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Eros und Thanatos
Mit dem Architekten und Schriftsteller Bogdan Bogdanović (1922–2010) hat nicht nur Serbien einen kritischen Intellektuellen verloren (NZZ 21. 6. 10). Bogdanović verkörperte auch jenen kosmopolitischen Geist Jugoslawiens, dessen moralisches Erbe den Untergang desVielvölkerstaates überdauern wird.
Mit dem Architekten und Schriftsteller Bogdan Bogdanović (1922–2010) hat nicht nur Serbien einen kritischen Intellektuellen verloren (NZZ 21. 6. 10). Bogdanović verkörperte auch jenen kosmopolitischen Geist Jugoslawiens, dessen moralisches Erbe den Untergang desVielvölkerstaates überdauern wird.
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Profil
Der führende Denkmalarchitekt des ehemaligen Vielvölkerstaates Jugoslawien, aber auch ein unkonventioneller Urbanologe, Essayist und Schriftsteller, der „baute, um schreiben zu können und schrieb, um bauen zu können“.
Zwischen 1951 und 1981 realisierte Bogdanović in vielen Teilen des ehemaligen Jugoslawiens über zwanzig Gedenkstätten für Opfer des Faschismus und für antifaschistische Kämpfer. Frei von ideologischen Insignien laden diese archaisch anmutenden architektonischen Ensembles zum kontemplativen Verweilen ein.
Bogdanovićs poetischer und dennoch pathosloser Umgang mit Stätten der Zerstörung fand vor allem in der berühmten Blume von Jasenovac, die an der Stelle eines ehemaligen Konzentrationslagers steht, seinen Niederschlag. Die Partisanennekropole in Mostar/Bosnien-Herzegowina sowie der Gedenkfriedhof für die Opfer des Faschismus in Sremska Mitrovica/Serbien zählen zu den wichtigsten dieser Gedenkstätten. „Was ich vermochte, war, auf archaische Formen zurückzugreifen. Ich war davon überzeugt, dass die Verständlichkeit der Symbole umso größer war, je tiefer die Semantik der Formen in die metahistorischen Schichten der menschlichen Phantasie hineinreichte.“ (aus: Der verdammte Baumeister)
Bogdan Bogdanović unterrichtete 35 Jahre lang an der Architektonischen Fakultät der Universität Belgrad und rief schon sehr früh das Unterrichtsfach Urbanologie ins Leben. Nicht bloß der Städtebau, auch und vor allem der Ursprung und die Metaphysik der Stadt standen dabei im Mittelpunkt. In den 70er Jahren ging er noch einen Schritt weiter und gründete die „Dorfschule für Philosophie der Architektur“ in der Nähe von Belgrad, wo er alternative Workshops und Kurse leitete und nicht zuletzt in diesem Zusammenhang als „Architekturesotheriker oder -philosoph“ bezeichnet werden kann.
Bogdanović wuchs in einem Haus auf, in dem das geschriebene Wort einen überaus hohen Stellenwert hatte. Er begann daher bald als Theoretiker zu arbeiten und schrieb eine Reihe von poetisch angehauchten Architekturbüchern. In seinem ersten Werk Der kleine Urbanismus aus dem Jahr 1958, stellte er die Persepektive des Einzelnen als Maßstab aller städtebaulichen Eingriffe dar. Es ging ihm generell um die Schaffung einer Architektur, die der Sprache entspringen würde: „Ich schrieb, um bauen zu können und baute, um schreiben zu können.“ Zu den ins Deutsche übersetzten Werken zählen u.a. Der verdammte Baumeister und Die grüne Schachtel.
Publikationen
Bogdan Bogdanović, , Verlag Anton Pustet
Bogdan Bogdanovic, Architekturzentrum Wien, Wieser Verlag
Architektur der Erinnerung, , Verlag Anton Pustet