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Texte

09. Juni 2015Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

«Unsere Schenkung stellt sicher, dass die Dinge beieinander bleiben»

Die Architekten Arthur Rüegg und Ruggero Tropeano haben dem Museum für Gestaltung Zürich wegweisende Designobjekte des 20. Jahrhunderts geschenkt. Eine Ausstellung zeigt nun die Highlights.

Die Architekten Arthur Rüegg und Ruggero Tropeano haben dem Museum für Gestaltung Zürich wegweisende Designobjekte des 20. Jahrhunderts geschenkt. Eine Ausstellung zeigt nun die Highlights.

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17. März 2015Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Die Tragik des Unausweichlichen

Das ETH-Studio Basel hat eine Studie zum Phänomen Stadt publiziert. Jacques Herzog, Pierre de Meuron, Marcel Meili und Roger Diener kommen zum Schluss, dass der Einfluss von Planern marginal ist.

Das ETH-Studio Basel hat eine Studie zum Phänomen Stadt publiziert. Jacques Herzog, Pierre de Meuron, Marcel Meili und Roger Diener kommen zum Schluss, dass der Einfluss von Planern marginal ist.

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14. November 2014Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Wohnen wie auf der Jacht

Wenn der Wohnraum wieder knapper, die Architektur dichter wird, erhalten vermeintlich überholte Gestaltungsprinzipien neue Aktualität. Eindrückliches Beispiel ist das Werk von Klaus Vogt, das im Architekturforum Zürich vorgestellt wird.

Wenn der Wohnraum wieder knapper, die Architektur dichter wird, erhalten vermeintlich überholte Gestaltungsprinzipien neue Aktualität. Eindrückliches Beispiel ist das Werk von Klaus Vogt, das im Architekturforum Zürich vorgestellt wird.

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12. September 2014Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Viele Töne im Toni

Zürich-West hat eine neue Gebäude-Ikone erhalten: Die Architekten EM2N erstellten im ehemaligen Molkerei-Industriebau einen Campus für die beiden Hochschulen ZHdK und ZHAW. Jetzt ist der Komplex eröffnet worden.

Zürich-West hat eine neue Gebäude-Ikone erhalten: Die Architekten EM2N erstellten im ehemaligen Molkerei-Industriebau einen Campus für die beiden Hochschulen ZHdK und ZHAW. Jetzt ist der Komplex eröffnet worden.

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05. März 2013Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Die Erotik des Raums

Seit der Entdeckung der Fotografie hat sich das Medium vielfach neu erfunden. Kaum verändert haben sich aber die Motive: Neben dem Menschen zählt im Kern die Architektur dazu. Anlässlich seines 20-jährigen Bestehens hält das Fotomuseum Winterthur Rückschau auf das Genre der Architekturfotografie.

Seit der Entdeckung der Fotografie hat sich das Medium vielfach neu erfunden. Kaum verändert haben sich aber die Motive: Neben dem Menschen zählt im Kern die Architektur dazu. Anlässlich seines 20-jährigen Bestehens hält das Fotomuseum Winterthur Rückschau auf das Genre der Architekturfotografie.

Die sanfte Kurve eines Rückens, die Ahnung einer puderfeinen Brust, der Schwung einer Hüfte: Lässt sich erotisches Knistern mit Fotografie einfangen? Das Problem der Authentizität und der Repräsentanz im Lichtbild beschäftigt die Welt der Kunst, seit es Fotografie gibt: Wann bleibt ein Bild selbstreferenziell, dem Dargestellten fremd? Und wie kann es sich einer Person oder einem Gegenstand annähern, ohne pornografisch zu werden? Wo verläuft die Grenze zum Kunstgewerbe, das prahlt und sich aufplustert auf Kosten des abgebildeten Gegenübers? Im diesem Spannungsfeld zwischen L'Art pour l'art und Wegwerfkunst arbeiten Fotografen. Fotografieren hat mit Respekt gegenüber dem Abgebildeten zu tun. Das schliesst Nähe genauso wenig aus wie persönliche Involviertheit.

Bilder-Tsunami

Mit den Bildern vom Raum verhält es sich ähnlich wie mit den Bildern vom Körper: Wie reduziert man einen räumlichen Eindruck, eine architektonische Stimmung auf zwei Dimensionen? Wie wird Raumwirkung wiedergegeben? Das Fotomuseum Winterthur, das sich nunmehr seit zwei Jahrzehnten mit Fragen der künstlerischen Fotografie beschäftigt, hat die Architekturfotografie zum Gegenstand seiner Jubiläumsausstellung auserkoren. Dies mit gutem Grund: Die Architektur sei seit Louis Daguerre und Eugène Atget bevorzugter Gegenstand der Fotografie gewesen, hält Lorenzo Rocha in seinem Katalogessay zum Verhältnis von Architektur und Fotografie fest. Selbst wenn man nur eine Art Best-of des Genres aus 170 Jahren zeigen will, ist die Auswahl uferlos.

Entsprechend gewaltig ist der Bilder-Tsunami, mit dem der Kurator Thomas Seelig die Betrachter überspült. Sämtliche Ausstellungsräume des Fotomuseums, inklusive der Sammlungslokalitäten, sind der Schau unter dem Titel «Concrete – Fotografie und Architektur» gewidmet. Der englische Ausstellungstitel bietet sich an, weil in dieser Sprache das Wort ausser für «konkret» auch für «Beton» steht – ein sinnstiftendes Bedeutungsfeld für eine Ausstellung mit Architekturbildern. Auch wenn längst nicht alle gezeigten Gebäude in Beton gegossen (ja einige nicht einmal real gebaut) sind, konkret sind sie geworden durch die Fotografie.

Manche Exponate erscheinen so abstrakt, dass man sie als «konkret» im kunsthistorischen Sinn von «ungegenständlich» bezeichnen könnte. Etwa die Bilderlawine von Rem Koolhaas, der eine XL-Diaschau mit dreieinhalb Millionen Architekturfotos innert Minuten im rasenden Stakkato an uns vorüberziehen lässt. Oder das Bild von Lucien Hervé, das zwar einen Ausschnitt von Le Corbusiers Haute Cour in Chandigarh zeigt, gleichzeitig aber eine konkrete Komposition darstellt. Das Spiel von grellem Licht und harten Schatten ist nicht nur ein Spitzenwerk der fotografischen Gestaltung, sondern erklärt gleichzeitig das kompositorische Genie des Baumeisters: Concrete konkret.

Pyramiden und Bally-Reklame

Die ordnende Hand des Kurators hat mehr oder weniger willkürliche Kapitel zusammengestellt, um das ausufernde Thema einigermassen in eine konsumierbare Ordnung zu bringen. Vor allem der Dokumentation verpflichtet ist die Fotografie im Kapitel «Aufbau, Verfall, Zerstörung», wo wir sowohl auf die Pyramiden von Dahschur stossen, die Francis Frith 1858 fotografierte, als auch auf die Ruinen des Tuilerien-Palastes 1871 oder den Einsturz der New Yorker Twin Towers 2001.

Etwas komplexer wird es im Kapitel «Modell, Simulation, Architektur auf Zeit»: Hier finden wir etwa Bilder der legendären Bally-Kampagne aus den späten siebziger Jahren, in der Jost Wildbolz Schuhe in der futuristischen Architekturlandschaft von Brasilia inszeniert. Oder Jacques Tatis Figur des armen Oncle, der 1958 mit den Tücken der Architekturmoderne kämpft. Die Villa weist übrigens verblüffende Ähnlichkeit mit dem Haus des Zürchers Albert Frey aus dem Jahr 1953 in Palm Springs auf, das in der Ausstellung ebenfalls nicht fehlen darf. Wir stossen auf gebaute Simulationen wie die Bilder von der Pariser Weltausstellung von 1900. Ein im wörtlichen Sinne schwindelerregendes Spiel mit der eigenen Wahrnehmung wiederum treibt Nils Nova, wenn er auf einer Fototapete exakt jenen Raum spiegelt, in dem der Betrachter steht. Eine weitere Form von Simulation präsentiert Candida Höfer mit dem Bild eines Tiger-Geheges, das von einem aus heutiger Sicht absurd anmutenden ionischen Säulengang umlaufen wird.

Ameisen und Zwerge

Fotografie hat den Architekten auch immer wieder zu Forschungszwecken gedient. Prominenteste Beispiele sind die Case Study Houses, wo die Bilder des Fotografen Julius Shulman in der Architekturzeitschrift «Arts and Architecture» etwa mit experimentellen Bauten von Pierre Koenig eine eigenwillige Symbiose eingegangen sind. Das Forschungsprojekt «Learning from Las Vegas» von Robert Venturi und Denise Scott-Brown wäre ohne Fotokamera ebenfalls undenkbar gewesen: Die Bilder vom Strip, der Hauptstrasse der amerikanischen Wüstenstadt, haben den Architekturdiskurs in den siebziger Jahren grundlegend verändert. Der Forschung zurechnen könnte man auch die Typologien von Bernd und Hilla Becher, die durch ihre hypersachliche Darstellung von Bauten wie Arbeiterhäuschen, Wassertürmen, Gasspeichern oder Kohlezechen eine eigene Schule begründet haben.

Auf Schritt und Tritt begegnet man in der Winterthurer Ausstellung Becher-Schülern in den unterschiedlichsten Kontexten. So etwa Andreas Gursky mit der Bildikone «Hong Kong Shanghai Bank»: In der Abteilung «Macht, Abgrenzung Sicherheit» zeigt er einen Wolkenkratzer, in dem die Banker wie Ameisen ihren undurchschaubaren Geschäften nachgehen. Das Pathetische dieser Aufnahme wird gespiegelt in einem Bild von der Kathedrale in Reims, womit auch gleich etwas über die Verschiebung der Machtverhältnisse seit dem 15. Jahrhundert gesagt wäre. In einem Bild von Felix H. Man wiederum erscheint Mussolini in seinem monumentalen Arbeitszimmer wie ein Zwerg: Im Cheminée hätte locker ein Fiat Topolino Platz gefunden. Kein Vergleich mit dem Landtag in Hannover, dessen Räume Heinrich Heidersberger wie eine James-Bond-Lounge der sechziger Jahre zeigt.

Wenn Architektur sich ballt, entsteht Stadt. Das kann auch irgendwo in der Pampa passieren: Das erste Bild in der Abteilung «Siedlungen, Transiträume, Metropolen» ist ein indonesisches Pfahlbauerdorf aus dem Jahr 1870. Diese Fotografie steht in reizvollem Kontrast zu den Flugbildern Balthasar Burkhards von Mexiko-Stadt und Los Angeles oder zu Gabriele Basilicos trostlosen Häuserschluchten von Buenos Aires.

Reverenz an Winterthur

Wie um zu zeigen, dass man eine Ausstellung zur Architekturfotografie auch komplett anders konzipieren könnte, beginnt das Kuratorenteam mitten in der Schau quasi von vorn: In einzelnen architektonischen Mikrokosmen wie Berlin, Chandigarh, Paris, New York, Venedig, Zürich oder Winterthur begegnen uns die bereits abgehandelten Themen von neuem – nur anders gegliedert.

Dass sich das Fotomuseum auch mit dem kleinen Winterthur beschäftigt, mag dem Wunsch nach einer Reverenz an die Heimatstadt des Museums entsprungen sein. Indes: Der einstige Industriestandort ist nicht der uninteressanteste Fall: Die monumentalen Sulzer-Werkhallen und das brutalistische Hallenbad Deutweg stehen im prekären Kontrast zu den Bildern aus jüngster Zeit. Die Triumphe der einst stolzen Maschinenstadt sind auf den Fotografien von Christian Schwager einer kleinkarierten Fussgängerzonen-Traurigkeit gewichen. Architekturfotografie kann nicht immer heroisch sein. Geschweige denn erotisch.

Neue Zürcher Zeitung, Di., 2013.03.05

18. Dezember 2012Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

„Monumentalität und Alltäglichkeit“

Über keinen Architekten der Moderne wird mehr publiziert als über Le Corbusier.Dabei treten immer wieder neue Aspekte seines Schaffens in den Mittelpunkt des Interesses: Etwa die Möbel und Interieurs, denen der Le-Corbusier-Kenner Arthur Rüegg eine grosse Monografie gewidmet hat. Über keinen Architekten der Moderne wird mehr publiziert als über Le Corbusier.Dabei treten immer wieder neue Aspekte seines Schaffens in den Mittelpunkt des Interesses: Etwa die Möbel und Interieurs, denen der Le-Corbusier-Kenner Arthur Rüegg eine grosse Monografie gewidmet hat.

Über keinen Architekten der Moderne wird mehr publiziert als über Le Corbusier.Dabei treten immer wieder neue Aspekte seines Schaffens in den Mittelpunkt des Interesses: Etwa die Möbel und Interieurs, denen der Le-Corbusier-Kenner Arthur Rüegg eine grosse Monografie gewidmet hat. Über keinen Architekten der Moderne wird mehr publiziert als über Le Corbusier.Dabei treten immer wieder neue Aspekte seines Schaffens in den Mittelpunkt des Interesses: Etwa die Möbel und Interieurs, denen der Le-Corbusier-Kenner Arthur Rüegg eine grosse Monografie gewidmet hat.

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05. Juli 2011Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Die Kunst des Renovierens

Zwei Neuerscheinungen beschäftigen sich mit dem Umbau von Repräsentationsbauten in Zürich und Winterthur. Dabei gibt es zahlreiche Gemeinsamkeiten zu entdecken:...

Zwei Neuerscheinungen beschäftigen sich mit dem Umbau von Repräsentationsbauten in Zürich und Winterthur. Dabei gibt es zahlreiche Gemeinsamkeiten zu entdecken:...

