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06. August 2008Urs Honegger
hochparterre

Architekten im Web: auf Service bauen

Wie treten Architekten über das Internet mit Bauherr, Medien und Öffentlichkeit in Kontakt? Zwei aktuelle Diplomarbeiten aus dem Bereich Public Relations widmen sich dem Thema und stellen fest: Schlechte Auftritte im Netz behindern die Kommunikation mit der Zielgruppe.

Wie treten Architekten über das Internet mit Bauherr, Medien und Öffentlichkeit in Kontakt? Zwei aktuelle Diplomarbeiten aus dem Bereich Public Relations widmen sich dem Thema und stellen fest: Schlechte Auftritte im Netz behindern die Kommunikation mit der Zielgruppe.

‹Planlos ins Netz› titelte Hochparterre einen Artikel (HP 1-2/08), der 50 Websites von Architekten bewertete. Das Resultat war alles andere als glänzend. Technische und gestalterische Mängel führten dazu, dass über die Hälfte der getesteten Internetauftritte ungenügend abschnitt. Unsere Expertinnen und Experten orteten die Gründe auch in einer allgemeinen Kommunikationsunlust. Fazit: Man halte diesbezüglich nicht viel von diesem Medium. Was Hochparterre anhand des Tests diagnostizierte, deckt sich mit den Erkenntnissen, welche die Stadtplanerin Mirca Loh in ihrer Masterthese an der Hochschule Bo--chum gemacht hat. Zum Abschluss des Materstudiengangs ‹Architektur Media Management› hat sie einen Website-Ratgeber für Architekten geschrieben. In der Einleitung kommt sie zum Schluss: «Den meisten Büros dient der eigene Internetauftritt zur Selbstdarstellung.» Sie scheinen sich hauptsächlich an die Berufskollegen zu richten.

Falscher Ansatz

Oft fehlen die grundlegenden Informationen, die einen möglichen Auftraggeber interessieren. Stattdessen schrecken überladene Werkverzeichnisse und komplizierte Pläne die Besucher ab. Mirca Loh weist darauf hin, dass die Hauptfragen nicht gestellt werden: Wer ist die Zielgruppe und was will sie wissen? Diese müsse beantworten, wer einen anständigen Auftritt ins Netz stellen wolle.
«Architekten denken, dass ihre Bauten für sie kommunizieren», beschreibt Mirca Loh ein oft gehörtes Argument. Es greife aber zu kurz. Ein gebautes Haus zeige, wie ein Architekt baut. «Der Auftritt aber muss dem Besucher sagen, wie ein Büro arbeitet. Dienstleistung kann ein Gebäude nicht vermitteln. Eine gute Website aber bringt rüber, wie zuverlässig und stressfrei eine mögliche Zusammenarbeit ist», so die Kommunikationsfachfrau.
Ein weiteres Missverständnis, dass Mirca Loh beschreibt: Das Internet ist kein Werkzeug zur Akquisition. Eine Präsenz ersetzt nicht den ersten Schritt und den direkten Kontakt. Aber er gibt dem potenziellen Partner die Möglichkeit, sich über das Büro zu informieren und Fragen zu beantworten, die beim Meeting vergessen gingen. Und umgekehrt gilt mit Sicherheit: Hat ein Bauherr vier mögliche Bewerber zur Auswahl, schaut er sich deren Sites an. Der mit der schlechten Homepage scheidet aus.

Die Website ist ein Kommunikationswerkzeug unter vielen. Was fürs Internet gilt, betrifft aber auch die anderen Mittel der Öffentlichkeitsarbeit: Architekten arbeiten nur ungern damit. Zu dieser Erkenntnis gelangt PR-Beraterin Sigrun Wähner in ihrer Diplomarbeit am Schweizerischen Public Relations Institut (SPRI): «Viele Architekten wissen gar nicht, wie ein PR-Berater helfen kann, weil sie die Möglichkeiten der Kommunikation nicht kennen. Andererseits trauen sie dem Berater nicht zu, in ihrem Feld die richtigen Vorschläge machen zu können.» Wie man kommunizieren soll, wird aber immer wichtiger. Junge Büros treten bewusster in der Öffentlichkeit auf als die ältere Generation. Auch das belegt Sigrun Wähner in ihrer Arbeit.

Charles Ganz, Managing Director bei swiss-architects.com, einer der grössten Internet-Plattformen für Architekten, hält die Öffentlichkeitsarbeit vieler Architekten ebenfalls für nicht ausreichend. Ein Grund dafür sei die Ausbildung: «Marketing und Business kommen darin nicht vor.» Doch brauche es neben dem Willen, Architektur in die breitere Öffentlichkeit zu tragen, eben auch eine Öffentlichkeit, die sich dafür interessiere. «Nach einer Anfangsphase, in der Architekten das Internet einsetzten, ohne sich zu fragen, wie Architektur in diesem Medium funktioniert und was man überhaupt darstellen wollte, wird das Internet mittlerweile präziser verwendet», erklärt Ganz. Der jungen Generation attestiert Ganz sowohl das Flair fürs Netz als auch den Willen zur Kommunikation.

Viele Kunden landen bei ‹swiss-architects.com›, damit ihnen das Problem mit der Präsenz im Netz abgenommen wird. Ganz und sein Team erstellen auf ihrer Plattform ‹swiss-architects.com› ein Profil mit Kontaktdaten und Projekten – nur das Wichtigste. Charles Ganz sieht seinen Service aber nicht als Ersatz für einen eigenen Auftritt. Im Gegenteil: Hat ein Interessent bei swiss-architects das passende Büro gefunden, kann er sich per Klick auf dessen Website weitergehend informieren. «Damit potenzielle Auftraggeber einen finden, ist es entscheidend, an allen strategisch wichtigen Knotenpunkten des Internets aufzutauchen», fasst Charles Ganz das Prinzip zusammen.

hochparterre, Mi., 2008.08.06



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hochparterre 2008-08

11. März 2008Urs Honegger
hochparterre

Kino wird Club

Wer ins Kino Wellenberg / Accademy am Hirschenplatz in Zürich tritt, sieht seit Ende 2007 einen neuen Film: Das Kino ist weg, der Raum gehört nun dem Restaurant-Club...

Wer ins Kino Wellenberg / Accademy am Hirschenplatz in Zürich tritt, sieht seit Ende 2007 einen neuen Film: Das Kino ist weg, der Raum gehört nun dem Restaurant-Club...

Wer ins Kino Wellenberg / Accademy am Hirschenplatz in Zürich tritt, sieht seit Ende 2007 einen neuen Film: Das Kino ist weg, der Raum gehört nun dem Restaurant-Club ‹Vertigo›. Die Bar empfängt die Besucherin mit warmen Tönen; eine geschwungene Decke aus dunklen Holzlamellen erzeugt eine ruhige Atmosphäre. Die Wendeltreppe am Ende des Tresens kündigt aber Turbulenzen an. Und ein Schritt weiter, im ehemaligen Kinosaal, ist es aus mit der Ruhe. Von oben bis unten präsentiert er sich in Weiss; ein Raumschiff mitten im heimeligen Niederdorf. Der Kinosaal ist zwar noch deutlich erkennbar, doch die Perspektive hat sich verändert. Statt nach vorne schaut der Raum zur Mitte. Dort ist Platz für Show und Tanz. Oben dominiert ein weisser Zylinder mit sechs Metern Durchmesser. Darin ist sämtliche Technik für Licht und Ton versteckt. Eine 360-Grad-Projektion erlaubt das Abspielen von Filmen, die Lichtshow taucht den Club in wechselnde Farbtöne. Um den Zylinder dreht sich eine Rampe, auf der die Besucherin die obere Etage erklimmt. Dort legt sie sich in die weissen Lederlandschaften und erholt sich speisend vom schwindelerregenden Aufstieg.

hochparterre, Di., 2008.03.11



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‹Vertigo›, Restaurant, Bar und Club



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hochparterre 2008-03

16. Januar 2008Urs Honegger
hochparterre

Planlos ins Netz

Die Auftritte der Schweizer Architekten im Internet sind lieblos und unprofessionell gemacht. Zu diesem Schluss kommt ein von Hochparterre beauftragtes Expertenteam, das die Websites von 50 Büros bewertet hat. Mehr als die Hälfte schneidet ungenügend ab.

