich Zukunft und Planung in Deckung“, freut sich der für beides zuständige Stadtrat Bernhard Görg. Über den Meidlinger „Stadtteil der Zukunft“ berichtet Roman Freihsl.

„Hier bringen sich Zukunft und Planung in Deckung“, freut sich der für beides zuständige Stadtrat Bernhard Görg. Über den Meidlinger „Stadtteil der Zukunft“ berichtet Roman Freihsl.

Wien - Irgendeine Zukunft ist ja immer gerade im Anmarsch. Mittwoch ist gleich ein ganzer Zukunfts-Stadtteil ein wenig näher zur Wirklichkeit gerückt. Zukunfts- und Planungsstadtrat Bernhard Görg (VP) präsentierte die Gewinner des Architekten-Wettbewerbes für die künftige Bebauung der ehemaligen Kabel- und Drahtwerke AG (KDAG) in Meidling: Das junge Architektenteam „the poor boy's enterprise“ (Ernst J. Fuchs, Marie Thérèse Harnoncourt, Florian Haydn) und Architekt Rainer Pirker.

Dieses Zukunftsprojekt ist eines, das schon einiges an Vergangenheit hinter sich hat: 1996 hatte der damalige Planungsstadtrat Hannes Swoboda (SP) einen „Millenniums-Workshop“ für das 5,9 Hektar große Areal ins Leben gerufen. Neue Wohnungstypen für neue gesellschaftliche Rahmenbedingungen sollten entworfen werden. Von Experten wurden hier „Bausteine für die Stadt der Zukunft“ entwickelt - und gleichzeitig ein Bürgerbeteiligungsverfahren gestartet.

Nach Swobodas Ablöse und einer längeren Pause machte Bezirksvorsteher Herbert Hezucky (SP) Druck: Diesen März wurde der Sieger des Anrainer-Wettbewerbes präsentiert (DER STANDARD berichtete) und der Architekten-Wettbewerb gestartet.


Offene Entwicklung

„Ein strategischer Systemansatz, der Entwicklungen offen läßt und nicht nur Gebäude arrangiert“, beschrieb nun am Mittwoch Jury-Mitglied Rüdiger Lainer das Siegerprojekt. „In ein paar Jahren wird man in Meidling ein Projekt sehen können, das in Europa einzigartig ist.“

So einzigartig ist die Arbeit der Architektinnen und Architekten, daß sie ein neues Vokabular entwickeln mußten: „Dyn@mosphäre“ ist ein solches Schlüsselwort, das für Dynamik, Atmung und Atmosphäre steht. Damit sich diese „Dyn@mosphäre“ entwickeln kann, gibt es „Kernzellen“: „Impulsator“, „Attraktor“ und „Mentator“ heißen die. Das Gelände wird nicht in Volumina, sondern in „Feldern“ gedacht, die starke Durchmischung gewährleisten sollen.


Halb öffentlich

Kurz: Eine Struktur für soziale Selbstorganisation soll geschaffen werden. Zusätzlich zu herkömmlichen Wohnungen und öffentlichen „Sozialräumen“ soll es halb öffentliche und halb private Bereiche geben. Wie in einem „Stadthotel“, wo einzelne Räume bei Bedarf dazu gemietet werden können. Etwa für Jugendliche, die aus der Elternwohnung drängen.

Noch gebe es ein paar Unschärfen am Entwurf zu bearbeiten, so Görg. Das konkrete Projekt soll in einem halben Jahr fertig sein; ein Jahr später der Flächenwidmungs- und Bebauungsplan. Wobei Görg schon jetzt klar ist, daß dieses Vorhaben „zum Teil nicht mit der bestehenden Baurechtslage übereinstimmt“. Trotzdem: „Ein Baubeginn 2002/ 2003 ist realistisch.“

Bis dahin wollen Görg und Bezirksvorsteher Hezucky zwei Hallen am Gelände für eine kulturelle Zwischennutzung zur Verfügung stellen.

Der Standard, Do., 1998.12.17

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