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23. März 2011Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Burri in Brasilia

Der Magnum-Fotograf René Burri hat die Entwicklung der Retortenstadt Brasilia zwischen 1958 und 1997 dokumentiert. Ein neuer Bildband zeigt eindrückliche Bilder von Menschen und ihren Bauten, die sie dem Urwald abgerungen haben.

Der Magnum-Fotograf René Burri hat die Entwicklung der Retortenstadt Brasilia zwischen 1958 und 1997 dokumentiert. Ein neuer Bildband zeigt eindrückliche Bilder von Menschen und ihren Bauten, die sie dem Urwald abgerungen haben.

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Presseschau 12

09. Juni 2015Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

«Unsere Schenkung stellt sicher, dass die Dinge beieinander bleiben»

Die Architekten Arthur Rüegg und Ruggero Tropeano haben dem Museum für Gestaltung Zürich wegweisende Designobjekte des 20. Jahrhunderts geschenkt. Eine Ausstellung zeigt nun die Highlights.

Die Architekten Arthur Rüegg und Ruggero Tropeano haben dem Museum für Gestaltung Zürich wegweisende Designobjekte des 20. Jahrhunderts geschenkt. Eine Ausstellung zeigt nun die Highlights.

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17. März 2015Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Die Tragik des Unausweichlichen

Das ETH-Studio Basel hat eine Studie zum Phänomen Stadt publiziert. Jacques Herzog, Pierre de Meuron, Marcel Meili und Roger Diener kommen zum Schluss, dass der Einfluss von Planern marginal ist.

Das ETH-Studio Basel hat eine Studie zum Phänomen Stadt publiziert. Jacques Herzog, Pierre de Meuron, Marcel Meili und Roger Diener kommen zum Schluss, dass der Einfluss von Planern marginal ist.

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14. November 2014Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Wohnen wie auf der Jacht

Wenn der Wohnraum wieder knapper, die Architektur dichter wird, erhalten vermeintlich überholte Gestaltungsprinzipien neue Aktualität. Eindrückliches Beispiel ist das Werk von Klaus Vogt, das im Architekturforum Zürich vorgestellt wird.

Wenn der Wohnraum wieder knapper, die Architektur dichter wird, erhalten vermeintlich überholte Gestaltungsprinzipien neue Aktualität. Eindrückliches Beispiel ist das Werk von Klaus Vogt, das im Architekturforum Zürich vorgestellt wird.

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12. September 2014Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Viele Töne im Toni

Zürich-West hat eine neue Gebäude-Ikone erhalten: Die Architekten EM2N erstellten im ehemaligen Molkerei-Industriebau einen Campus für die beiden Hochschulen ZHdK und ZHAW. Jetzt ist der Komplex eröffnet worden.

Zürich-West hat eine neue Gebäude-Ikone erhalten: Die Architekten EM2N erstellten im ehemaligen Molkerei-Industriebau einen Campus für die beiden Hochschulen ZHdK und ZHAW. Jetzt ist der Komplex eröffnet worden.

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05. März 2013Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Die Erotik des Raums

Seit der Entdeckung der Fotografie hat sich das Medium vielfach neu erfunden. Kaum verändert haben sich aber die Motive: Neben dem Menschen zählt im Kern die Architektur dazu. Anlässlich seines 20-jährigen Bestehens hält das Fotomuseum Winterthur Rückschau auf das Genre der Architekturfotografie.

Seit der Entdeckung der Fotografie hat sich das Medium vielfach neu erfunden. Kaum verändert haben sich aber die Motive: Neben dem Menschen zählt im Kern die Architektur dazu. Anlässlich seines 20-jährigen Bestehens hält das Fotomuseum Winterthur Rückschau auf das Genre der Architekturfotografie.

Die sanfte Kurve eines Rückens, die Ahnung einer puderfeinen Brust, der Schwung einer Hüfte: Lässt sich erotisches Knistern mit Fotografie einfangen? Das Problem der Authentizität und der Repräsentanz im Lichtbild beschäftigt die Welt der Kunst, seit es Fotografie gibt: Wann bleibt ein Bild selbstreferenziell, dem Dargestellten fremd? Und wie kann es sich einer Person oder einem Gegenstand annähern, ohne pornografisch zu werden? Wo verläuft die Grenze zum Kunstgewerbe, das prahlt und sich aufplustert auf Kosten des abgebildeten Gegenübers? Im diesem Spannungsfeld zwischen L'Art pour l'art und Wegwerfkunst arbeiten Fotografen. Fotografieren hat mit Respekt gegenüber dem Abgebildeten zu tun. Das schliesst Nähe genauso wenig aus wie persönliche Involviertheit.

Bilder-Tsunami

Mit den Bildern vom Raum verhält es sich ähnlich wie mit den Bildern vom Körper: Wie reduziert man einen räumlichen Eindruck, eine architektonische Stimmung auf zwei Dimensionen? Wie wird Raumwirkung wiedergegeben? Das Fotomuseum Winterthur, das sich nunmehr seit zwei Jahrzehnten mit Fragen der künstlerischen Fotografie beschäftigt, hat die Architekturfotografie zum Gegenstand seiner Jubiläumsausstellung auserkoren. Dies mit gutem Grund: Die Architektur sei seit Louis Daguerre und Eugène Atget bevorzugter Gegenstand der Fotografie gewesen, hält Lorenzo Rocha in seinem Katalogessay zum Verhältnis von Architektur und Fotografie fest. Selbst wenn man nur eine Art Best-of des Genres aus 170 Jahren zeigen will, ist die Auswahl uferlos.

Entsprechend gewaltig ist der Bilder-Tsunami, mit dem der Kurator Thomas Seelig die Betrachter überspült. Sämtliche Ausstellungsräume des Fotomuseums, inklusive der Sammlungslokalitäten, sind der Schau unter dem Titel «Concrete – Fotografie und Architektur» gewidmet. Der englische Ausstellungstitel bietet sich an, weil in dieser Sprache das Wort ausser für «konkret» auch für «Beton» steht – ein sinnstiftendes Bedeutungsfeld für eine Ausstellung mit Architekturbildern. Auch wenn längst nicht alle gezeigten Gebäude in Beton gegossen (ja einige nicht einmal real gebaut) sind, konkret sind sie geworden durch die Fotografie.

Manche Exponate erscheinen so abstrakt, dass man sie als «konkret» im kunsthistorischen Sinn von «ungegenständlich» bezeichnen könnte. Etwa die Bilderlawine von Rem Koolhaas, der eine XL-Diaschau mit dreieinhalb Millionen Architekturfotos innert Minuten im rasenden Stakkato an uns vorüberziehen lässt. Oder das Bild von Lucien Hervé, das zwar einen Ausschnitt von Le Corbusiers Haute Cour in Chandigarh zeigt, gleichzeitig aber eine konkrete Komposition darstellt. Das Spiel von grellem Licht und harten Schatten ist nicht nur ein Spitzenwerk der fotografischen Gestaltung, sondern erklärt gleichzeitig das kompositorische Genie des Baumeisters: Concrete konkret.

Pyramiden und Bally-Reklame

Die ordnende Hand des Kurators hat mehr oder weniger willkürliche Kapitel zusammengestellt, um das ausufernde Thema einigermassen in eine konsumierbare Ordnung zu bringen. Vor allem der Dokumentation verpflichtet ist die Fotografie im Kapitel «Aufbau, Verfall, Zerstörung», wo wir sowohl auf die Pyramiden von Dahschur stossen, die Francis Frith 1858 fotografierte, als auch auf die Ruinen des Tuilerien-Palastes 1871 oder den Einsturz der New Yorker Twin Towers 2001.

Etwas komplexer wird es im Kapitel «Modell, Simulation, Architektur auf Zeit»: Hier finden wir etwa Bilder der legendären Bally-Kampagne aus den späten siebziger Jahren, in der Jost Wildbolz Schuhe in der futuristischen Architekturlandschaft von Brasilia inszeniert. Oder Jacques Tatis Figur des armen Oncle, der 1958 mit den Tücken der Architekturmoderne kämpft. Die Villa weist übrigens verblüffende Ähnlichkeit mit dem Haus des Zürchers Albert Frey aus dem Jahr 1953 in Palm Springs auf, das in der Ausstellung ebenfalls nicht fehlen darf. Wir stossen auf gebaute Simulationen wie die Bilder von der Pariser Weltausstellung von 1900. Ein im wörtlichen Sinne schwindelerregendes Spiel mit der eigenen Wahrnehmung wiederum treibt Nils Nova, wenn er auf einer Fototapete exakt jenen Raum spiegelt, in dem der Betrachter steht. Eine weitere Form von Simulation präsentiert Candida Höfer mit dem Bild eines Tiger-Geheges, das von einem aus heutiger Sicht absurd anmutenden ionischen Säulengang umlaufen wird.

Ameisen und Zwerge

Fotografie hat den Architekten auch immer wieder zu Forschungszwecken gedient. Prominenteste Beispiele sind die Case Study Houses, wo die Bilder des Fotografen Julius Shulman in der Architekturzeitschrift «Arts and Architecture» etwa mit experimentellen Bauten von Pierre Koenig eine eigenwillige Symbiose eingegangen sind. Das Forschungsprojekt «Learning from Las Vegas» von Robert Venturi und Denise Scott-Brown wäre ohne Fotokamera ebenfalls undenkbar gewesen: Die Bilder vom Strip, der Hauptstrasse der amerikanischen Wüstenstadt, haben den Architekturdiskurs in den siebziger Jahren grundlegend verändert. Der Forschung zurechnen könnte man auch die Typologien von Bernd und Hilla Becher, die durch ihre hypersachliche Darstellung von Bauten wie Arbeiterhäuschen, Wassertürmen, Gasspeichern oder Kohlezechen eine eigene Schule begründet haben.

Auf Schritt und Tritt begegnet man in der Winterthurer Ausstellung Becher-Schülern in den unterschiedlichsten Kontexten. So etwa Andreas Gursky mit der Bildikone «Hong Kong Shanghai Bank»: In der Abteilung «Macht, Abgrenzung Sicherheit» zeigt er einen Wolkenkratzer, in dem die Banker wie Ameisen ihren undurchschaubaren Geschäften nachgehen. Das Pathetische dieser Aufnahme wird gespiegelt in einem Bild von der Kathedrale in Reims, womit auch gleich etwas über die Verschiebung der Machtverhältnisse seit dem 15. Jahrhundert gesagt wäre. In einem Bild von Felix H. Man wiederum erscheint Mussolini in seinem monumentalen Arbeitszimmer wie ein Zwerg: Im Cheminée hätte locker ein Fiat Topolino Platz gefunden. Kein Vergleich mit dem Landtag in Hannover, dessen Räume Heinrich Heidersberger wie eine James-Bond-Lounge der sechziger Jahre zeigt.

Wenn Architektur sich ballt, entsteht Stadt. Das kann auch irgendwo in der Pampa passieren: Das erste Bild in der Abteilung «Siedlungen, Transiträume, Metropolen» ist ein indonesisches Pfahlbauerdorf aus dem Jahr 1870. Diese Fotografie steht in reizvollem Kontrast zu den Flugbildern Balthasar Burkhards von Mexiko-Stadt und Los Angeles oder zu Gabriele Basilicos trostlosen Häuserschluchten von Buenos Aires.

Reverenz an Winterthur

Wie um zu zeigen, dass man eine Ausstellung zur Architekturfotografie auch komplett anders konzipieren könnte, beginnt das Kuratorenteam mitten in der Schau quasi von vorn: In einzelnen architektonischen Mikrokosmen wie Berlin, Chandigarh, Paris, New York, Venedig, Zürich oder Winterthur begegnen uns die bereits abgehandelten Themen von neuem – nur anders gegliedert.

Dass sich das Fotomuseum auch mit dem kleinen Winterthur beschäftigt, mag dem Wunsch nach einer Reverenz an die Heimatstadt des Museums entsprungen sein. Indes: Der einstige Industriestandort ist nicht der uninteressanteste Fall: Die monumentalen Sulzer-Werkhallen und das brutalistische Hallenbad Deutweg stehen im prekären Kontrast zu den Bildern aus jüngster Zeit. Die Triumphe der einst stolzen Maschinenstadt sind auf den Fotografien von Christian Schwager einer kleinkarierten Fussgängerzonen-Traurigkeit gewichen. Architekturfotografie kann nicht immer heroisch sein. Geschweige denn erotisch.

Neue Zürcher Zeitung, Di., 2013.03.05

18. Dezember 2012Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

„Monumentalität und Alltäglichkeit“

Über keinen Architekten der Moderne wird mehr publiziert als über Le Corbusier.Dabei treten immer wieder neue Aspekte seines Schaffens in den Mittelpunkt des Interesses: Etwa die Möbel und Interieurs, denen der Le-Corbusier-Kenner Arthur Rüegg eine grosse Monografie gewidmet hat. Über keinen Architekten der Moderne wird mehr publiziert als über Le Corbusier.Dabei treten immer wieder neue Aspekte seines Schaffens in den Mittelpunkt des Interesses: Etwa die Möbel und Interieurs, denen der Le-Corbusier-Kenner Arthur Rüegg eine grosse Monografie gewidmet hat.

Über keinen Architekten der Moderne wird mehr publiziert als über Le Corbusier.Dabei treten immer wieder neue Aspekte seines Schaffens in den Mittelpunkt des Interesses: Etwa die Möbel und Interieurs, denen der Le-Corbusier-Kenner Arthur Rüegg eine grosse Monografie gewidmet hat. Über keinen Architekten der Moderne wird mehr publiziert als über Le Corbusier.Dabei treten immer wieder neue Aspekte seines Schaffens in den Mittelpunkt des Interesses: Etwa die Möbel und Interieurs, denen der Le-Corbusier-Kenner Arthur Rüegg eine grosse Monografie gewidmet hat.