Die Auftritte der Schweizer Architekten im Internet sind lieblos und unprofessionell gemacht. Zu diesem Schluss kommt ein von Hochparterre beauftragtes Expertenteam, das die Websites von 50 Büros bewertet hat. Mehr als die Hälfte schneidet ungenügend ab.

Architekten gestalten im Netz wie im richtigen Architekturleben: überall Kästchen und Klötze. Nur leidet im World Wide Web die Gestaltung darunter. «Viele Auftritte wirken verkrampft», hält die Grafikdesignerin Catherine Corti fest. Der Kontroll- und Kästchenwahn ist ihr bei der Beurteilung des Webdesigns als Erstes ins Auge gestochen. Aber auch andere Mängel sind weit verbreitet: verschwommene Bilder, zu kleine Schriften. Oft kommen sich Gestaltung und Navigation in die Quere. Animationen können als dekoratives Element spannend sein. Wenn aber die Navigation der Benutzerin unter dem Mauszeiger wegrennt, macht Internet-Surfen keinen Spass. Viele Seiten gleichen sich. Neben dem omnipräsenten Raster wird sehr häufig ein schwarzer Hintergrund verwendet: «Die haben einander abgeschaut», sagt Catherine Corti.

Keine Web-Extras

«Es wird beinahe nirgends versucht, ein Gefühl für die Architektur zu vermitteln», fasst Usability-Spezialist Daniel Hunziker seinen Eindruck zusammen, dabei böte gerade das Netz unzählige Möglichkeiten dafür. Er vermisst zum Beispiel grosse Bilder. Keines der fünfzig Architekturbüros unterhält einen Blog. Löbliche Ausnahme bildet eine Baustellen-Webcam bei Itten Brechbühl. Manche Sites – so Hunziker – scheinen die Besucher geradezu vertreiben zu wollen. Sie starten mit einer nahezu leeren Homepage, auf der unklar bleibt, wo es weitergeht: «Wie ein Haus, bei dem man die Türe nicht findet», zieht er den Vergleich. Für die Programmierung gilt, was auch für die Architektur Voraussetzung ist: Nur wer sich an Standards und Normen hält, baut etwas, das funktioniert. Im Internet führt ein mangelhafter Quellcode zum Beispiel dazu, dass die Website nur mit einer bestimmten Software läuft. Hat eine Benutzerin diese auf ihrem Computer nicht installiert, sieht sie nichts. Oder sie findet die Navigation nicht, weil sich die Grösse der Seite nicht dem Browserfenster anpasst. Unsaubere Programmierung führt auch dazu, dass eine Seite langsam lädt und die Geduld strapaziert.

Das meiste ist selbstgestrickt

Die meisten Sites sind offensichtlich selbst gemacht. Nur vier Büros sind fehlerfrei programmiert. «Da war wohl ein Freund des Büros am Werk, der ein bisschen HTML-Code kann. Oder der Praktikant, der an der ETH ein paar Lektionen Webdesign gehabt hat», vermutet Alexandra Papadopoulos. Geradezu amüsiert hat die Expertenrunde das Beispiel von Brodbeck-Roulet: Die brauchen mehr als 160 Zeilen Code mit fast zwanzig Fehlern drinen, um ein einziges Pop-up-Fenster zu öffnen. Warum nehmen die Büros ihre Präsenz im Internet nicht ernst? «Den Architekten fehlt wohl der Sinn für Öffentlichkeitsarbeit», vermutet Julian Karrer, Geschäftsführer von Future Connection, und ihnen fehle das Gefühl fürs Medium. Die Büros scheinen sich nur widerwillig zu einem Auftritt zu entschliessen oder finden eine Website nicht nötig, stellt Karrer fest. Einige grosse Büros verzichten ganz darauf, allen voran die Basler Herzog & de Meuron. Hier passt die Haltung zur Corporate Identity und schadet in diesem Fall wohl kaum der Auftragslage. Bei kleineren Büros verstehe er diese Haltung aber nicht. Karrer: «Für viele wäre es eine Möglichkeit zu zeigen, inwiefern sie sich von der Konkurrenz unterschieden.» Für das Expertenteam, das sich täglich mit dem Netz und seinen Anwendungen auseinandersetzt, wirken die Auftritte der Architekturbüros lieblos und unprofessionell. Dass so wenig Aufwand für den Internetauftritt betrieben wird, erstaunt sie vor allem, wenn man die Auftragsvolumen der Büros betrachtet. «Im Internet wäre mit vergleichsweise wenig Mitteln viel zu erreichen», konstatiert Julian Karrer.

Die Gewinner

--› 1 Fischer Architekten: Ein fehlerfreier HTML-Code, bei dem sogar der Inhalt vom Design getrennt wurde, ist die Grundlage des Erfolgs. Dass die Architekten ein Content Management System verwenden, fällt dem Expertenteam positiv auf. Durchschnittlich wurden Fischer Architekten nur in der Kategorie Marketing bewertet: Die Experten hätten sich eine klarere Positionierung gewünscht.

--› 2 Metron: Auch Metron schafft es dank einer perfekten Technik auf das Podest. Sie beinhaltet sogar eine barrierenfreie Version der Website, die einzige der fünfzig getesteten. Dazu punktet das Büro mit einem Unternehmensauftritt, der die verschiedenen Geschäftsbereiche übersichtlich darstellt. Abzüge gibt es für die Navigation und die etwas gar spröde Gestaltung.

--› 3 MLZD: Für die Gestaltung erhalten die Bieler Architekten das Punktemaximum. Sie überzeugen die Experten mit einem sauberen Design und einer offenen Struktur, die nicht dem verbreiteten Kästchen- und Kontrollwahn gehorcht. Technisch hält der Auftritt nicht ganz. was er verspricht. Die eingebaute Suchfunktion findet die eigenen Projekte nicht.

Das Expertenteam

--› Alexandra Papadopoulos, Designerin FH, ist Programmiererin und Projektleiterin. Bis vor vier Jahren war sie Geschäftsführerin der Internetfirma Mitlinks. 2003 gründete sie Wusi Entertainment und spezialisierte sich auf Computerspiele. wusi[at]limmat.ch

--› Catherine Corti, Designerin FH, ist Partnerin im Büro4 in Zürich. Die Agentur für Gestaltung und Kommunikation arbeitet in den Bereichen Print Design, Ausstellungsgestaltung und Screen Design. Dort entstehen Internetauftritte für kleinere und mittlere Unternehmen. www.buero4.ch

--› Julian Karrer, lic. oec., ist Inhaber und Geschäftsleiter der Firma Future Connection in Zürich. Sie erarbeitet Webauftritte und Online-Massnahmen, unter anderem für Aduno, BMW Schweiz, Goldbach Media, Jamie Oliver und das Tonhalle-Orchester. www.fconnection.com

--› Daniel Hunziker, Interaction Designer, ist Inhaber von Associés Consult. Er gestaltet und optimiert Interaktionen für Produkte und Dienstleistungen. Er verfügt über mehrjährige Erfahrung im Gesamtdesign von digitalen Produkten. www.humancentereddesign.com