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05. Juli 2011Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Die Kunst des Renovierens

Zwei Neuerscheinungen beschäftigen sich mit dem Umbau von Repräsentationsbauten in Zürich und Winterthur. Dabei gibt es zahlreiche Gemeinsamkeiten zu entdecken:...

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23. März 2011Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Burri in Brasilia

Der Magnum-Fotograf René Burri hat die Entwicklung der Retortenstadt Brasilia zwischen 1958 und 1997 dokumentiert. Ein neuer Bildband zeigt eindrückliche Bilder von Menschen und ihren Bauten, die sie dem Urwald abgerungen haben.

Der Magnum-Fotograf René Burri hat die Entwicklung der Retortenstadt Brasilia zwischen 1958 und 1997 dokumentiert. Ein neuer Bildband zeigt eindrückliche Bilder von Menschen und ihren Bauten, die sie dem Urwald abgerungen haben.

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17. März 2011Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Schöpfung und Geschaffenes

Bedrohung und Schönheit bedingen sich gegenseitig. Ohne Natur ist Kultur nicht denkbar, aber ohne Kultur bleibt die Natur ein Reich des Schattens. Aus...

Bedrohung und Schönheit bedingen sich gegenseitig. Ohne Natur ist Kultur nicht denkbar, aber ohne Kultur bleibt die Natur ein Reich des Schattens. Aus...

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18. Dezember 2010Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Der Fall Moser

Vor hundert Jahren wurde in Zürich das Kunsthaus von Karl Moser eingeweiht. Damals blickte der Architekt bereits auf ein reichhaltiges Œuvre zurück; später wurde er zu einem einflussreichen Lehrer an der ETH Zürich. Stilistisch war und blieb er jedoch schwer einzuordnen.

Vor hundert Jahren wurde in Zürich das Kunsthaus von Karl Moser eingeweiht. Damals blickte der Architekt bereits auf ein reichhaltiges Œuvre zurück; später wurde er zu einem einflussreichen Lehrer an der ETH Zürich. Stilistisch war und blieb er jedoch schwer einzuordnen.

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06. Dezember 2010Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Die neue Sachlichkeit

Prägnant, pragmatisch und unprätentiös – auf diese Begriffe könnte man den Trend im jungen Schweizer Design bringen. Im Museum für Gestaltung sind die vom Bundesamt für Kultur mit dem Designpreis 2010 prämierten Beiträge ausgestellt.

Prägnant, pragmatisch und unprätentiös – auf diese Begriffe könnte man den Trend im jungen Schweizer Design bringen. Im Museum für Gestaltung sind die vom Bundesamt für Kultur mit dem Designpreis 2010 prämierten Beiträge ausgestellt.

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25. November 2010Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Zürich wäre gebaut

Die erste Ausstellung im renovierten Stadthaus zeigt absurde Visionen und abgeschossene Projekte, aber auch verpasste Chancen zur baulichen Entwicklung Zürichs. Manche Vorschläge wären gar nicht so blöd gewesen.

Die erste Ausstellung im renovierten Stadthaus zeigt absurde Visionen und abgeschossene Projekte, aber auch verpasste Chancen zur baulichen Entwicklung Zürichs. Manche Vorschläge wären gar nicht so blöd gewesen.

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13. November 2010Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

«Kunst ist für mich kein Begriff»

Ernst Gisel, einer der einflussreichsten Schweizer Architekten der Nachkriegszeit, führt durch seinen Kultur-Kosmos. Anlass für den Besuch in seinem Zürcher Haus ist eine erweiterte und aktualisierte Neuauflage seiner lange vergriffenen Monografie.

Ernst Gisel, einer der einflussreichsten Schweizer Architekten der Nachkriegszeit, führt durch seinen Kultur-Kosmos. Anlass für den Besuch in seinem Zürcher Haus ist eine erweiterte und aktualisierte Neuauflage seiner lange vergriffenen Monografie.

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verknüpfte Akteure
Gisel Ernst

03. November 2010Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Komplexe Katakomben

Für die Besucher des Kunstmuseums Winterthur ist vom soeben abgeschlossenen Umbau nur wenig zu sehen. Die Eingriffe der Architekten Arthur Rüegg und Silvio Schmed betreffen vor allem Räume im Hinter- und Untergrund.

Für die Besucher des Kunstmuseums Winterthur ist vom soeben abgeschlossenen Umbau nur wenig zu sehen. Die Eingriffe der Architekten Arthur Rüegg und Silvio Schmed betreffen vor allem Räume im Hinter- und Untergrund.

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20. Juli 2010Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Die Frau, die Le Corbusier den Meister zeigte

Dass Charlotte Perriand eine innovative Innenarchitektin und Designerin war, wäre Grund genug, ihr Werk im Museum für Gestaltung vorzustellen. Doch in ihrer Generation war die Pariserin eine Pionierin. Das macht die Ausstellung zum Ereignis.

Dass Charlotte Perriand eine innovative Innenarchitektin und Designerin war, wäre Grund genug, ihr Werk im Museum für Gestaltung vorzustellen. Doch in ihrer Generation war die Pariserin eine Pionierin. Das macht die Ausstellung zum Ereignis.

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07. Juli 2010Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Das unbemerkte Kunstwerk

Zwischen «Fischerstube» und Hafen Riesbach führt in Zürich seit 1963 ein naturnah gestalteter Weg entlang dem Seeufer. Zu diesem Werk des Landschaftsarchitekten Willi Neukom ist jetzt eine Monografie erschienen.

Zwischen «Fischerstube» und Hafen Riesbach führt in Zürich seit 1963 ein naturnah gestalteter Weg entlang dem Seeufer. Zu diesem Werk des Landschaftsarchitekten Willi Neukom ist jetzt eine Monografie erschienen.

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29. Juni 2010Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Menschen statt Kräne

In den fünfziger Jahren baute Le Corbusier mit Chandigarh eine Stadt auf der grünen Wiese in Indien. Der Zürcher Fotograf Ernst Scheidegger dokumentierte die Entstehung des architektonischen und städtebaulichen Jahrhundertwerks.

In den fünfziger Jahren baute Le Corbusier mit Chandigarh eine Stadt auf der grünen Wiese in Indien. Der Zürcher Fotograf Ernst Scheidegger dokumentierte die Entstehung des architektonischen und städtebaulichen Jahrhundertwerks.

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28. Mai 2010Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Guter Durchschnitt

Fünf Jahre nach dem ersten Führer durch die Gegenwartsarchitektur von Zürich hat «Hochparterre» in Zusammenarbeit mit dem Verlag Scheidegger & Spiess nun...

Fünf Jahre nach dem ersten Führer durch die Gegenwartsarchitektur von Zürich hat «Hochparterre» in Zusammenarbeit mit dem Verlag Scheidegger & Spiess nun...

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20. Februar 2010Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Leichtfüssiges Werk eines lächelnden Riesen

Auf dem Vitra-Campus in Weil am Rhein bei Basel wird das Besucherzentrum von Herzog & de Meuron eröffnet

Auf dem Vitra-Campus in Weil am Rhein bei Basel wird das Besucherzentrum von Herzog & de Meuron eröffnet

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verknüpfte Bauwerke
Vitra-Haus

14. Oktober 2009Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Ein schlummerndes Denkmal für Le Corbusier

Das letzte vollendete Gebäude von Le Corbusier steht im Zürcher Seefeld und gehört der Galeristin und Sammlerin Heidi Weber. Eine Monografie über das Schaffen dieser schillernden Persönlichkeit erzählt auch die Geschichte dieses Pavillons.

Das letzte vollendete Gebäude von Le Corbusier steht im Zürcher Seefeld und gehört der Galeristin und Sammlerin Heidi Weber. Eine Monografie über das Schaffen dieser schillernden Persönlichkeit erzählt auch die Geschichte dieses Pavillons.

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09. Oktober 2009Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Perspektiven auf Papier

Ideale Stadträume, wie sie in der gebauten Realität kaum je umgesetzt werden, faszinieren seit Jahrhunderten. Die ETH präsentiert in einer Sonderschau urbanistische Visionen auf Papier in über hundert Exponaten.

Ideale Stadträume, wie sie in der gebauten Realität kaum je umgesetzt werden, faszinieren seit Jahrhunderten. Die ETH präsentiert in einer Sonderschau urbanistische Visionen auf Papier in über hundert Exponaten.

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02. Juli 2009Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Mit der Natur arbeiten

Zum Tod von Heinz Isler, dem Baukünstler und Erfinder des Schalenbaus

Zum Tod von Heinz Isler, dem Baukünstler und Erfinder des Schalenbaus

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12. Juni 2009Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Bruno Giacometti

Mit Bruno Giacometti zu reden, muss ein Vergnügen sein. Felix Baumann, ehemaliger Direktor des Kunsthauses Zürich und Präsident der Alberto-Giacometti-Stiftung, teilt diese Freude mit den Lesern eines Buchs, das auf Gesprächen mit dem Architekten und Mäzen beruht.

Mit Bruno Giacometti zu reden, muss ein Vergnügen sein. Felix Baumann, ehemaliger Direktor des Kunsthauses Zürich und Präsident der Alberto-Giacometti-Stiftung, teilt diese Freude mit den Lesern eines Buchs, das auf Gesprächen mit dem Architekten und Mäzen beruht.

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16. Mai 2009Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Klarheit und musische Begabung

Peter Steiger ist ein Architekt, dessen Schaffen ausserhalb von Fachkreisen lange wenig wahrgenommen wurde. Zu Unrecht, wie ein Buch über den Sohn von Rudolf und Flora Steiger-Crawford beweist. Der Schüler von Frank Lloyd Wright war seiner Zeit einfach voraus.

Peter Steiger ist ein Architekt, dessen Schaffen ausserhalb von Fachkreisen lange wenig wahrgenommen wurde. Zu Unrecht, wie ein Buch über den Sohn von Rudolf und Flora Steiger-Crawford beweist. Der Schüler von Frank Lloyd Wright war seiner Zeit einfach voraus.

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Peter Steiger

29. Januar 2009Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Künstler ohne Museum

Es gibt nichts, wofür es in der Schweiz kein Museum gibt. – Nichts? Ausgerechnet jene Disziplin verfügt über kein Schaufenster, deren Errungenschaften zentral sind für die Marke «Schweiz»: Brücken, Tunnels und Hochbauten. Jetzt ergreift die Berufsgruppe Ingenieurbaukunst des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins SIA die Initiative.

Es gibt nichts, wofür es in der Schweiz kein Museum gibt. – Nichts? Ausgerechnet jene Disziplin verfügt über kein Schaufenster, deren Errungenschaften zentral sind für die Marke «Schweiz»: Brücken, Tunnels und Hochbauten. Jetzt ergreift die Berufsgruppe Ingenieurbaukunst des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins SIA die Initiative.

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07. Januar 2009Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

«Aus der Lösung ein Rätsel machen»

Die Zürcher Architekten Marcel Meili und Markus Peter haben sich mit ihrem Entwurf für das neue Hardturm-Stadion etwas in die Nesseln gesetzt. Dabei sind sie alles andere als kalt kalkulierende Investor-Architekten, wie nicht zuletzt eine neue Monografie beweist.

Die Zürcher Architekten Marcel Meili und Markus Peter haben sich mit ihrem Entwurf für das neue Hardturm-Stadion etwas in die Nesseln gesetzt. Dabei sind sie alles andere als kalt kalkulierende Investor-Architekten, wie nicht zuletzt eine neue Monografie beweist.

In Zürich ist das Architekturbüro Meili Peter fast allgegenwärtig, auf nationaler Ebene gehört es zu den bekanntesten Protagonisten, und auch auf dem internationalen Parkett spielt es eine immer grössere Rolle. Umso erstaunlicher ist es, dass die erste Monografie zum Werk von Marcel Meili und Markus Peter erst jetzt erschienen ist.

Wie immer in solchen Fällen sagt die Form des Buches bereits fast alles über die Haltung der darin behandelten Architekten aus: Der im Verlag Scheidegger & Spiess erschienene Band ist schnörkellos gestaltet, übersichtlich aufgebaut und zeugt ästhetisch von gutem Geschmack. Dieselben Adjektive treffen auf die meisten Bauten von Meili Peter zu: Selbst Repräsentationsbauten wie das Centre for Global Dialogue der Swiss Re in Rüschlikon, das Hotel Park Hyatt in Zürich oder die Villa der Verlegerfamilie Ringier in Küsnacht zeichnen sich durch eine architektonische Haltung aus, die den Luxus in der Substanz sowie in intelligenten Details sucht statt im pompösen Auftrumpfen. Bestes Beispiel dafür sind die von Meili Peter nach Low-Budget-Massstäben gestalteten Kinos Riff-Raff, deren Extravaganz auf einer Kombination aus schlichter Formensprache und raffiniertem Umgang mit Bildern beruht. So flimmern etwa die Filme vom Projektionsraum mitten durch die Bar auf die Leinwand.

Eine besondere Affinität scheint die Architekten mit dem Werkstoff Holz zu verbinden: Sie hatten es nicht nur gewagt, ihre Erweiterung der Perrondächer des Hauptbahnhofs Zürich damit auszukleiden und so den Stahlkoloss wohnlicher zu gestalten, sondern schufen mit der Schweizerischen Hochschule für die Holzwirtschaft in Biel auch einen viergeschossigen Holzbau.

Selbst die monumentale Form des neuen Hardturmstadion-Projektes beruht nicht auf Gigantomanie, sondern ist das wohl optimale Ergebnis aus den gegebenen Umständen und Sachzwängen. Zur Methodik von Meili Peter gehöre, tiefere persönliche und kulturelle Quellen zu eröffnen und sie von hinderlichen Konventionen zu befreien, schreibt der österreichische Architekt Hermann Czech in seinem Buchbeitrag. «Künstler», so zitiert der Wiener seinen Landsmann Karl Kraus, Künstler sei nur einer, der aus der Lösung ein Rätsel machen könne.

[ Marcel Meili, Markus Peter 1987–2008. Verlag Scheidegger & Spiess, Zürich 2008. 512 S., deutsch oder englisch, Fr. 99.–. ]

Neue Zürcher Zeitung, Mi., 2009.01.07



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Marcel Meili, Markus Peter

28. Oktober 2008Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Von Referenzen und Reverenzen

Die ETH Zürich nutzt die Halle ihres Semper-Baus vermehrt für Ausstellungen neuerer Architektur. Nach Bétrix & Consolascio, den Erbauern des Letzigrund-Stadions, ist jetzt Valerio Olgiati an der Reihe, der zuletzt mit dem Nationalparkzentrum in Zernez aufgefallen ist.

Die ETH Zürich nutzt die Halle ihres Semper-Baus vermehrt für Ausstellungen neuerer Architektur. Nach Bétrix & Consolascio, den Erbauern des Letzigrund-Stadions, ist jetzt Valerio Olgiati an der Reihe, der zuletzt mit dem Nationalparkzentrum in Zernez aufgefallen ist.

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07. Oktober 2008Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

«Wachstumsbeschwerden der Grossstadt»

Im «gta»-Verlag ist ein knapp 400-seitiger Band erschienen, der sich mit der Zürcher Stadtentwicklung seit Ende des 19. Jahrhunderts beschäftigt. Anhand des Städtebaus von 1900 bis 1940 wird dargelegt, wieso sich die Stadt Zürich heute so präsentiert, wie sie es tut.

Im «gta»-Verlag ist ein knapp 400-seitiger Band erschienen, der sich mit der Zürcher Stadtentwicklung seit Ende des 19. Jahrhunderts beschäftigt. Anhand des Städtebaus von 1900 bis 1940 wird dargelegt, wieso sich die Stadt Zürich heute so präsentiert, wie sie es tut.

Es darf ja ausnahmsweise einmal stimmen – das Klischee nämlich, wonach sich hinter einem spröden Äusseren gelegentlich ein Feuerwerk an Spannung verbirgt. Eine dieser Ausnahmen ist das neue Buch mit dem eher esoterischen Titel «Die Disziplinierung der Stadt – Moderner Städtebau in Zürich 1900 bis 1940». Selbst wer von Städtebau etwa so viel versteht wie von Astrophysik, wird von dieser neuen, im «gta»-Verlag erschienenen Publikation fasziniert sein. Jedenfalls, wenn er oder sie sich für die wirtschaftliche, politische, kulturelle oder gesellschaftliche Seite der Stadt Zürich interessiert – und wer täte das nicht?

Chaos im Kaff

Die Geschichte beginnt mit dem süffig überschriebenen Kapitel «Wachstumsbeschwerden der Grossstadt». Im Jahr 1870 war Zürich ein Kaff mit gerade einmal 58 657 Einwohnern, ein gutes Drittel kleiner als heute Winterthur. Mit der ersten Eingemeindung 1893, als die Vororte Aussersihl, Enge, Fluntern, Hirslanden, Hottingen, Oberstrass, Riesbach, Unterstrass, Wiedikon, Wipkingen und Wollishofen mit Zürich fusionierten, wuchs die Kernstadt, der heutige Kreis 1, mit einem Schlag auf 121 000 Seelen. Den Verkehr in der neuen «Grossstadt» – aus heutiger Sicht ein gemütliches Knattern und Flanieren über menschenleere Strassen und Plätze – empfanden die Einwohner um 1900 indes als chaotisch und bedrohlich. Im Jahr 1913 wurden an der Bahnhofstrasse sagenhafte 529 Motorfahrzeuge gezählt, hinzu kamen 535 Fuhrwerke und 1855 Fahrräder. Den Limmatquai passierten gleichen Jahres 165 Motorfahrzeuge – das waren wohl weniger als nach der Umwandlung in Fussgängerzonen . . . Allerdings fehlte es an einem Regelsystem für den Verkehr. So sei die Strasse zur Gefahrenzone geworden, schreibt der Autor Daniel Kurz im Kapitel «Das Automobil verändert die Stadt». Zwischen 1926 und 1931 hätten sich die Verkehrsunfälle in Zürich von rund 2000 auf 3200 pro Jahr erhöht. 1934 gab es bereits 4400 Unfälle, 700 Schwerverletzte und 32 Todesopfer. Zum Vergleich: 2006 waren es bei einem Mehrfachen an Verkehr noch 3800 Unfälle, 200 Verletzte und 5 Tote.

Der Verkehr ist nur eines der Dauerthemen im Bereich der Stadtentwicklung: Zentral war und ist die fortschreitende Segregation, die sich in erster Linie in den Wohnbauten ausdrückt. Wo Zürich heute chic ist, nämlich in den ehemaligen Arbeiter- und Industriequartieren im Westen, waren die Lebensbedingungen vor hundert Jahren am prekärsten. Ende 1885, also kurz vor der Eingemeindung, stand Aussersihl vor dem Ruin. Grund dafür waren die jährlich fast tausend mittellosen Menschen, die in der Landwirtschaft kein Auskommen mehr fanden und ihre Hoffnung auf die städtische Industrie setzten. Die Klassenzimmer der Aussersihler Schulen waren mit achtzig bis hundert Kindern überfüllt, Geld für Infrastrukturen war keines vorhanden. Durch den Zusammenschluss mit der Stadt Zürich erhoffte man sich sowohl einen sozialen Ausgleich als auch eine planmässigere Stadtentwicklung. Doch vorderhand verschärfte sich das Problem weiter. Bis zur Jahrhundertwende vermehrte sich die Stadtbevölkerung jährlich um 8000 Personen, was den Bau von 2000 Wohnungen pro Jahr nötig machte – mit entsprechenden Auswirkungen auf den Verkehr und die Grundversorgung mit Gas, Wasser, Gütern und . . . Kultur.

Abstinenzler, Nudisten, Mystiker

In den bisherigen Vororten entstand verdichteter Wohnungsbau, in den privilegierteren Gegenden am See und an den Hügeln des Zürichbergs ein in Zürich neuer Typus, nämlich das mittelständische Einfamilienhaus – mit den Folgen einer sich weiter akzentuierenden sozialen Segregation. Die Blockrandbebauung – bis dahin ein kaum hinterfragter urbaner Bebauungstyp – erhielt den abschätzigen Namen «Mietskaserne». Sozialreformer traten auf den Plan – von Naturheilern über Abstinenzler, Vegetarier, Rohkostler und Nudisten bis zu Tao-Mystikern. Sie alle hatten ihre unfehlbaren Rezepte gegen die drohende Unfruchtbarkeit, das Gespenst der Stillunfähigkeit oder die «Entartung der Rasse» durch ungesundes Leben in der Stadt. Kurz bilanziert dazu trocken: «Die im 19. Jahrhundert formulierten Analysen, Forderungen und ideologischen Konstrukte zur Wohnungsfrage wurden im 20. Jahrhundert zur verinnerlichten und nie mehr hinterfragten Grundlage aller städtebaulichen Theorien.»

Was von diesen Dogmen und Theorien über die Jahre in die gebaute Stadt einfloss, ist bei Kurz im Detail zu lesen: Die Gartenstadt findet ihren Niederschlag ebenso wie der «künstlerische Städtebau» oder der Untergang des Historismus und der Durchbruch des Neuen Bauens. Breiten Raum nimmt in der Publikation der während des Ersten Weltkriegs durchgeführte Wettbewerb für ein Gross-Zürich ein, der es den Stadtbehörden ermöglichte, die Rahmenbedingungen für eine vernünftige Stadtentwicklung zu setzen. Dass in der Vorortsgemeinde Schlieren und im Oberhauserried zwischen Seebach und Opfikon Binnenhäfen vorgeschlagen wurden, gehört zu den absurderen Vorschlägen daraus. Und natürlich stand mehr als einmal die Altstadt zur Disposition. Noch 1933 schlug kein Geringerer als Karl Moser, der einflussreiche ETH-Professor und Architekt von Universität und Kunsthaus, ein Pendant zu Le Corbusiers «Villa Radieuse» am Limmatquai vor: Statt mittelalterlicher Gebäude erhöben sich nach seinen Vorstellungen entlang der Limmat heute elfgeschossige Geschäftshochhäuser.

Insgesamt ermöglicht das Buch dem Leser und der Leserin, die enge Perspektive der eigenen Erinnerung an den Wandel Zürichs auszuweiten und die Stadt wie mit einer Zeitmaschine als gewachsene Struktur wahrzunehmen. Das ist ein höchst kurzweiliges Unterfangen, nicht zuletzt deshalb, weil die Publikation mit historischen Bildern reich illustriert ist. Einziger Wermutstropfen ist das Fehlen eines Registers, das schnellen Zugriff auf einzelne Aspekte oder Orte ermöglichen würde. Als Lese- und Schaubuch hingegen ist der vom Zürcher Büro Prill & Vieceli ansprechend gestaltete, in fast keckem Violett gebundene Band spannend wie ein Krimi – und das ist doch allerhand für eine Doktorarbeit.

[ Daniel Kurz: Die Disziplinierung der Stadt. Moderner Städtebau in Zürich 1900 bis 1940. «gta»-Verlag. 396 S., 320 Abb., Fr. 69.–. ]

Neue Zürcher Zeitung, Di., 2008.10.07



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02. Oktober 2008Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Architekt mit grünem Daumen

Neue Publikation über den Zürcher Pionier der Garten- und Landschaftsarchitektur Gustav Ammann

Neue Publikation über den Zürcher Pionier der Garten- und Landschaftsarchitektur Gustav Ammann

Ende 2006 widmete sich die ETH mit einer Ausstellung dem Werk des Zürcher Garten- und Landschaftsarchitekten Gustav Ammann (1885 bis 1955). Jetzt ist im gta-Verlag der ETH-Architekturabteilung das Buch hinter der Ausstellung erschienen: Johannes Stoffler würdigt darin den Gartenpionier, der sich mit der Gestaltung von so wichtigen Überbauungen wie der Werkbundsiedlung Neubühl (1933) oder der Planung des Freibades Allenmoos in Zürich (1935–1939) zusammen mit Werner Max Moser und Max Ernst Haefeli einen Namen machte. Ein erster Höhepunkt von Ammanns Karriere war die Berufung zum Gartenarchitekten der schweizerischen Landesausstellung von 1939 durch deren Direktor Armin Meili.

Aus heutiger Optik ist Ammanns Leistung nicht ganz einfach zu verstehen. Sein Werk ist so bruchlos und selbstverständlich in der zeitgenössischen Gartengestaltung aufgegangen, dass der Schöpfer dahinter praktisch verschwindet. Die Gartenanlagen in Freibädern wie dem Allenmoos oder auch dem von Max Frisch entworfenen Letzibad erscheinen natürlich fliessend wie gewachsene Landschaften. Genau dies aber war Ammanns Absicht: Er modellierte die grüne Wiese im Einklang mit der Architektur zu einer künstlichen, nur scheinbar «natürlichen» Landschaft, die wie zufällig arkadische Züge trägt. Neckische Brücken schlagen einen Bogen über schilfgesäumte Froschteiche, Inseln von Chinaschilf und japanischem Ahorn unterbrechen die Monotonie grosser Rasenflächen, kräuterbestandene Trockenmauern terrassieren das Gelände.

Was dieses Konzept der «natürlich» erscheinenden Landschaftsgestaltung so revolutionär machte, versteht man erst, wenn man sich die Gartenmode des 19. Jahrhunderts vor Augen führt. Damals orientierten sich die Landschaftsgestalter an künstlichen Formen und Figuren, wie sie uns heute noch aus barocken Gartenanlagen in Schlössern überliefert sind: rechtwinklig gezogene Hecken, zu architektonischen Körpern zurechtgestutzt, axial aufgebaute Rosenspaliere und symmetrisch angelegte Wegsysteme. Zum Neuen Bauen der Moderne wollte diese geschlossene Form nicht mehr passen – weder ästhetisch noch philosophisch. Gustav Ammann, der in seinem frühen Werk noch solche strengen Ambiente geschaffen hatte, entwickelte im Jahr 1927 einen neuen Gartentypus – es war wohl nicht zufällig das Jahr der Weissenhof-Ausstellung, an der Architekten wie Gropius, Mies van der Rohe oder Le Corbusier die neue Art des Bauens propagierten.

An der Landesausstellung 1939 bewies Ammann, dass Gärten auch politische Statements sein können. Sowohl sein Rosen- als auch sein Farbengarten am linken unteren Zürichseebecken basierten auf biomorphen, «organischen» Grundrissen und setzten so einen freien Kontrapunkt zur faschistischen Gartengestaltung des politischen Gegners. «Wir wollen keine monumentale, kalte Axialität, sondern eine malerische Auflockerung – eine Symphonie von Blumen, Wind, Licht und Wasser», soll Armin Meili dekretiert haben.

Letztlich aber war Gustav Ammann vielleicht doch vor allem ein Romantiker mit «grünem Daumen». Er begriff Gartengestaltung als kontinuierliche Weiterentwicklung auf der Basis des Vorhandenen. Auch den schönsten Garten muss man jahrelang wachsen lassen. Und gelegentlich beherzt mit Hacke und Schere nachhelfen.