Kommentare

1 Fischer Architekten: 15 Punkte
--› Technisch perfekt, inhaltlich umfassend, einfach zu bedienen und solid gestaltet.
2 Metron: 15 Punkte
--› Vorbildlich, was die Technik und den barrierenfreien Zugang betrifft. Die Gestaltung passt zu seriösen Grossunternehmen.
3 MLZD: 15 Punkte
--› Alle mal herschauen: Man kann einen Auftritt im Netz auch zeitgemäss und sauber gestalten.
4 EM2N: 13 Punkte
--› Egal, ob man die Gestaltung trendy oder veraltet findet: Die grüne Internetseite bleibt im Gedächtnis und zeigt das Profil des Büros.
5 Kaufmann, van der Meer : 13 Punkte
--› Konventionell, sachlich und trotzdem nicht langweilig. Die grosszügigen Bilder sind teilweise unscharf.
6 Bob Gysin: 12 Punkte
--› Hat man das eitle Zitat zum Einstieg überlesen, findet man sich auf der übersichtlichen Site schnell zurecht.
7 Burckhardt Partner: 12 Punkte
--› Umfassende und internetgerecht aufbereitete Inhalte zeigen, was dieses Unternehmen macht. Die pdf-Dateien zum Runterladen sind nicht als solche gekennzeichnet.
8 Christ & Gantenbein: 12 Punkte
--› Die Website spielt mit dem Raster und setzt gestalterisch konsequent auf weisse Schrift und schwarzen Hintergrund. Die Pop-up-Fenster und die Links sind nicht markiert.
9 Pool Architekten: 12 Punkte
--› Das Intro verspricht mehr als der Rest der Seite hält. Die Gestaltung und die spielerisch eingesetzte Typografie passen zur Architektur des Büros.
10 Bauart Architekten: 11 Punkte
--› Unser Vorschlag: Die Navigation kleiner machen und die Informationen statt in pdf-Dateien zu verstecken in den Inhalt einbauen.
11 Matti Ragaz Hitz: 11 Punkte
--› Solider, unaufdringlicher Auftritt, der wenig vom Profil des Büros zeigt.
12 Pfister Schiess Tropeano: 11 Punkte
--› Die Klickbereiche und die Typografie sind zu klein geraten. Sonst gibts nicht viel zu meckern.
13 Santiago Calatrava LLC: 11 Punkte
--› Der Webauftritt ist ein animierter Hochglanzprospekt. Wegen zu kleiner Typografie schwer lesbar.
14 Zwimpfer Partner: 10 Punkte
--› Die Navigation, die sich nach unten ausrollt, kommt der komplett durchgerasterten Gestaltung in die Quere. Technisch perfekt.
15 AGPS Architecture: 10 Punkte
--› Wem die Navigation nicht unter dem Cursor wegrennt, findet viel Information auf dieser Seite.
16 ASA AG: 10 Punkte
--› Ist der Einstieg einmal gefunden, erfährt die Besucherin viel über die Menschen und das Büro. Selbst gemacht, aber informativ.
17 Gigon / Guyer: 10 Punkte
--› Der Code ist aktuell (XHTML), aber fehlerhaft. Über die Projekte des Büros erfährt man wenig.
18 Group 8: 10 Punkte
--› Die Site hebt sich durch eine abwechslungsreiche Gestaltung ab. Das Design wird aber nicht konsequent durchgezogen und erschwert dadurch die Orientierung.
19 Hans-Jörg Ruch: 10 Punkte
--› Ein perfekter Code hinter einer verstaubten Gestaltung. Von den Projekten sehen die Benutzerinnen jedoch wenig.
20 Meletta Strebel Zangger: 10 Punkte
--› Schöne grosse Bilder, aber kleine Klickbereiche und Typografie.
21 Staufer & Hasler: 10 Punkte
--› Die Seite würde auch mit normalem HTML laufen, statt mit XHTML, und hätte dann wohl weniger Code-Fehler.
22 Allemann Bauer Eigenmann: 9 Punkte
--› Die leere Homepage sagt der Besucherin nicht, wer sich hier präsentiert, und verlangt von ihr einen eigentlich unnötigen Klick.
23 Bakker & Blanc architectes: 9 Punkte
--› Eine reizvolle gestalterische Idee, allerdings unübersichtlich.
24 CCHE Architecture: 9 Punkte
--› Fast alles ist animiert. Das ist aber mehr Selbstzweck als Mehrwert für die Besucherin.
25 Dürig AG: 9 Punkte
--› Der Code wäre gerne XHTML, ist aber HTML. Die Gestaltung wäre gern reduziert, wirkt aber mager.
26 Geninasca Delefortrie: 9 Punkte
--› Die Navigation verwirrt den Besucher, weil er an verschiedenen Standorten klicken muss.
27 Plattform BW1 Architekten: 9 Punkte
--› Eine Menüleiste mit Zahlen statt Titeln erschwert die Orientierung. Ohne Flash geht nichts auf dieser Seite.
28 Theo Hotz: 9 Punkte
--› Eine Navigation für Feinmotoriker. Unnötige Animationen machen diese Internetpräsenz ungenügend.
29 Atelier WW: 8 Punkte
--› Die Site ist auffällig gestaltet, aber nicht sehr sorgfältig.
30 Bonnard et Woeffray: 8 Punkte
--› Ein elektronischer Prospekt: schön bebildert, aber schlecht lesbar.
31 Enzmann Fischer: 8 Punkte
--› Eine elektronische Visitenkarte im Postkartenformat. Von der Architektur sieht die Besucherin wenig.
32 Esch Architekten: 8 Punkte
--› Nicht barrierenfrei: Wer versucht, diese Seiten auszudrucken, sieht nichts ausser der Adresse.
33 Mario Botta: 8 Punkte
--› Unverkennbar Botta. Webdesign funktioniert aber nicht wie Architektur.
34 Martin Spühler: 8 Punkte
--› Sympathisch unverkrampft gestaltet, aber nicht internettauglich.
35 Miller Maranta: 8 Punkte
--› Navigation und Typografie sind zu klein, die Gestaltung ist langweilig.
36 Richter et Dahl Rocha: 8 Punkte
--› Die fehlerhafte Technik erschwert den Zugang zum Inhalt.
37 Stücheli Architekten: 8 Punkte
--› Noch ein Einstieg, der nicht sagt, worum es geht. Die Gestaltung lässt eher einen Steuerberater erwarten.
38 Bearth Deplazes: 7 Punkte
--› Eine Navigation, die sich erklären muss, ist keine Navigation.
39 Brodbeck-Roulet: 7 Punkte
--› Die Gestaltung erschwert die Interaktion. Die Seite bietet keine Alternative zur Flash-Version.
40 Büro B: 7 Punkte
--› Kurios: Der Zugang zum ftp-Server wird durch ein Login geschützt. Das Passwort wird darunter aber gleich angegeben.
41 Christoph Sauter: 7 Punkte
--› Die Animation macht die Site langsam und die Navigation muss man suchen.
42 Itten Brechbühl: 7 Punkte
--› Die Site ist lieblos gestaltet und schlecht navigierbar.
43 Steinmann & Schmid: 7 Punkte
--› Hier wimmelt es nur so von unmotivierten Navigationsmöglichkeiten.
44 Atelier 5: 6 Punkte
--› Zuerst findet man den Einstieg nicht, dann verschwindet die Navigation am unteren Rand.
45 Eckert Eckert: 6 Punkte
--› Die Website ist technisch so fehlerhaft, dass sie den Rechner eines Experten lahm gelegt hat.
46 Frei & Ehrensberger: 6 Punkte
--› Der Auftritt bringt die Architektur auf den Bildschirm, geht aber nicht auf die Bedingungen des Internets ein.
47 Graber Pulver: 4 Punkte
--› Das ist eine PowerPoint-Präsentation, keine Webpräsenz.
48 Bétrix & Consolacio: 4 Punkte
--› Die Einstiegseite führt zu swissarchitects.com. Das Architekturbüro findet man nur mit Glück.
49 Tilla Theus: 4 Punkte
--› Die Navigation hüpft, die Schrift ist nicht lesbar und die Bilder sind von schlechter Qualität.
50 Devantéry & Lamunière: 3 Punkte
--› Das bisschen Inhalt ist schlecht präsentiert. Auch nach längerem Aufenthalt auf der Site weiss die Besucherin nicht, wer hier was macht. Astrologie vielleicht?

hochparterre, Mi., 2008.01.16



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hochparterre 2008-01|02

16. Mai 2007Urs Honegger
hochparterre

Wo Architekten klicken

Wer im Internet ein Service bietet, der Architekten und Planern die Arbeit erleichtert, kann damit Geld verdienen. Dazu ein Vergleich von drei Websites: die Pro-duk-te-bibliothek architonic.com, der Online-Verlag baunetz.de und die Architektenporträts auf world-architects.com.

Wer im Internet ein Service bietet, der Architekten und Planern die Arbeit erleichtert, kann damit Geld verdienen. Dazu ein Vergleich von drei Websites: die Pro-duk-te-bibliothek architonic.com, der Online-Verlag baunetz.de und die Architektenporträts auf world-architects.com.

Wer im World Wide Web erfolgreich geschäften will, war am besten von Anfang an dabei. «Jetzt noch im Netz starten? Schmerzvoll», meint Tobias Lutz, Geschäftsführer von Architonic. Er hat gut lachen, seit 1999 ist der Architekt im Geschäft. Schon länger dabei sind die Zürcher PSA Publishers mit world-architects.com und der deutsche Online-Verlag baunetz.de. Bei allen drei Angeboten dauerte es ein paar Jahre, bis sie finanziell erfolgreich waren. Baunetz.de profitierte zunächst von der Investition des Bertelsmann Verlags. Wenige Jahre nach dem Start rentierte die Website ohne Querfinanzierung. «Das ist für einen On-line-Dienst eine aussergewöhnlich gute Leistung, weit über die Baubranche hinaus», weiss Stephan Westermann, der für den Inhalt zuständig ist. Die PSA Publishers investierten die Einnahmen aus ihren Porträtbüchern ins Netz. Heute gibt es keine Bücher mehr, die Firma macht ihren Umsatz ausschliesslich im Internet. Architonic betrieb neben der Website drei weitere Geschäfte. Seit Kurzem schreibt auch www.architonic.com schwarze Zahlen.

Besucher und Inhalt

Bei allen drei Beispielen bezahlen nicht die Benutzer, sondern die Mitglieder, Abonnenten und Werbekunden. Im Internet vom Benutzer Geld für Inhalt zu verlangen, ist nach wie vor schwierig: Baunetz hat versucht, einen kostenpflichtigen Bereich mit Dossiers über Architekturwettbewerbe einzurichten, vergeblich. Die Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg ist eine hohe Besucherzahl. Sie bestimmt den Anzeigetarif. Baunetz finanziert sich vorwiegend über Werbeeinnahmen. Das hat Konsequenzen für den Inhalt: «Eine neue Infoline wird nur eingerichtet, wenn wir dafür einen Sponsor finden», hält Stephan Westermann fest. Unter den vielen Anzeigen leidet die Gestaltung und die Benutzerfreundlichkeit der Seite. Lästig sind die Anzeigen, die sich immer wieder ins Gesichtsfeld des Benutzers stellen. Dafür bezahlen die Werbekunden aber den höchsten Preis. Und wie bringt man Architekten dazu, eine Website zu besuchen? Indem man einen Service bietet, der ihnen die Arbeit erleichtert. Zum Beispiel die Auswahl und die Bewertung von Informationen.

PSA Publishers verkaufen Architekten, Ingenieuren, Landschaftsarchitektinnen und weiteren Auftritte im Netz – ihre Leistung ist einerseits eine Selektion nach Güte der Büros – es wird nicht wahllos jedem ein Auftritt verkauft. Andererseits werden die Seiten im selben Designstandard aufgebaut, sind leserfreundlich und informativ. Wer über die Architekten der Schweiz zum Beispiel einen ersten Überblick will, findet hier allerhand. Tobias Lutz von architonic sagt: «Wir wollen eine Art Nischen-Google sein». Ein Suchdienst also, bei dem die meisten Nachfragen im Bereich Produkte und Materialien für Architekten beginnen. Lutz spielt dabei auf eine weitere Besonderheit des Mediums an. Viele Besucher und Erfolg hat, wer von der Internetweltmacht Google gut bewertet wird.
Google rangiert alle Websites nach einem sich dauernd ändernden Algorithmus, der sich unter anderem aus den Parametern Besucherzahl, Vernetzung und Inhaltsmenge zusammensetzt. Wer hier gut klassiert ist, erscheint bei der Google-Suche auf den ersten Seiten. Entsprechend viele Internetbenutzer werden auf die Homepage aufmerksam. «Google hat uns kürzlich auf Page Rank 6 befördert; unser Traffic ist massiv gestiegen», weist Tobias Lutz den Zusammenhang nach. Bei der Firma Architonic wendet ein Techniker fünfzig Stellenprozent allein dafür auf, die Google-Klassifizierung zu verbessern. Auch bei world-architects.com steigt die Besucherzahl. Darum ist die Site bei Google weit oben anzutreffen, wenn man das Stichwort ‹architects› oder ‹Architekten› eingibt. «Manche Architekten haben gar keinen eigenen Internet-auftritt mehr, sondern nutzen ihre Seite bei uns als Website», sagt Hans Demarmels. Dadurch sparen sie sich Kosten und Aufwand, um die Homepage zu unterhalten.

Untereinander verknüpft

Links sind das A und O im World Wide Web. Wenn eine Site mit vielen anderen vernetzt ist, bewertet sie nicht nur Google besser, sie lockt dann auch mehr Besucher an. Architonic ist über die Produktebibliothek mit den Homepages vieler international wichtiger Möbelhersteller verlinkt, die auf ihren eigenen Websites eine Menge Besucher haben. World-architects.com betreibt mit den Dependancen in den einzelnen Ländern bereits ein eigenes Netz. Hinzu kommen die Links zu den porträtierten Büros. Jeder Sponsor von Baunetz ist per Banner nicht nur visuell präsent, sondern auch mit einem Klick erreichbar. Verschiedene Anbieter können ihre Inhalte problemlos zu einem neuen Angebot verknüpfen. Das machen Architonic und PSA Publishers: Die Produktebibliothek, die man auf architonic.com findet, ist auch bei world-architects.com eingebaut. Architonic ist so bei mehr Architekten und Bauherren präsent. PSA kann mit dem fremden Inhalt Werbeeinnahmen generieren. Der Inhalt fliesst aber aus dem Internet auch zurück in die reale Welt: Tobias Lutz nutzt bei seinen Beratungen der Möbelfirmen jenes Wissen, das er sich im Online-Geschäft erarbeitet hat – und Hans Demarmels sucht nach Konzepten für Bücher.