[ Johannes Stoffler: Gustav Ammann. Landschaften der Moderne in der Schweiz. gta-Verlag, Zürich 2008. 223 S. 228 Abb., Fr. 69.–. ]

Neue Zürcher Zeitung, Do., 2008.10.02



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Ammann Gustav

04. Juli 2008Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Schwebende Räume

Vor 30 Jahren haben Marie-Claude Bétrix und Eraldo Consolascio ihr gemeinsames Architekturbüro gegründet. Die ETH Zürich präsentiert im Hauptgebäude das Werk der Architekten, dazu ist im «gta»-Verlag eine erste, längst fällige Monografie über das Team erschienen.

Vor 30 Jahren haben Marie-Claude Bétrix und Eraldo Consolascio ihr gemeinsames Architekturbüro gegründet. Die ETH Zürich präsentiert im Hauptgebäude das Werk der Architekten, dazu ist im «gta»-Verlag eine erste, längst fällige Monografie über das Team erschienen.

Sie gehören nicht zu den Architekten, die jeder kennt – aber spätestens seit der Euro 08 kennt jeder eines der Hauptwerke dieses Büros: das Letzigrundstadion. Dass Bétrix & Consolascio in der breiten Öffentlichkeit ausgerechnet mit einem Stadion bekannt wurden, das nur mässig geeignet ist für Fussball, ist nicht ihre Schuld. Schliesslich hatten die Architekten den Auftrag, eine Leichtathletik-Arena zu bauen. Eine Ausstellung in der Halle des ETH-Hauptgebäudes und eine parallel dazu erschienene Monografie beweisen die Weltklasse des in Erlenbach domizilierten Büros, das sich in der Fachwelt durch formale, konstruktive und städtebauliche Eigenständigkeit einen Namen gemacht hat. Ein Murks wie das Stadion in Zürich passt ganz und gar nicht zu diesem Team, beweist jedoch, dass die Architekten nicht nur Künstler, sondern auch Pragmatiker sind.

Schwebender Balken

In der Ausstellung, die vom Institut «gta» in Zusammenarbeit mit der 1953 in Neuenburg geborenen Marie-Claude Bétrix und dem fünf Jahre älteren Tessiner Eraldo Consolascio konzipiert wurde, kommen die künstlerische und die pragmatische Seite des Teams gleichermassen zur Geltung: Auf einem schwebenden, in der Halle hängenden Balken wird eine eindrückliche Reihe von Originalmodellen ihrer Projekte kommentarlos vorgestellt. Das Publikum ist eingeladen, sich mit der räumlichen Wirkung der Entwürfe auseinanderzusetzen, Form- und Materialvarianten zu studieren. Diesem «Schwebebalken» wird eine Abfolge von Stellwänden mit komplexen Informationen zu einzelnen Bauten und Projekten gegenübergestellt. Diese Darstellungen fordern mehr den Intellekt als die Sinne und führen in die Tiefe des Werks. In luftiger Höhe über dieser Ausstellungsarchitektur haben die Kuratoren Tableaus mit Texten und Bildern weiterer Entwürfe placiert, die man von der Galerie aus betrachtet.

Ausgehend vom sinnlichen Erlebnis der räumlichen Modelle werden die Besucher Schritt für Schritt in die Architektur von Bétrix & Consolascio eingeführt. Ist das Interesse erst einmal geweckt, führt kein Weg mehr an der parallel erschienenen Monografie vorbei – dem ersten Überblickswerk zum Wirken des Büros. Autor des 240 Seiten starken Bandes ist der Neuenburger Architekturkritiker Sylvain Malfroy.

Ähnlich wie in einem berühmten Buch des Holländers Rem Koolhaas nähert sich der Autor dem Werk von Bétrix & Consolascio nach Dimensionen geordnet an: Was bei Koolhaas S, M, L und XL (also Small, Medium, Large und Extra-Large) hiess, wird hier nach Plan-Massstäben geordnet. In der Optik im Grössenverhältnis 1:1000 werden neben dem Letzigrund Grossbauten wie die Messehalle 9 der Olma St. Gallen oder die Universitätsfrauenklinik Bern betrachtet. Nach einem Überblick zur städtebaulichen Situation sowie verschiedenen Grundrissen und Schnitten geben Architekturfotografien vor allem Stimmungen wieder, die von den Gebäuden evoziert werden.

Perspektivenwechsel

Der Massstab 1:500 eignet sich für das Heizkraftwerk Mitte in Salzburg, ein Theater in Neuenburg (Projekt), ein Bürogebäude für den Pharmariesen Pfizer in Zürich oder ein Wohn- und Geschäftshaus in Zürich Leutschenbach. Hat man die mit brutalistischer Geste gesetzte Betonskulptur des Salzburger Heizkraftwerks noch im Kopf, erscheinen Schmuckstücke wie die Casa Stoira I und II in Avegno oder das verspielt postmoderne Haus Guth in Oberengstringen im Massstab 1:200 geradezu idyllisch. Die formale Bandbreite des Werks dieser Architekten ist enorm. Michel Hampe schreibt denn auch im Nachwort der Monografie, die Sicherheit wie auch der Zwang, die ein Baustil biete und fordere, möge etwas Verführerisches haben. Aber Bétrix & Consolascio gehören eben genau nicht in die Kategorie von Architekten, deren Werk einem einmal gefundenen «Stil» verpflichtet ist. Die Neigung, Probleme der Nutzer und der Auftraggeber ernst zu nehmen und darauf zu reagieren, könne nur dann künstlerisch erfolgreich sein, wenn die Architekten ihrer Intuition vertrauten, analysiert Hampe zu Recht.

So gesehen erstaunt es nicht, dass trotz manchem Kompromiss und zahlreichen Vorgaben der Uefa das Letzigrundstadion dennoch als Meisterwerk der Architekten Anerkennung gefunden hat; denn die Europameisterschaften sind heute bereits Geschichte, das Stadion aber bleibt.

[ Zürich, ETH Zentrum (Rämistr. 101), bis 17. 7. Publikation: Bétrix & Consolascio. Perspektivenwechsel. Zürich, gta-Verlag 2008, 240 S., deutsch/englisch, Fr. 80.–. ]

Neue Zürcher Zeitung, Fr., 2008.07.04



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Bètrix & Consolascio. Perspektivwechsel / A Shift in Perspective

14. Juni 2008Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Burkhalter Sumi Architekten

Das Architektenpaar Marianne Burkhalter und Christian Sumi wurde in erster Linie bekannt mit Wohnbauten, oft an besten Lagen. Mit der Berufung an die Accademia di architettura der Tessiner Universität in Mendrisio konzentrieren sie sich auf grundlegende programmatische Fragen: Nachhaltigkeit etwa oder die Erforschung der Agglomeration.

Das Architektenpaar Marianne Burkhalter und Christian Sumi wurde in erster Linie bekannt mit Wohnbauten, oft an besten Lagen. Mit der Berufung an die Accademia di architettura der Tessiner Universität in Mendrisio konzentrieren sie sich auf grundlegende programmatische Fragen: Nachhaltigkeit etwa oder die Erforschung der Agglomeration.

Widerstand ist zwecklos. Oder vielmehr nicht mehr nötig. «Le Corbusier und Frank Lloyd Wright hatten ästhetischen Widerstand gegen das Establishment geleistet», sagt Christian Sumi. Die Avantgardisten schwatzten ihren Auftraggebern gewagte Architekturexperimente auf, mit denen die betuchten Kunden dann in der besseren Gesellschaft punkten konnten. Heute gehört es zum guten Ton, sich von einem bekannten Baukünstler eine edle Bleibe entwerfen zu lassen – zum Beispiel von den Zürcher Autoren-Architekten Marianne Burkhalter und Christian Sumi. Die Kunden sind informiert über die Trends in der Architektur, über die Brands in Design und Kunst. Sie wissen genau, was sie wollen. «Schönheit und Lifestyle haben die Baukultur durchdrungen», konstatiert Sumi.

Raue Orte – viele Fragen

Schwieriger wird es für Architekten am Stadtrand oder im gesichtslosen Siedlungsbrei der Agglomerationen. «Ein rauerer Ort fordert uns heraus», erklärt Marianne Burkhalter. Die neusten Projekte des Architekturbüros Burkhalter Sumi zusammen mit ihrem Partner Yves Schihin befassen sich mit vielschichtigen Themen: Bürohäuser und ein Hotel in Opfikon, eine Überbauung beim Bahnhof Giesshübel oder ein Hotelturm für das Andermatt-Resort von Samih Sawiris.

Marianne Burkhalter und Christian Sumi sind Architekten mit einem historischen Bewusstsein. Ihr Interesse reicht von Gottfried Semper, dessen Ausstellung zum hundertsten Geburtstag sie gestaltet haben, bis zu zeitgenössischer Szenografie im Fall eines Pavillons, den sie für die Expo 02 in Yverdon-les-Bains entwarfen. Sie sind fasziniert von der brutalistischen Architektur der Smithsons, deren Begeisterung für den Citroën DS sie teilen. DS-Besitzer Christian Sumi hat sogar ein Buch über die Wechselwirkung von Alison Smithsons Auto und ihrer Architekturauffassung herausgegeben: «AS in DS».

Das Büro von Burkhalter Sumi mit rund zwanzig Mitarbeitern befindet sich an idyllischer Lage in der Zürcher Altstadt, während die beiden privat in einem klassisch modernen Gebäude aus dem Büro Haefeli Moser Steiger wohnen. Stilsicherheit, historisches Bewusstsein und intellektuelle Herausforderungen haben die Karriere von Burkhalter Sumi von Anfang an geprägt. Fasziniert von der Formensprache des Holzbaus, experimentierten sie in den achtziger Jahren mit dessen Anwendungsmöglichkeiten in der zeitgenössischen Architektur und machten sich mit neuen Interpretationen traditioneller Konstruktionen einen Namen. Inzwischen beschäftigen sich die Architekten, die mit einem Kindergartenpavillon in Lustenau und einer Forsthütte in Turbenthal begannen, mit Städteplanung oder Bürowolkenkratzern in China. Von der Villa und vom Mehrfamilienhaus über das Hotel bis zur Altersresidenz deklinierten sie die verschiedenen Variationen des Wohnbaus durch.

Lehre und Forschung

Im Frühling 2008 haben Burkhalter und Sumi eine neue Aufgabe übernommen, die sie abwechslungsweise während zweier Tage pro Woche beschäftigt: ein Lehrstuhl für Entwurf an der Accademia di architettura der Università della Svizzera italiana in Mendrisio. Nach diversen Gastprofessuren – Marianne Burkhalter an der SCI-ARC in Los Angeles und an der EPF Lausanne, Christian Sumi neben der EPF auch an der Harvard University in Cambridge – übernehmen die Eltern eines volljährigen Sohnes jetzt Verantwortung in der Lehre. Die Tessiner Universität glänzt durch ein kleines, aber prominent besetztes Professorenkollegium. Obschon die Architekturakademie noch jung ist, zeichnet sich in nächster Zeit ein Generationenwechsel der Gründerväter Botta, Galfetti, Pini und Zumthor ab.

Auch inhaltlich werden sich die Gewichte in der Ausbildung verschieben. Während die Gründer der Akademie ihren Entwurfsschwerpunkt auf eine neue Formensprache (Tendenza) und die Entwicklung des Territoriums in der Architektur legten, warten jetzt komplexere Aufgaben: Urbanisierung des Alpenraums, Nachverdichtung, Nachhaltigkeit oder die Erneuerung der Infrastrukturen sind Themen, die neben der Vermittlung von Konstruktion und Tektonik das Berufsbild der Architektur verändern werden. «Seit den achtziger Jahren drehte sich die Architekturdebatte um die Form», sagt Christian Sumi, «jetzt verlagert sie sich auf programmatische Themen.» Etwa darauf, was es heisst, «dort draussen» im urban sprawl, in der «Agglo», zu bauen.

Die Architekten wollen sich jetzt vermehrt Themen widmen, hinter denen die reine Ästhetik möglicherweise als Luxus erscheinen könnte. Gerade für Baukünstler wie Marianne Burkhalter und Christian Sumi stellt sich die Frage nach der zukünftigen Legitimierung der Profession verschärft. Was ist Qualität, und wozu dient sie? Oder wie Marianne Burkhalter es ausdrückt: «Wir haben bewiesen, dass wir Schmuckstücke bauen können, und werden es weiterhin gerne tun. Uns beschäftigen aber zunehmend jene Fragen, auf die wir selber noch keine Antwort wissen.»

Neue Zürcher Zeitung, Sa., 2008.06.14



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02. Februar 2008Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Hannes Wettstein – der Undogmatische

Design aus dem Atelier Hannes Wettstein hat jeder Schweizer in seiner Stube – in Gestalt der virtuellen «Landschaften», in denen die Informationssendungen des Schweizer Fernsehens produziert werden. Und doch kennen bis anhin fast nur Design-Aficionados den Namen des Zürcher Gestalters. Ein Besuch in einem aussergewöhnlichen Büro.

Design aus dem Atelier Hannes Wettstein hat jeder Schweizer in seiner Stube – in Gestalt der virtuellen «Landschaften», in denen die Informationssendungen des Schweizer Fernsehens produziert werden. Und doch kennen bis anhin fast nur Design-Aficionados den Namen des Zürcher Gestalters. Ein Besuch in einem aussergewöhnlichen Büro.