Weitere Adressen zu Architekur und Design: www.arcguide.de, www.coohunting.com, www.designspotter.com, www.hochparterre.ch, www.materialconnexion.com, www.sia.ch, www.stylepark.com, www.we-make-money-not-art.com, www.werkbauen-undwohnen.ch.

hochparterre, Mi., 2007.05.16



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hochparterre 2007-05

Presseschau 12

06. August 2008Urs Honegger
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Architekten im Web: auf Service bauen

Wie treten Architekten über das Internet mit Bauherr, Medien und Öffentlichkeit in Kontakt? Zwei aktuelle Diplomarbeiten aus dem Bereich Public Relations widmen sich dem Thema und stellen fest: Schlechte Auftritte im Netz behindern die Kommunikation mit der Zielgruppe.

Wie treten Architekten über das Internet mit Bauherr, Medien und Öffentlichkeit in Kontakt? Zwei aktuelle Diplomarbeiten aus dem Bereich Public Relations widmen sich dem Thema und stellen fest: Schlechte Auftritte im Netz behindern die Kommunikation mit der Zielgruppe.

‹Planlos ins Netz› titelte Hochparterre einen Artikel (HP 1-2/08), der 50 Websites von Architekten bewertete. Das Resultat war alles andere als glänzend. Technische und gestalterische Mängel führten dazu, dass über die Hälfte der getesteten Internetauftritte ungenügend abschnitt. Unsere Expertinnen und Experten orteten die Gründe auch in einer allgemeinen Kommunikationsunlust. Fazit: Man halte diesbezüglich nicht viel von diesem Medium. Was Hochparterre anhand des Tests diagnostizierte, deckt sich mit den Erkenntnissen, welche die Stadtplanerin Mirca Loh in ihrer Masterthese an der Hochschule Bo--chum gemacht hat. Zum Abschluss des Materstudiengangs ‹Architektur Media Management› hat sie einen Website-Ratgeber für Architekten geschrieben. In der Einleitung kommt sie zum Schluss: «Den meisten Büros dient der eigene Internetauftritt zur Selbstdarstellung.» Sie scheinen sich hauptsächlich an die Berufskollegen zu richten.

Falscher Ansatz

Oft fehlen die grundlegenden Informationen, die einen möglichen Auftraggeber interessieren. Stattdessen schrecken überladene Werkverzeichnisse und komplizierte Pläne die Besucher ab. Mirca Loh weist darauf hin, dass die Hauptfragen nicht gestellt werden: Wer ist die Zielgruppe und was will sie wissen? Diese müsse beantworten, wer einen anständigen Auftritt ins Netz stellen wolle.
«Architekten denken, dass ihre Bauten für sie kommunizieren», beschreibt Mirca Loh ein oft gehörtes Argument. Es greife aber zu kurz. Ein gebautes Haus zeige, wie ein Architekt baut. «Der Auftritt aber muss dem Besucher sagen, wie ein Büro arbeitet. Dienstleistung kann ein Gebäude nicht vermitteln. Eine gute Website aber bringt rüber, wie zuverlässig und stressfrei eine mögliche Zusammenarbeit ist», so die Kommunikationsfachfrau.
Ein weiteres Missverständnis, dass Mirca Loh beschreibt: Das Internet ist kein Werkzeug zur Akquisition. Eine Präsenz ersetzt nicht den ersten Schritt und den direkten Kontakt. Aber er gibt dem potenziellen Partner die Möglichkeit, sich über das Büro zu informieren und Fragen zu beantworten, die beim Meeting vergessen gingen. Und umgekehrt gilt mit Sicherheit: Hat ein Bauherr vier mögliche Bewerber zur Auswahl, schaut er sich deren Sites an. Der mit der schlechten Homepage scheidet aus.

Die Website ist ein Kommunikationswerkzeug unter vielen. Was fürs Internet gilt, betrifft aber auch die anderen Mittel der Öffentlichkeitsarbeit: Architekten arbeiten nur ungern damit. Zu dieser Erkenntnis gelangt PR-Beraterin Sigrun Wähner in ihrer Diplomarbeit am Schweizerischen Public Relations Institut (SPRI): «Viele Architekten wissen gar nicht, wie ein PR-Berater helfen kann, weil sie die Möglichkeiten der Kommunikation nicht kennen. Andererseits trauen sie dem Berater nicht zu, in ihrem Feld die richtigen Vorschläge machen zu können.» Wie man kommunizieren soll, wird aber immer wichtiger. Junge Büros treten bewusster in der Öffentlichkeit auf als die ältere Generation. Auch das belegt Sigrun Wähner in ihrer Arbeit.

Charles Ganz, Managing Director bei swiss-architects.com, einer der grössten Internet-Plattformen für Architekten, hält die Öffentlichkeitsarbeit vieler Architekten ebenfalls für nicht ausreichend. Ein Grund dafür sei die Ausbildung: «Marketing und Business kommen darin nicht vor.» Doch brauche es neben dem Willen, Architektur in die breitere Öffentlichkeit zu tragen, eben auch eine Öffentlichkeit, die sich dafür interessiere. «Nach einer Anfangsphase, in der Architekten das Internet einsetzten, ohne sich zu fragen, wie Architektur in diesem Medium funktioniert und was man überhaupt darstellen wollte, wird das Internet mittlerweile präziser verwendet», erklärt Ganz. Der jungen Generation attestiert Ganz sowohl das Flair fürs Netz als auch den Willen zur Kommunikation.

Viele Kunden landen bei ‹swiss-architects.com›, damit ihnen das Problem mit der Präsenz im Netz abgenommen wird. Ganz und sein Team erstellen auf ihrer Plattform ‹swiss-architects.com› ein Profil mit Kontaktdaten und Projekten – nur das Wichtigste. Charles Ganz sieht seinen Service aber nicht als Ersatz für einen eigenen Auftritt. Im Gegenteil: Hat ein Interessent bei swiss-architects das passende Büro gefunden, kann er sich per Klick auf dessen Website weitergehend informieren. «Damit potenzielle Auftraggeber einen finden, ist es entscheidend, an allen strategisch wichtigen Knotenpunkten des Internets aufzutauchen», fasst Charles Ganz das Prinzip zusammen.

hochparterre, Mi., 2008.08.06



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hochparterre 2008-08

11. März 2008Urs Honegger
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Kino wird Club

Wer ins Kino Wellenberg / Accademy am Hirschenplatz in Zürich tritt, sieht seit Ende 2007 einen neuen Film: Das Kino ist weg, der Raum gehört nun dem Restaurant-Club...

Wer ins Kino Wellenberg / Accademy am Hirschenplatz in Zürich tritt, sieht seit Ende 2007 einen neuen Film: Das Kino ist weg, der Raum gehört nun dem Restaurant-Club...

Wer ins Kino Wellenberg / Accademy am Hirschenplatz in Zürich tritt, sieht seit Ende 2007 einen neuen Film: Das Kino ist weg, der Raum gehört nun dem Restaurant-Club ‹Vertigo›. Die Bar empfängt die Besucherin mit warmen Tönen; eine geschwungene Decke aus dunklen Holzlamellen erzeugt eine ruhige Atmosphäre. Die Wendeltreppe am Ende des Tresens kündigt aber Turbulenzen an. Und ein Schritt weiter, im ehemaligen Kinosaal, ist es aus mit der Ruhe. Von oben bis unten präsentiert er sich in Weiss; ein Raumschiff mitten im heimeligen Niederdorf. Der Kinosaal ist zwar noch deutlich erkennbar, doch die Perspektive hat sich verändert. Statt nach vorne schaut der Raum zur Mitte. Dort ist Platz für Show und Tanz. Oben dominiert ein weisser Zylinder mit sechs Metern Durchmesser. Darin ist sämtliche Technik für Licht und Ton versteckt. Eine 360-Grad-Projektion erlaubt das Abspielen von Filmen, die Lichtshow taucht den Club in wechselnde Farbtöne. Um den Zylinder dreht sich eine Rampe, auf der die Besucherin die obere Etage erklimmt. Dort legt sie sich in die weissen Lederlandschaften und erholt sich speisend vom schwindelerregenden Aufstieg.

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‹Vertigo›, Restaurant, Bar und Club



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Die Auftritte der Schweizer Architekten im Internet sind lieblos und unprofessionell gemacht. Zu diesem Schluss kommt ein von Hochparterre beauftragtes Expertenteam, das die Websites von 50 Büros bewertet hat. Mehr als die Hälfte schneidet ungenügend ab.

Die Auftritte der Schweizer Architekten im Internet sind lieblos und unprofessionell gemacht. Zu diesem Schluss kommt ein von Hochparterre beauftragtes Expertenteam, das die Websites von 50 Büros bewertet hat. Mehr als die Hälfte schneidet ungenügend ab.

Architekten gestalten im Netz wie im richtigen Architekturleben: überall Kästchen und Klötze. Nur leidet im World Wide Web die Gestaltung darunter. «Viele Auftritte wirken verkrampft», hält die Grafikdesignerin Catherine Corti fest. Der Kontroll- und Kästchenwahn ist ihr bei der Beurteilung des Webdesigns als Erstes ins Auge gestochen. Aber auch andere Mängel sind weit verbreitet: verschwommene Bilder, zu kleine Schriften. Oft kommen sich Gestaltung und Navigation in die Quere. Animationen können als dekoratives Element spannend sein. Wenn aber die Navigation der Benutzerin unter dem Mauszeiger wegrennt, macht Internet-Surfen keinen Spass. Viele Seiten gleichen sich. Neben dem omnipräsenten Raster wird sehr häufig ein schwarzer Hintergrund verwendet: «Die haben einander abgeschaut», sagt Catherine Corti.

Keine Web-Extras

«Es wird beinahe nirgends versucht, ein Gefühl für die Architektur zu vermitteln», fasst Usability-Spezialist Daniel Hunziker seinen Eindruck zusammen, dabei böte gerade das Netz unzählige Möglichkeiten dafür. Er vermisst zum Beispiel grosse Bilder. Keines der fünfzig Architekturbüros unterhält einen Blog. Löbliche Ausnahme bildet eine Baustellen-Webcam bei Itten Brechbühl. Manche Sites – so Hunziker – scheinen die Besucher geradezu vertreiben zu wollen. Sie starten mit einer nahezu leeren Homepage, auf der unklar bleibt, wo es weitergeht: «Wie ein Haus, bei dem man die Türe nicht findet», zieht er den Vergleich. Für die Programmierung gilt, was auch für die Architektur Voraussetzung ist: Nur wer sich an Standards und Normen hält, baut etwas, das funktioniert. Im Internet führt ein mangelhafter Quellcode zum Beispiel dazu, dass die Website nur mit einer bestimmten Software läuft. Hat eine Benutzerin diese auf ihrem Computer nicht installiert, sieht sie nichts. Oder sie findet die Navigation nicht, weil sich die Grösse der Seite nicht dem Browserfenster anpasst. Unsaubere Programmierung führt auch dazu, dass eine Seite langsam lädt und die Geduld strapaziert.

Das meiste ist selbstgestrickt

Die meisten Sites sind offensichtlich selbst gemacht. Nur vier Büros sind fehlerfrei programmiert. «Da war wohl ein Freund des Büros am Werk, der ein bisschen HTML-Code kann. Oder der Praktikant, der an der ETH ein paar Lektionen Webdesign gehabt hat», vermutet Alexandra Papadopoulos. Geradezu amüsiert hat die Expertenrunde das Beispiel von Brodbeck-Roulet: Die brauchen mehr als 160 Zeilen Code mit fast zwanzig Fehlern drinen, um ein einziges Pop-up-Fenster zu öffnen. Warum nehmen die Büros ihre Präsenz im Internet nicht ernst? «Den Architekten fehlt wohl der Sinn für Öffentlichkeitsarbeit», vermutet Julian Karrer, Geschäftsführer von Future Connection, und ihnen fehle das Gefühl fürs Medium. Die Büros scheinen sich nur widerwillig zu einem Auftritt zu entschliessen oder finden eine Website nicht nötig, stellt Karrer fest. Einige grosse Büros verzichten ganz darauf, allen voran die Basler Herzog & de Meuron. Hier passt die Haltung zur Corporate Identity und schadet in diesem Fall wohl kaum der Auftragslage. Bei kleineren Büros verstehe er diese Haltung aber nicht. Karrer: «Für viele wäre es eine Möglichkeit zu zeigen, inwiefern sie sich von der Konkurrenz unterschieden.» Für das Expertenteam, das sich täglich mit dem Netz und seinen Anwendungen auseinandersetzt, wirken die Auftritte der Architekturbüros lieblos und unprofessionell. Dass so wenig Aufwand für den Internetauftritt betrieben wird, erstaunt sie vor allem, wenn man die Auftragsvolumen der Büros betrachtet. «Im Internet wäre mit vergleichsweise wenig Mitteln viel zu erreichen», konstatiert Julian Karrer.

Die Gewinner

--› 1 Fischer Architekten: Ein fehlerfreier HTML-Code, bei dem sogar der Inhalt vom Design getrennt wurde, ist die Grundlage des Erfolgs. Dass die Architekten ein Content Management System verwenden, fällt dem Expertenteam positiv auf. Durchschnittlich wurden Fischer Architekten nur in der Kategorie Marketing bewertet: Die Experten hätten sich eine klarere Positionierung gewünscht.

--› 2 Metron: Auch Metron schafft es dank einer perfekten Technik auf das Podest. Sie beinhaltet sogar eine barrierenfreie Version der Website, die einzige der fünfzig getesteten. Dazu punktet das Büro mit einem Unternehmensauftritt, der die verschiedenen Geschäftsbereiche übersichtlich darstellt. Abzüge gibt es für die Navigation und die etwas gar spröde Gestaltung.

--› 3 MLZD: Für die Gestaltung erhalten die Bieler Architekten das Punktemaximum. Sie überzeugen die Experten mit einem sauberen Design und einer offenen Struktur, die nicht dem verbreiteten Kästchen- und Kontrollwahn gehorcht. Technisch hält der Auftritt nicht ganz. was er verspricht. Die eingebaute Suchfunktion findet die eigenen Projekte nicht.

Das Expertenteam

--› Alexandra Papadopoulos, Designerin FH, ist Programmiererin und Projektleiterin. Bis vor vier Jahren war sie Geschäftsführerin der Internetfirma Mitlinks. 2003 gründete sie Wusi Entertainment und spezialisierte sich auf Computerspiele. wusi[at]limmat.ch

--› Catherine Corti, Designerin FH, ist Partnerin im Büro4 in Zürich. Die Agentur für Gestaltung und Kommunikation arbeitet in den Bereichen Print Design, Ausstellungsgestaltung und Screen Design. Dort entstehen Internetauftritte für kleinere und mittlere Unternehmen. www.buero4.ch

--› Julian Karrer, lic. oec., ist Inhaber und Geschäftsleiter der Firma Future Connection in Zürich. Sie erarbeitet Webauftritte und Online-Massnahmen, unter anderem für Aduno, BMW Schweiz, Goldbach Media, Jamie Oliver und das Tonhalle-Orchester. www.fconnection.com

--› Daniel Hunziker, Interaction Designer, ist Inhaber von Associés Consult. Er gestaltet und optimiert Interaktionen für Produkte und Dienstleistungen. Er verfügt über mehrjährige Erfahrung im Gesamtdesign von digitalen Produkten. www.humancentereddesign.com