Es knallt und schreit im Treppenhaus des alten Industriebaus im Zürcher Seefeld. Die Neugierde auf den Ursprung des Lärms wird strapaziert durch einen unendlich gemütlichen Warenlift, der uns in den 2. Stock zum Designbüro von Hannes Wettstein hievt. Hier wird tatsächlich scharf geschossen – mit den Bällen eines schneeweissen Töggelikastens. Vier junge Leute versuchen energisch, die verflixte Kugel ins gegnerische Tor zu ballern, bevor sie sich wieder hinter die Bildschirme machen, um Setdesigns, Leuchtenarme, Brennstoffzellen oder Schmuck zu entwerfen.

Typologien erweitern

Die Monitoren der gegenwärtig 23 Arbeitsplätze sind so eng aneinandergereiht, dass sie sich beinahe berühren: Das Büro wächst rasch, die Atelierräume können kaum Schritt halten. Die Marke «Wettstein» geniesst hohes Ansehen – und dies zunehmend auch international. Gebaut und gestaltet wird in Frankfurt und Berlin ebenso wie im Engadin und in Zürich. Im Herbst hat Wettstein die Struktur der Firma dem Geschäftsgang angepasst und den Geschäftsleiter Stephan Hürlemann zum Partner und Teilhaber ernannt.

Welterfolge aus dem Atelier Wettstein gab es allerdings bereits vor 25 Jahren. Einer der ganz frühen Entwürfe des Gestalters, die auf Drahtseile gespannte Niedervoltleuchte «Metro» von 1982, war so erfolgreich, dass Wettstein seine Schöpfung fast bereut: «Wenn ich in der Käseabteilung des Coop eine dieser Girlanden sehe, frage ich mich, was ich da nur ausgelöst habe.» – Er hat, wie so oft, einen Typus erfunden (dessen weitere Entwicklung ihm in diesem Fall allerdings entglitten ist). Was später im Baumarkt als Bastelsatz zu haben war, hatte er ursprünglich für die niedrigen Decken des Pariser Centre Pompidou realisiert: sec, unspektakulär, funktionalistisch.

Geschliffene Eleganz ist der gemeinsame Nenner, auf den man die Entwürfe aus dem Büro Wettstein bringen kann – das gilt für Produktedesigns ebenso wie für Möbel. So hat er etwa für die Manufaktur Horgenglarus Holzstühle geschaffen, aber auch Sofas für die italienischen Edelmarken Cassina und Baleri. Das dritte, zunehmend wichtige Standbein ist die Gestaltung von Innenräumen – oft in Zusammenarbeit mit namhaften Architekten. Regelrecht in eine Wettstein-Welt eintauchen kann man in Berlin. Im Auftrag des spanischen Architekten Raphael Moneo haben die Zürcher sämtliche Innenräume des Luxustempels Grand Hyatt gestaltet.

Wenn es darum geht, ganze Welten zu schaffen, sind Hannes Wettstein und sein Team im Element. So haben sie für Novartis ein Pilotprojekt für künftige Grossraumbüros entwickelt, dessen Name «Business Club» bereits einiges über die Inhalte verrät: Die Mitarbeiter sitzen nicht einfach in ihren Kojen, sondern bewegen sich durch den Raum wie in einem Klub, wo man sich einmal zurückzieht, ein andermal miteinander spricht. Die Juwelierkette Kurz erhielt ein neues Ladenkonzept, der Retailbereich des Flughafens Frankfurt eine neue Ordnung, und gemeinsam mit dem Architektenteam Gigon/Guyer hat Wettstein den Wettbewerb für das dereinst höchste Gebäude der Schweiz, den «Prime Tower» auf dem Maag-Areal in Zürich-West, gewonnen.

Geradezu ein Aushängeschild geworden sind jedoch die virtuellen Welten, die für das Schweizer Fernsehen entwickelt wurden. Sowohl die Idee für «SF Meteo» mit dem Wasserbecken, dessen Oberfläche sich je nach Wetter kräuselt, als auch das Kommandopult von «10 vor 10» und «Tagesschau», mit dem Stephan Klapproth und Katja Stauber ihre News-Raumschiffe navigieren, sind Entwicklungen aus dem Zürcher Seefeld. Vom «SF Sport»-Studio bis zum «SF Club»-Intérieur haben Wettstein und sein Team abstrakte Räume geschaffen, die einerseits die Sendegefässe voneinander unterscheiden, anderseits die Corporate Identity des Schweizer Fernsehens immer wieder anders spiegeln. Dabei konnten die Stärken in Architektur- und Raumgestaltung ebenso ausgespielt werden wie das Know-how im Möbeldesign und der Hang zu Hightech-Tüfteleien, durch den sich das junge Team auszeichnet.

Ohne Schnickschnack

Auch im Produktedesign hält Wettstein seit Jahren an der Spitze mit – insbesondere in Sachen Leuchten. Der neuste Entwurf für die Firma Belux ist die Schreibtischleuchte Scope, die sich ohne Gegengewichte oder Drahtzüge mit einem Finger in die richtige Position schwenken lässt. Die komplexe Technik, die dafür notwendig war, wurde ganz in den Arm integriert. «Ein solches Design wäre noch vor wenigen Jahren unverkäuflich gewesen», sagt Wettstein, denn die Kunden hätten den Schnickschnack geliebt. Er jedoch will mit echten Innovationen verblüffen: Eine davon ist eine OLED-Leuchte für den Nachttisch, die sanftes Licht abgibt wie eine Hightech-«Kerze». In diesem Objekt sind innovative Technik und Gestaltung so radikal miteinander verschmolzen, dass wohl einmal mehr ein neuer Typus entsteht, den andere später nolens volens kopieren. – Der einstige Design-Rebell, der Trends nicht hinterherhechelt, sondern sie schafft, zwinkert den Klassikern der Moderne kollegial zu, ohne ihre Dogmen nachzubeten. Wie sie ist er stets auf der Suche nach der zwingenden Form – aber ohne viel Getöse. Das macht allein der Töggelikasten.

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Hannes Wettstein

Der 1958 in Ascona geborene Hannes Wettstein gehört zu den bekanntesten und erfolgreichsten Schweizer Gestaltern seiner Generation. 1991 hat er sein Atelier mit Sitz in Zürich gegründet und beschäftigt dort inzwischen 23 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Seit Herbst 2007 ist der 35-jährige ETH-Architekt Stephan Hürlemann Partner und Teilhaber der Firma. Hannes Wettstein lebt in Zürich und wurde im vergangenen Sommer Vater einer Tochter.

Neue Zürcher Zeitung, Sa., 2008.02.02

12. Juli 2007Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Das wiedergefundene Haus

Die Architektur der Landesausstellung 1939 ist in Zürich weitgehend verschwunden. Den letzten bedeutenden, grossen Landi-Bau stellt das Kongresshaus von Haefeli Moser Steiger dar. Nun ist aber ein fast unversehrtes Landi-Gebäude wiederentdeckt worden: Das Ferienhaus des Architekten Paul Artaria steht seit 67 Jahren am Thunersee.

Die Architektur der Landesausstellung 1939 ist in Zürich weitgehend verschwunden. Den letzten bedeutenden, grossen Landi-Bau stellt das Kongresshaus von Haefeli Moser Steiger dar. Nun ist aber ein fast unversehrtes Landi-Gebäude wiederentdeckt worden: Das Ferienhaus des Architekten Paul Artaria steht seit 67 Jahren am Thunersee.

«Mein Vater kam am letzten Tag der Landi 39 aus Zürich zurück und verkündete, er habe ein Häuschen gekauft», erinnert sich Rosemarie Kuhn-Kaeser, damals eine junge Frau von 19 Jahren. Seit einiger Zeit hatte die Familie in den späten dreissiger Jahren nach einem geeigneten Haus für ihr «Ländli» am Thunersee gesucht. An diesem Platz mit Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau sollte ein Wochenendhaus entstehen. Eigene Pläne für einen Neubau scheiterten jedoch, so dass der Ingenieur Alfred Kaeser schliesslich den Holzpavillon von der Landi erwarb.

Sozialpolitisches Engagement

Ein Artikel in der NZZ über die Odyssee und glückliche Rettung des Saffa-Hauses aus dem Jahr 1928 von Lux Guyer bewog die Familie, die das Landi-Haus seit Jahrzehnten pflegt und nutzt, sich bei der NZZ-Redaktion zu melden. Ihr Feriendomizil, das seit 67 Jahren in Thun am See stehe, sei ursprünglich ein Musterhaus an der Landesausstellung 1939 gewesen. Recherchen beim Institut für Geschichte und Theorie der Architektur an der ETH Zürich (gta) ergaben, dass es sich bei dem Pavillon um das Landihaus von Paul Artaria (1892–1959) handelt.

Paul Artaria war ursprünglich Bauzeichner im Büro von Hans Bernoulli, der u. a. durch die gleichnamige Arbeitersiedlung beim Hardturm-Stadion in Zürich bekannt ist. Von 1926 bis 1930 wirkte Artaria als Partner von Hans Schmidt, einem Schüler Karl Mosers und Hans Bernoullis an der ETH. Ein baugeschichtlicher Meilenstein der Zusammenarbeit von Schmidt und Artaria ist das Haus Colnaghi (1927) in Riehen, das erste Stahlskelett-Wohngebäude der Schweiz. 1927–29 realisierte das Team das Haus Schaeffer, das die beiden 1929 auf dem Frankfurter CIAM-Kongress als Prototyp zum Thema «Wohnen für das Existenzminimum» präsentierten. Dass Artaria zu den unbekannteren Protagonisten der frühen Schweizer Moderne gehört, liegt teilweise an seiner eher praktischen als theoretischen Ausrichtung, nicht zuletzt aber auch an der desolaten Quellenlage über sein Werk. Artarias Nachlass, der im Archiv des Instituts «gta» aufbewahrt wird, ist nur fragmentarisch erhalten. Im «Lexikon der Schweizer Architekten» wird er als innovativer Kopf gewürdigt, der wesentlich zur praktischen Umsetzung moderner Ideen beigetragen habe. Hervorgehoben werden Artarias neuartige, konzeptionell mit dem Stahlbau verwandten Holzkonstruktionen, die er mit der traditionellen Holzarchitektur verband.

Bereits 1926 war aus der Zusammenarbeit mit Hans Schmidt in Riehen ein Atelierhaus mit Pultdach entstanden, das formal in vielerlei Hinsicht an das spätere Landihaus erinnert. 1942 schrieb Artaria im Vorwort zur 2. Auflage seines 1936 erstmals erschienenen Bandes «Schweizer Holzhäuser», es gehe ihm darum zu zeigen, «wie sich durch Verzicht auf falsche Ansprüche und mit Verwendung des Baumateriales Holz auch bei mässigem Geldaufwand gut wohnen lässt». Das sozialpolitische Engagement, das die Arbeiten der Architekten Bernoulli und Schmidt prägte, findet sich somit auch bei Artaria.

Ideale der Moderne

Als prominentes Schaufenster für seine schlichten Holzhäuser diente Artaria die Schweizerische Landesausstellung von 1939. In seinem Musterhaus verband er die Ideale der Moderne mit einem bodenständigen Thema. Sein Haus war mit einem Pultdach gedeckt und bestand aus einem einzigen Wohn- und Schlafraum. Das Volumen wurde durch geschickt konzipierte, multifunktionale Einbauschränke unterteilt. Weil der Querschnitt des Gebäudes dem Geländeprofil eines Abhangs folgte, kam der Schlafteil um ein halbes Stockwerk höher zu liegen. Die Verbindung vom Wohnraum zur Schlafzone schafft eine kleine Treppe. In der oberen Raumhälfte sind die Schränke als Brüstung ausgebildet. Bandfenster öffnen die Fassade zur Aussicht hin, der Innenausbau ist spartanisch. Artaria sah in einem kleinen seitlichen Anbau nur eine kleine Küche und ein Plumpsklo vor. Zu einem breiten Kamin aufgeschichtete Natursteine verliehen dem schlichten Pavillon aber eine Grandezza, die an Nobelvillen von Frank Lloyd Wright erinnert. Bei dieser Anspielung auf Luxus musste es im einfachen 150-Kubikmeter-Pavillon jedoch bleiben. Paul Artaria gab in einer Publikation die Baukosten für das Haus mit 6525 Franken an – selbst vor über sechzig Jahren ein bescheidener Betrag.

Respekt vor dem Bestehenden

Der Zimmermann, der das in Zürich demontierte und auf zwei Lastwagen 1940 nach Thun verfrachtete Musterhaus rekonstruierte und erweiterte, handelte mit Respekt vor dem Bestehenden. Zusammen mit Alfred Kaeser, der als ETH-Ingenieur selber massgeblich anpackte, baute er sowohl die Frontfassade als auch den Hauptraum integral wieder auf. Selbst das Dach aus gewellten Eternitplatten beliess er im Originalzustand. Betritt man heute das Haus, glaubt man sich an die Landi 39 zurückversetzt. Einzig der keilförmige, an der Aussenwand angebaute Kamin fiel laut Rosemarie Kuhn-Kaeser den Grenzabständen zum Opfer und musste nach innen verlegt werden. Vom Originalzustand an der Landi 39 abweichend sind die Nutzung des Raumes unter dem höher gelegenen hinteren Teil des Pavillons als Keller sowie eine schmale Erweiterung im rückwärtigen Teil mit Service- und Schlafräumen. Aus dem Pultdach ist durch den Anbau ein asymmetrisches Giebeldach geworden. Da die Eingriffe jedoch nur auf der Rückseite stattgefunden haben, blieb das Haus mit seinen raffinierten Fensterläden und dem funktionalen Innenausbau praktisch unangetastet.