Kommentare

1 Fischer Architekten: 15 Punkte
--› Technisch perfekt, inhaltlich umfassend, einfach zu bedienen und solid gestaltet.
2 Metron: 15 Punkte
--› Vorbildlich, was die Technik und den barrierenfreien Zugang betrifft. Die Gestaltung passt zu seriösen Grossunternehmen.
3 MLZD: 15 Punkte
--› Alle mal herschauen: Man kann einen Auftritt im Netz auch zeitgemäss und sauber gestalten.
4 EM2N: 13 Punkte
--› Egal, ob man die Gestaltung trendy oder veraltet findet: Die grüne Internetseite bleibt im Gedächtnis und zeigt das Profil des Büros.
5 Kaufmann, van der Meer : 13 Punkte
--› Konventionell, sachlich und trotzdem nicht langweilig. Die grosszügigen Bilder sind teilweise unscharf.
6 Bob Gysin: 12 Punkte
--› Hat man das eitle Zitat zum Einstieg überlesen, findet man sich auf der übersichtlichen Site schnell zurecht.
7 Burckhardt Partner: 12 Punkte
--› Umfassende und internetgerecht aufbereitete Inhalte zeigen, was dieses Unternehmen macht. Die pdf-Dateien zum Runterladen sind nicht als solche gekennzeichnet.
8 Christ & Gantenbein: 12 Punkte
--› Die Website spielt mit dem Raster und setzt gestalterisch konsequent auf weisse Schrift und schwarzen Hintergrund. Die Pop-up-Fenster und die Links sind nicht markiert.
9 Pool Architekten: 12 Punkte
--› Das Intro verspricht mehr als der Rest der Seite hält. Die Gestaltung und die spielerisch eingesetzte Typografie passen zur Architektur des Büros.
10 Bauart Architekten: 11 Punkte
--› Unser Vorschlag: Die Navigation kleiner machen und die Informationen statt in pdf-Dateien zu verstecken in den Inhalt einbauen.
11 Matti Ragaz Hitz: 11 Punkte
--› Solider, unaufdringlicher Auftritt, der wenig vom Profil des Büros zeigt.
12 Pfister Schiess Tropeano: 11 Punkte
--› Die Klickbereiche und die Typografie sind zu klein geraten. Sonst gibts nicht viel zu meckern.
13 Santiago Calatrava LLC: 11 Punkte
--› Der Webauftritt ist ein animierter Hochglanzprospekt. Wegen zu kleiner Typografie schwer lesbar.
14 Zwimpfer Partner: 10 Punkte
--› Die Navigation, die sich nach unten ausrollt, kommt der komplett durchgerasterten Gestaltung in die Quere. Technisch perfekt.
15 AGPS Architecture: 10 Punkte
--› Wem die Navigation nicht unter dem Cursor wegrennt, findet viel Information auf dieser Seite.
16 ASA AG: 10 Punkte
--› Ist der Einstieg einmal gefunden, erfährt die Besucherin viel über die Menschen und das Büro. Selbst gemacht, aber informativ.
17 Gigon / Guyer: 10 Punkte
--› Der Code ist aktuell (XHTML), aber fehlerhaft. Über die Projekte des Büros erfährt man wenig.
18 Group 8: 10 Punkte
--› Die Site hebt sich durch eine abwechslungsreiche Gestaltung ab. Das Design wird aber nicht konsequent durchgezogen und erschwert dadurch die Orientierung.
19 Hans-Jörg Ruch: 10 Punkte
--› Ein perfekter Code hinter einer verstaubten Gestaltung. Von den Projekten sehen die Benutzerinnen jedoch wenig.
20 Meletta Strebel Zangger: 10 Punkte
--› Schöne grosse Bilder, aber kleine Klickbereiche und Typografie.
21 Staufer & Hasler: 10 Punkte
--› Die Seite würde auch mit normalem HTML laufen, statt mit XHTML, und hätte dann wohl weniger Code-Fehler.
22 Allemann Bauer Eigenmann: 9 Punkte
--› Die leere Homepage sagt der Besucherin nicht, wer sich hier präsentiert, und verlangt von ihr einen eigentlich unnötigen Klick.
23 Bakker & Blanc architectes: 9 Punkte
--› Eine reizvolle gestalterische Idee, allerdings unübersichtlich.
24 CCHE Architecture: 9 Punkte
--› Fast alles ist animiert. Das ist aber mehr Selbstzweck als Mehrwert für die Besucherin.
25 Dürig AG: 9 Punkte
--› Der Code wäre gerne XHTML, ist aber HTML. Die Gestaltung wäre gern reduziert, wirkt aber mager.
26 Geninasca Delefortrie: 9 Punkte
--› Die Navigation verwirrt den Besucher, weil er an verschiedenen Standorten klicken muss.
27 Plattform BW1 Architekten: 9 Punkte
--› Eine Menüleiste mit Zahlen statt Titeln erschwert die Orientierung. Ohne Flash geht nichts auf dieser Seite.
28 Theo Hotz: 9 Punkte
--› Eine Navigation für Feinmotoriker. Unnötige Animationen machen diese Internetpräsenz ungenügend.
29 Atelier WW: 8 Punkte
--› Die Site ist auffällig gestaltet, aber nicht sehr sorgfältig.
30 Bonnard et Woeffray: 8 Punkte
--› Ein elektronischer Prospekt: schön bebildert, aber schlecht lesbar.
31 Enzmann Fischer: 8 Punkte
--› Eine elektronische Visitenkarte im Postkartenformat. Von der Architektur sieht die Besucherin wenig.
32 Esch Architekten: 8 Punkte
--› Nicht barrierenfrei: Wer versucht, diese Seiten auszudrucken, sieht nichts ausser der Adresse.
33 Mario Botta: 8 Punkte
--› Unverkennbar Botta. Webdesign funktioniert aber nicht wie Architektur.
34 Martin Spühler: 8 Punkte
--› Sympathisch unverkrampft gestaltet, aber nicht internettauglich.
35 Miller Maranta: 8 Punkte
--› Navigation und Typografie sind zu klein, die Gestaltung ist langweilig.
36 Richter et Dahl Rocha: 8 Punkte
--› Die fehlerhafte Technik erschwert den Zugang zum Inhalt.
37 Stücheli Architekten: 8 Punkte
--› Noch ein Einstieg, der nicht sagt, worum es geht. Die Gestaltung lässt eher einen Steuerberater erwarten.
38 Bearth Deplazes: 7 Punkte
--› Eine Navigation, die sich erklären muss, ist keine Navigation.
39 Brodbeck-Roulet: 7 Punkte
--› Die Gestaltung erschwert die Interaktion. Die Seite bietet keine Alternative zur Flash-Version.
40 Büro B: 7 Punkte
--› Kurios: Der Zugang zum ftp-Server wird durch ein Login geschützt. Das Passwort wird darunter aber gleich angegeben.
41 Christoph Sauter: 7 Punkte
--› Die Animation macht die Site langsam und die Navigation muss man suchen.
42 Itten Brechbühl: 7 Punkte
--› Die Site ist lieblos gestaltet und schlecht navigierbar.
43 Steinmann & Schmid: 7 Punkte
--› Hier wimmelt es nur so von unmotivierten Navigationsmöglichkeiten.
44 Atelier 5: 6 Punkte
--› Zuerst findet man den Einstieg nicht, dann verschwindet die Navigation am unteren Rand.
45 Eckert Eckert: 6 Punkte
--› Die Website ist technisch so fehlerhaft, dass sie den Rechner eines Experten lahm gelegt hat.
46 Frei & Ehrensberger: 6 Punkte
--› Der Auftritt bringt die Architektur auf den Bildschirm, geht aber nicht auf die Bedingungen des Internets ein.
47 Graber Pulver: 4 Punkte
--› Das ist eine PowerPoint-Präsentation, keine Webpräsenz.
48 Bétrix & Consolacio: 4 Punkte
--› Die Einstiegseite führt zu swissarchitects.com. Das Architekturbüro findet man nur mit Glück.
49 Tilla Theus: 4 Punkte
--› Die Navigation hüpft, die Schrift ist nicht lesbar und die Bilder sind von schlechter Qualität.
50 Devantéry & Lamunière: 3 Punkte
--› Das bisschen Inhalt ist schlecht präsentiert. Auch nach längerem Aufenthalt auf der Site weiss die Besucherin nicht, wer hier was macht. Astrologie vielleicht?