Das Ferienhaus am Thunersee erfreut sich in der Besitzerfamilie nach wie vor grosser Beliebtheit – auch oder wahrscheinlich gerade wegen seiner schlichten Funktionalität, die Artaria so wichtig war. Ein Hauch von Pfadihütten-Romantik, kombiniert mit einer traumhaften Lage am See, verleiht dem «Ländli» das gewisse Etwas. Der geschickte Entwurf, kombiniert mit Sachverstand und Sorgfalt der Besitzer, hat den historischen Bau bis heute gerettet. Sollte das Kongresshaus von Haefeli Moser Steiger die Pläne für einen Neubau nicht überleben, steht damit einer der letzten Zeugen der Landi 39 wohl noch auf Jahrzehnte hinaus am Thunersee.

Neue Zürcher Zeitung, Do., 2007.07.12

23. April 2005Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Architektur als Theater

Heute Samstag findet im Schauspielhaus am Pfauen die Premiere von Robert Hunger- Bühlers Projekt «Oblomov» statt. Das «Stück», eine Adaptation des gleichnamigen Romans von Iwan A. Gontscharow (1812-1891), lässt nicht zuletzt wegen der Theaterarchitektur von Peter Zumthor auf ein besonderes Erlebnis hoffen.

Heute Samstag findet im Schauspielhaus am Pfauen die Premiere von Robert Hunger- Bühlers Projekt «Oblomov» statt. Das «Stück», eine Adaptation des gleichnamigen Romans von Iwan A. Gontscharow (1812-1891), lässt nicht zuletzt wegen der Theaterarchitektur von Peter Zumthor auf ein besonderes Erlebnis hoffen.

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05. August 2002Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

L'art pour l'Arteplage

Nichts Geringeres als ein Gesamtkunstwerk hätte die Expo nach dem Willen ihrer ersten künstlerischen Leiterin Pipilotti Rist werden sollen. Wie viel davon konnte ihr Nachfolger Martin Heller in die pragmatischere Expo 02 hinüberretten? Ein Augenschein.

Nichts Geringeres als ein Gesamtkunstwerk hätte die Expo nach dem Willen ihrer ersten künstlerischen Leiterin Pipilotti Rist werden sollen. Wie viel davon konnte ihr Nachfolger Martin Heller in die pragmatischere Expo 02 hinüberretten? Ein Augenschein.

Il est cinq heures, l'Expo s'éveille. Ein Techniker in Gummistiefeln watet im seichten Wasser des Neuenburgersees jener Leitung entlang, mit der die 32 000 Sprinkler des neuen Wahrzeichens von Yverdon-les-Bains gespeist werden. Eine Wolke in Betrieb zu halten, ist aufwendiger, als es die Natur suggeriert, die gestern noch Kumuli sonder Zahl mühelos über die Expo 02 schweben liess. Frühmorgens aber strahlt die aufgehende Sonne ungehindert durch das seeseitige Fenster des Hotels Everland, das gleich gegenüber der künstlichen Wolke auf Pfählen im Wasser steht. Gestern hat die Nebelmaschine brav bis über Mitternacht hinaus ihren Dienst getan, den Wasserdunst in magischem Blau illuminiert und von weissen Scheinwerferblitzen durchzucken lassen.


Privates Refugium mitten im Trubel

Die Bewohner des Hotels Everland geniessen das Privileg, mitten im Trubel der Arteplage in einer intimen, mit Vierstern-Komfort ausgestatteten Kabine über ein privates Refugium zu verfügen. Doch für einmal sind es nicht VIPs, die sich den exklusiven Platz an der Sonne und am Wasser durch Macht, Einfluss oder Geld verdient haben: Selbst Martin Heller, der künstlerische Direktor der Expo 02, brauchte einen Internet- Anschluss und etwas Glück, um sich seine Übernachtung in der grünen Kabine zu sichern. Das einzige Everland-Zimmer kann man nur über die Internet-Seite www.everland.ch buchen, und selbst das ist eine Lotterie; jeden Tag wird nur eine Reservation für eine Nacht zwei Monate zum Voraus angenommen. Wer den Zeitpunkt verpasst, wenn der Computer die Buchung entgegennimmt, muss sich einen weiteren Tag gedulden.

Um fünf Uhr früh schreien Möwen und hofieren auf dem orangen Kopf des riesigen Minotaurus, der sich vor dem Panorama-Fenster aus dem Wasser reckt. Wollte man jetzt aufstehen, man könnte Deep Purples Klassiker «In Rock» auf dem Lenco-Plattenspieler kratzen lassen oder die «Golden Black Party», dazu sich einen Fruchtsaft aus der Minibar genehmigen. Doch das Frühstück wird erst nach neun serviert, die Ausstellungspavillons öffnen um halb zehn, also wird nach dem Naturspektakel des Sonnenaufgangs die Decke über den Kopf gezogen und weitergeschlummert im Bewusstsein, hier selbst im Schlaf als Teil eines Kunstwerks nicht untätig zu sein.

Konzipiert, gestaltet und gebaut hat das Einzimmer-Hotel das Berner Künstlerpaar Sabina Lang und Daniel Baumann im Rahmen eines Kunstprojekts, das vom Zürcher Kurator Gianni Jetzer für die Expo 02 konzipiert wurde. Der Direktor der Kunsthalle St. Gallen und vormalige Vize von Rein Wolfs am Zürcher Migros- Museum für Gegenwartskunst erhielt von Martin Heller den Auftrag, der Gegenwartskunst an der Expo (doch noch) einen halbwegs gebührenden Auftritt zu verschaffen, nachdem Pipilotti Rists hochfliegende Pläne den Realitäten zum Opfer gefallen waren. Ein eigentliches Budget stand Jetzer nicht zur Verfügung, man musste improvisieren. Also verabschiedete er sich bald von seinen zwölf Projekten, mit denen er dem Event- Reigen der Expo kraftvolle künstlerische Positionen gegenüberstellen wollte. Vier Projekte, die zusammen kaum mehr als eine halbe Million Franken gekostet haben, blieben von den ursprünglichen Plänen übrig. Verglichen mit den anderthalb Milliarden Franken Gesamtaufwand der Landesausstellung aber entfalten die bescheidenen Interventionen auf den fünf Arteplages eine erstaunliche Präsenz.


Beunruhigende Chaoten-Enklave

Im Hafen von Biel, vor dem Hintergrund des schnittigen Mini-Manhattan der Arteplage-Architektur, hat auf Anregung Jetzers eine schwimmende Pirateninsel des holländischen Kunst-Kollektivs Atelier van Lieshout (AVL) angedockt. Die auf acht Pontonier-Schwimmkörpern zusammengeschusterte Plattform bildet einen «autonomen Freistaat», was die Behörden immerhin so stark beunruhigte, dass die Polizei vor den Eröffnungsfeierlichkeiten der Expo das Floss inspizierte. Tatsächlich werden beim Anblick des Slums zwiespältige Erinnerungen an Zaffaraya und Wohlgroth wach. Zudem ist AVL-Chef Joep van Lieshout für seinen Waffen-Tick und eine Vorliebe für phantasievolle Folterinstrumente bekannt. Geschossen wurde in der Enklave zwar genauso wenig wie gefoltert - dennoch verfügt das schwimmende Barackendorf über verdächtige Installationen: Ein Zelt der US-Army als Schlafstätte, eine pink-rote - einem Puff nur allzu ähnliche - Hütte, ein von Stacheldraht umgebener Ausguck auf fünf gestapelten Traktorreifen, eine sargähnliche Gefechtsstation mit Kanonenläufen aus Plastic-Abflussrohren oder ein angetäutes Floss auf Ölfässern passen nur bedingt zu den bürgerlichen Grundwerten der Expo. Einzig das Schild «zu verkaufen» mag irritierte Besucher, die den Freistaat von der Helix-Brücke aus beargwöhnen, womöglich beruhigen.

Dabei wird in Biel - wer das Signal versteht - bereits vor den Drehkreuzen der Arteplage davor gewarnt, dass hier auch mit Kunst zu rechnen sei: Die iranische, in Zürich lebende Künstlerin Shirana Shahbazi hat ein Bild, das sie am Computer entworfen hat, von Plakatmalern in ihrer Heimat auf eine acht mal acht Meter grosse Leinwand übertragen lassen. Das Werk hängt, gekrönt von einer «Freiheit» verheissenden Neonschrift im DDR-Stil, an der Fassade jenes Gebäudes, in dem die Expo-Besucher Fahrräder mieten können. Eine Rosenblüte vor einem phantastischen Himalaja-Gebirgszug zeigt Shahbazis Riesengemälde, dazu ein Mädchen, das einem vor ihm knienden Mann zuhört. Keine Frage, dieses Bild ist Propaganda - bloss: wofür?

Auf den Arteplages selber begegnen einem nicht weniger rätselhafte Bildtafeln. Sie zeigen schrille Waldschrate in texanischen Boots, mit Taliban-Bärten und martialischer Körperbemalung, bewaffnet mit Farbspritzpistolen und aufgereiht wie zum Appell. Eine Tafel klärt auf, dass es sich bei diesen fünf Meter langen Postern mit dem Titel «Camp» um eine Serie des Künstlers Olav Breuning handelt. Es ist das einzige von Jetzers vier Projekten, das mit Zellweger-Luwa (bzw. dem Mäzen Thomas W. Bechtler) einen Sponsor gefunden hat. Auf jeder Arteplage ist eines dieser Teile anzutreffen - wer das Ganze betrachten will, hat im Bieler Centre PasquArt bis zum 29. September dazu Gelegenheit.


Mini-Biennale der Nationalbank

Gianni Jetzers tapferer Versuch, der Gegenwartskunst mit wenig Geld einen adäquaten Raum zu schaffen, ohne sie dabei als ärmlichen Lückenbüsser erscheinen zu lassen, gelingt famos. Der Kurator beweist, dass Kunstprojekte mit der ungleich üppiger ausgestatteten Event-Konkurrenz mithalten können, wenn sie nur kompromisslos genug inszeniert werden. In den Schatten gestellt wird Jetzer allein von Harald Szeemann - angesichts der verschieden langen finanziellen Spiesse eine ehrenvolle Niederlage.

Szeemann hat in einem goldenen Pavillon in Biel eine Art Mini-Biennale aus dem Hut gezaubert. Die von der Schweizerischen Nationalbank gesponserte Ausstellung zeigt unter dem Titel «Geld und Wert / Das letzte Tabu» sozusagen eine Szeemann-Totale. Gleich über dem Eingang spreizt die englische Künstlerin Tracey Emin auf einer Grossphotographie ihre Schenkel, herumliegendes Geld in ihren Schoss raffend. Ein würdiger Auftakt zu einer politisch nicht immer ganz korrekten, vom Starkurator lustvoll mit manchen ideologischen Widersprüchen inszenierten Schau.

Im Goldquader finden wir, neu und stimmig zusammengewürfelt, die bekannten Planeten des Szeemann'schen Kosmos. Seine Tour d'Horizon durch die Kunstgeschichte der letzten zweihundert Jahre entlässt einen in der Überzeugung, von Henri Dunant und Antoni Gaudí über Joseph Beuys und Hans Haacke bis zu Liu Jianhua und Bodys Isek Kingelez hätten Szeemanns Schützlinge ihre Werke allesamt für die Expo 02 geschaffen. So purzeln in einer Lawine von Kartons Costa Veces diverse Videos mit Bildern von Not und Überfluss der menschlichen Nahrungskette herab. Ben Vautier scheint inzwischen überzeugt zu sein, dass die Schweiz existiert - jedenfalls plakatiert er keck: «J'ai envie d'argent.» Mona Hatoum wiederum entführt uns in einer Art Extrem-Pickelporno per Endoskop ins Innere ihres Körpers. Nicht fehlen dürfen Barbara Krugers Ausspruch «When I hear the word culture I take out my checkbook» und Piero Manzonis «Merda d'artista» - kleine Dosen, mit denen der junge Künstler 1961 buchstäblich aus Scheisse Geld gemacht hat. - Insgesamt erreicht Szeemanns Schau eine Dichte, die an der Expo 02 ihresgleichen sucht. Dass der Kurator darüber hinaus noch einen Roboter präsentiert, der im Laufe der Expo 19 Millionen Schweizerfranken shreddert, wäre angesichts dieser Fülle und Intensität von Reizen gar nicht mehr nötig.


Kunst contra Szenographie

Sowohl Jetzer als auch Szeemann vermeiden den naheliegenden Fehler, Kunst illustrativ in den Dienst der Szenographie zu stellen. Dass ein solches Ansinnen zum Scheitern verurteilt ist, zeigt die Arbeit von Christoph Draeger im Pavillon der kantonalen Gebäudeversicherungen in Neuenburg. Neben einem Windkanal und einer an ein Zeughaus erinnernden Ausstellung von Feuerwehr- und Zivilschutzgerät wirkt Draegers künstliche Schlammlawine wie ein verstaubtes Bühnenbild. Demgegenüber vertrauen die in sich selber ruhenden Kunstprojekte Jetzers ihrer eigenen Kraft. Nirgends gibt es ein Schild, das die Besucher von der Irritation erlöst, die diese Werke evozieren.

Neun Uhr ist vorbei, das Frühstück für die Everland-Gäste steht in einem Picknickkorb hinter der Tür. «Blur», die Wolke, lässt leise wie Schneeregen feine Tropfen auf die Oberfläche des Sees rieseln. Die ersten Touristen wappnen sich mit Pelerinen und streben der kalten Dusche im Expo-Himmel entgegen. Die Performance des lieben Gottes indes, dieses Meisters aller Special Effects, haben sie bereits verpasst. Dafür hätten sie früher aufstehen müssen.