hochparterre, Mi., 2008.01.16



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16. Mai 2007Urs Honegger
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Wer im Internet ein Service bietet, der Architekten und Planern die Arbeit erleichtert, kann damit Geld verdienen. Dazu ein Vergleich von drei Websites: die Pro-duk-te-bibliothek architonic.com, der Online-Verlag baunetz.de und die Architektenporträts auf world-architects.com.

Wer im Internet ein Service bietet, der Architekten und Planern die Arbeit erleichtert, kann damit Geld verdienen. Dazu ein Vergleich von drei Websites: die Pro-duk-te-bibliothek architonic.com, der Online-Verlag baunetz.de und die Architektenporträts auf world-architects.com.

Wer im World Wide Web erfolgreich geschäften will, war am besten von Anfang an dabei. «Jetzt noch im Netz starten? Schmerzvoll», meint Tobias Lutz, Geschäftsführer von Architonic. Er hat gut lachen, seit 1999 ist der Architekt im Geschäft. Schon länger dabei sind die Zürcher PSA Publishers mit world-architects.com und der deutsche Online-Verlag baunetz.de. Bei allen drei Angeboten dauerte es ein paar Jahre, bis sie finanziell erfolgreich waren. Baunetz.de profitierte zunächst von der Investition des Bertelsmann Verlags. Wenige Jahre nach dem Start rentierte die Website ohne Querfinanzierung. «Das ist für einen On-line-Dienst eine aussergewöhnlich gute Leistung, weit über die Baubranche hinaus», weiss Stephan Westermann, der für den Inhalt zuständig ist. Die PSA Publishers investierten die Einnahmen aus ihren Porträtbüchern ins Netz. Heute gibt es keine Bücher mehr, die Firma macht ihren Umsatz ausschliesslich im Internet. Architonic betrieb neben der Website drei weitere Geschäfte. Seit Kurzem schreibt auch www.architonic.com schwarze Zahlen.

Besucher und Inhalt

Bei allen drei Beispielen bezahlen nicht die Benutzer, sondern die Mitglieder, Abonnenten und Werbekunden. Im Internet vom Benutzer Geld für Inhalt zu verlangen, ist nach wie vor schwierig: Baunetz hat versucht, einen kostenpflichtigen Bereich mit Dossiers über Architekturwettbewerbe einzurichten, vergeblich. Die Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg ist eine hohe Besucherzahl. Sie bestimmt den Anzeigetarif. Baunetz finanziert sich vorwiegend über Werbeeinnahmen. Das hat Konsequenzen für den Inhalt: «Eine neue Infoline wird nur eingerichtet, wenn wir dafür einen Sponsor finden», hält Stephan Westermann fest. Unter den vielen Anzeigen leidet die Gestaltung und die Benutzerfreundlichkeit der Seite. Lästig sind die Anzeigen, die sich immer wieder ins Gesichtsfeld des Benutzers stellen. Dafür bezahlen die Werbekunden aber den höchsten Preis. Und wie bringt man Architekten dazu, eine Website zu besuchen? Indem man einen Service bietet, der ihnen die Arbeit erleichtert. Zum Beispiel die Auswahl und die Bewertung von Informationen.

PSA Publishers verkaufen Architekten, Ingenieuren, Landschaftsarchitektinnen und weiteren Auftritte im Netz – ihre Leistung ist einerseits eine Selektion nach Güte der Büros – es wird nicht wahllos jedem ein Auftritt verkauft. Andererseits werden die Seiten im selben Designstandard aufgebaut, sind leserfreundlich und informativ. Wer über die Architekten der Schweiz zum Beispiel einen ersten Überblick will, findet hier allerhand. Tobias Lutz von architonic sagt: «Wir wollen eine Art Nischen-Google sein». Ein Suchdienst also, bei dem die meisten Nachfragen im Bereich Produkte und Materialien für Architekten beginnen. Lutz spielt dabei auf eine weitere Besonderheit des Mediums an. Viele Besucher und Erfolg hat, wer von der Internetweltmacht Google gut bewertet wird.
Google rangiert alle Websites nach einem sich dauernd ändernden Algorithmus, der sich unter anderem aus den Parametern Besucherzahl, Vernetzung und Inhaltsmenge zusammensetzt. Wer hier gut klassiert ist, erscheint bei der Google-Suche auf den ersten Seiten. Entsprechend viele Internetbenutzer werden auf die Homepage aufmerksam. «Google hat uns kürzlich auf Page Rank 6 befördert; unser Traffic ist massiv gestiegen», weist Tobias Lutz den Zusammenhang nach. Bei der Firma Architonic wendet ein Techniker fünfzig Stellenprozent allein dafür auf, die Google-Klassifizierung zu verbessern. Auch bei world-architects.com steigt die Besucherzahl. Darum ist die Site bei Google weit oben anzutreffen, wenn man das Stichwort ‹architects› oder ‹Architekten› eingibt. «Manche Architekten haben gar keinen eigenen Internet-auftritt mehr, sondern nutzen ihre Seite bei uns als Website», sagt Hans Demarmels. Dadurch sparen sie sich Kosten und Aufwand, um die Homepage zu unterhalten.

Untereinander verknüpft

Links sind das A und O im World Wide Web. Wenn eine Site mit vielen anderen vernetzt ist, bewertet sie nicht nur Google besser, sie lockt dann auch mehr Besucher an. Architonic ist über die Produktebibliothek mit den Homepages vieler international wichtiger Möbelhersteller verlinkt, die auf ihren eigenen Websites eine Menge Besucher haben. World-architects.com betreibt mit den Dependancen in den einzelnen Ländern bereits ein eigenes Netz. Hinzu kommen die Links zu den porträtierten Büros. Jeder Sponsor von Baunetz ist per Banner nicht nur visuell präsent, sondern auch mit einem Klick erreichbar. Verschiedene Anbieter können ihre Inhalte problemlos zu einem neuen Angebot verknüpfen. Das machen Architonic und PSA Publishers: Die Produktebibliothek, die man auf architonic.com findet, ist auch bei world-architects.com eingebaut. Architonic ist so bei mehr Architekten und Bauherren präsent. PSA kann mit dem fremden Inhalt Werbeeinnahmen generieren. Der Inhalt fliesst aber aus dem Internet auch zurück in die reale Welt: Tobias Lutz nutzt bei seinen Beratungen der Möbelfirmen jenes Wissen, das er sich im Online-Geschäft erarbeitet hat – und Hans Demarmels sucht nach Konzepten für Bücher.

Weitere Adressen zu Architekur und Design: www.arcguide.de, www.coohunting.com, www.designspotter.com, www.hochparterre.ch, www.materialconnexion.com, www.sia.ch, www.stylepark.com, www.we-make-money-not-art.com, www.werkbauen-undwohnen.ch.

hochparterre, Mi., 2007.05.16



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