[Katalog zur Szeemann-Ausstellung: Geld und Wert / Das letzte Tabu. Hrsg. von der Schweizerischen Nationalbank. Edition Oehrli, Zürich 2002. 244 S., Fr. 72.-.]

Neue Zürcher Zeitung, Mo., 2002.08.05



verknüpfte Bauwerke
EXPO.02 - Schweizerische Landesausstellung

12. Juni 2002Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Wohnen in der Schweiz

Ein Referenzwerk zu Schweizer Möbeln und Interieurs

Ein Referenzwerk zu Schweizer Möbeln und Interieurs

Wenig kulturelle Errungenschaften neben der Architektur haben das Bild der Schweiz im 20. Jahrhundert so nachhaltig geprägt wie Gestaltung und Design. Umso schmerzlicher wurde eine repräsentative Anthologie von Schweizer Möbeln und Interieurs bisher vermisst. Zur Expo 01 hätte ein solches Werk nach dem Willen einer Gruppe von Projektinitianten ursprünglich erscheinen sollen - nun liegt es rechtzeitig zur Expo 02 tatsächlich vor, allerdings unabhängig von der Landesausstellung. Dies ist nicht zu seinem Schaden geworden; das stattliche, 456 Seiten starke Buch braucht kein zusätzliches Trallala. Immerhin haben die renommiertesten Fachleute ihren Beitrag dazu geleistet: Dem Vorstand der eigens für die Herausgabe gegründeten Stiftung Good Goods gehören Vitra-Chef Rolf Fehlbaum und Vittorio Magnago Lampugnani von der ETH an, als Herausgeber konnte der Architekt Arthur Rüegg gewonnen werden, und die renommierten Kunsthistoriker Lucius Burckhardt und Stanislaus von Moos steuerten je einen Essay bei. Das hervorragend bebilderte Buch, von Guido Widmer ohne gestalterisches Chichi klar strukturiert, verführt trotz vorbildlichem wissenschaftlichem Apparat schon beim ersten Durchblättern dazu, sich in einzelne Kapitel zu versenken.

Das 20. Jahrhundert beginnt in dieser Übersicht schon im Jahr 1870 - und das mit Bedacht. Die Schweizer Gestaltung hat viel mit der Identität der Schweiz zu tun, die sich 1848 grundlegend formte und 1851 an der Londoner Weltausstellung in Joseph Paxtons Glaspalast erstmals ins globale Schaufenster trat (ein Kreis, der sich im Jahr 2000 mit Herzog & de Meurons gläsernem Leuchtkörper der Tate Modern schloss). Die Kapitel des Buches gliedern sich in rund 15 Jahre umfassende Epochenschritte, die aus einem Essay sowie der Beschreibung ausgewählter Objekte und dem Porträt ihrer Designer bestehen. Das Spektrum reicht dabei von der anonymen, geschnitzten Stabelle über Werner Max Mosers «Volkssessel» bis zu Mario Bottas Festzelt-Bestuhlung der 700-Jahr-Feier. Ein weiteres Kapitel ist einer Serie von zeittypischen Musterwohnungen gewidmet, an denen gesellschaftliche Wandlungen abgelesen werden können. Ein chronologisch geordneter Objektkatalog schliesslich enthält nicht nur Möbelstücke mit Typencharakter, sondern auch exemplarische Gegenstände des täglichen Gebrauchs.

Und nun? Lässt sich auf Grund des Dargestellten die Zukunft extrapolieren? Die Individualisierung, ahnt Lucius Burckhardt, werde der Wohnkultur ihren gesellschaftlichen Ausdruck rauben. Stanislaus von Moos hingegen vermutet, die aufgeklärte Modernität von Le Corbusiers «heures claires» werde sich weiterhin auf «winzige und willkürliche Einsprengsel im ‹Chaos› des Warenmeers» beschränken.


[ Schweizer Möbel und Interieurs im 20. Jahrhundert. Hrsg. Arthur Rüegg. Birkhäuser-Verlag, Basel 2002. 456 S., Fr. 98.-. ]

Neue Zürcher Zeitung, Mi., 2002.06.12

21. Mai 2002Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Fallbeil in der Trickkiste

Rémy Zauggs Zusammenarbeit mit Herzog & de Meuron für Roche

Rémy Zauggs Zusammenarbeit mit Herzog & de Meuron für Roche

Was macht bloss aus dem neuen, neunstöckigen Glaskasten auf dem Basler Industrieareal von Roche ein Gebäude mit magischer Ausstrahlung? Eine Wirkung, der man sich selbst beim Vorbeifahren auf der Autobahn nicht entziehen kann? Der Bau protzt weder mit monumentalen Gesten, noch turnt er spastische Kapriolen. Scheinbar unbeteiligt steht er am Rande des architektonisch und städtebaulich bedeutenden Firmengeländes von Otto Rudolf Salvisberg. Selbst im Vergleich zu anderen Projekten seiner Architekten Herzog & de Meuron springt das Spektakuläre des im Jahre 2000 fertiggestellten Forschungsgebäudes den flüchtigen Betrachter nicht an.

Der Bau mag das Bild einer Laterne mit wechselndem Charakter evozieren: Bei starkem Sonnenschein ähnelt er mit seinen ausgefahrenen Stoffstoren einer Noguchi-Leuchte, nachts einem schimmernden Kristallkörper. Sein eigentliches Geheimnis aber besteht aus einer blauen Wand, einer Brandmauer im Innern, die der Künstler Rémy Zaugg zusammen mit den Architekten zum expressiven Kern des Projektes erhoben hat. Die blaue Wand strahlt nachts kilometerweit aus dem Glaskasten heraus und wirkt, als hätte ein riesenhafter Zauberer ein blaues Fallbeil durch seine transluzide Trickkiste gestossen. - In einer exemplarischen Fallstudie zeichnen jetzt die Architekten, der Bauherr und der Künstler die Entstehungsgeschichte einer Kooperation nach, die mit einem banalen Auftrag für Kunst am Bau begann und in einem Gemeinschaftswerk gipfelte, bei dem sich Architektur und Kunst gegenseitig durchdringen, sich gegenseitig bedingen.

Rémy Zaugg erklärt in einem Tagebuch die Genese des Werks: Wie eine architektonische Konzeption eine bestimmte Art der künstlerischen Intervention erzwang und über Rückkoppelungen schliesslich wiederum Auswirkungen auf die Architektur hatte. Das schmale, mit zahlreichen Farbfotos, Plänen und Skizzen ausgestattete Buch beweist, dass richtig verstandene Kunst am Bau niemals appliziert werden kann, sondern nur gelingt, wenn zwischen Architekt und Künstler so etwas herrscht wie kongenialer Respekt vor der Kompetenz des anderen.


[Eine Architektur von Herzog & de Meuron, eine Wandmalerei von Rémy Zaugg, ein Werk für Roche Basel. Hrsg. Rémy Zaugg. Birkhäuser-Verlag, Basel 2001. 125 S., Fr. 52.-.]

Neue Zürcher Zeitung, Di., 2002.05.21



verknüpfte Bauwerke
Roche-Turm, Hauptsitz

05. April 2002Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Charles-Edouard Jeanneret trifft Karl Moser

Das Museum Langmatt präsentiert in einer der letzten intakten Villen des Badener Architekten Karl Moser (1860-1936) eine Ausstellung zum Werk des jungen Charles- Edouard Jeanneret (1887-1965) - besser bekannt unter seinem späteren Pseudonym Le Corbusier. Die konzentrierte Schau, die im kommenden Winter auch im New Yorker Bard Graduate Center gezeigt wird, fokussiert auf die Zeit zwischen 1907 und 1923.

Das Museum Langmatt präsentiert in einer der letzten intakten Villen des Badener Architekten Karl Moser (1860-1936) eine Ausstellung zum Werk des jungen Charles- Edouard Jeanneret (1887-1965) - besser bekannt unter seinem späteren Pseudonym Le Corbusier. Die konzentrierte Schau, die im kommenden Winter auch im New Yorker Bard Graduate Center gezeigt wird, fokussiert auf die Zeit zwischen 1907 und 1923.

Sieben Stationen umfasst die soeben eröffnete Ausstellung über den jungen Le Corbusier im Badener Museum Langmatt. Eine reizvolle Begegnung - stammt doch die Villa Langmatt von Karl Moser, der Vaterfigur einer ganzen Generation von Architekten. Die Beziehung Le Corbusiers zum Schöpfer von Bauten wie der Universität und dem Kunsthaus in Zürich oder der St.-Antonius-Kirche in Basel war geprägt von gegenseitigem Respekt: Moser hatte den Architekten aus La Chaux-de-Fonds (vergeblich) gebeten, sich als Nachfolger für seine Professur an der ETH Zürich zu bewerben, Le Corbusier wiederum verfasste nach Mosers Tod einen rührenden Nachruf in der NZZ vom 8. März 1936.

«Das latente Oszillieren zwischen programmatischem Neuanfang und historischer Kontinuität ist ein zentraler Faktor, der die Welt des Esprit nouveau ausmacht», heisst es in der Ausstellungsbroschüre zu einem Kapitel, das mit wenigen, präzise gesetzten Exponaten aufgerollt wird. Der Satz könnte als Motto über der ganzen Ausstellung stehen - legt sie doch erstmals analytisch die kulturgeschichtlichen Wurzeln jenes Künstlers und Architekten frei, der aus der Rückschau nicht selten als ein Genie wahrgenommen wird, das die Moderne sozusagen aus dem luftleeren Raum heraus zu prägen vermochte. Das Gegenteil ist der Fall, wie die Ausstellung von Stanislaus von Moos und Arthur Rüegg eindrücklich darlegt. Neben dem Ölbild «La cheminée» (1918), das Le Corbusier ebenso fälschlicherweise wie absichtsvoll als «ma première peinture» bezeichnete, werden erstmals zwei ältere «fauvistische» Bilder aus den Jahren 1915-17 gezeigt: Sein schon deutlich «puristisches» späteres Gemälde passte aus der Rückschau besser in das Gedankengebäude des «Esprit nouveau» und dessen ideologisch aufgeladenen Typenkult, den Le Corbusier in seiner gleichnamigen Zeitschrift konsequent betrieb.

Höhepunkt dieser Ausstellungs-Sektion ist allerdings das puristische Bild von Le Corbusiers Freund Amédée Ozenfant mit dem Titel «Verre, vase et bouteille» (1926). Es verströmt im Badezimmer der Langmatt neben einem Waschbecken aus dem Jahre 1901 hygienische Sachlichkeit. Ein Lavabo gleichen Typs - dies einer von vielen überraschenden Querbezügen der Ausstellung - verwendete Le Corbusier noch 1930 in seiner Villa Savoye im Pariser Vorort Poissy.

Ausgehend vom Voyage d'Orient, der Jeanneret 1911 von Deutschland über Prag, Wien, Budapest, Serbien, Rumänien und Bulgarien nach Istanbul und von dort zurück über Athen, Pompeji, Rom und Pisa nach La Chaux-de-Fonds führte, werden in der Langmatt unter anderem mehrere Vasen gezeigt, die Jeanneret auf dem Balkan fand und nach Hause schickte. Sie faszinierten ihn nicht zuletzt deshalb, weil ihre jahrhundertelange folkloristische Evolution letztlich zu einem gültigen Idealtypus geführt hatte. Eine Reihe von Aquarellen, Zeichnungen und Photographien sind ebenfalls Zeugen von Le Corbusiers Studienreisen quer durch Europa: Es zeigt sich, dass Jeanneret entgegen seiner Selbstmystifikation nicht nur gezeichnet und aquarelliert, sondern durchaus auch extensiv photographiert hat.

Daneben präsentieren die Kuratoren frühe Möbelentwürfe, die dem jungen Gestalter nicht zuletzt als Studienobjekte für architektonische Lösungen dienten. Hervorzuheben ist etwa seine Bibliothek für Madeleine Schwob (1922), wo Jeanneret der klassischen Tektonik verpflichtete, mit Kapitellen bestückte Pilaster einem frei auskragenden Arbeitstisch gegenüberstellt - ein später gängiges, durch Eisenbeton ermöglichtes Element der modernen Architektur. Zu sehen ist auch einer der letzten von vier erhaltenen Klubfauteuils des englischen Einrichtungshauses Maple & Co. - ein «objet type» aus dem Jahr 1923, das laut Arthur Rüegg als direktes Vorbild für Le Corbusiers «Grand Comfort» gedient hat.

Auch Vorgriffe auf frühe monumentale architektonische und städtebauliche Entwürfe fehlen nicht: So erhalten etwa das Wettbewerbsprojekt für den Pont Butin in Genf (1915) oder eine Ansicht des Projektes für die «Ville contemporaine pour 3 millions d'habitants» (1922) ihren Platz. Eine Computeranimation schliesslich erlaubt einen virtuellen Gang durch die Villa Jeanneret- Perret, das Haus von Le Corbusiers Eltern in La Chaux-de-Fonds. Die Villa diente dem jungen Architekten als Prototyp, an dem er seine Ideen im Massstab 1:1 erproben konnte.

Es ist ein Verdienst der Kuratoren und des Ausstellungsgestalters Silvio Schmed, die tiefe Verankerung der Moderne in der Tradition nicht nur zu proklamieren und mit einem wissenschaftlichen Katalog zu untermauern, sondern daraus ein sinnliches Erlebnis zu machen. Nachdem sich das New Yorker Bard Graduate Center for Studies in the Decorative Arts bereit erklärt hatte, die Ausstellung aus Baden im November 2002 zu übernehmen, wurde aus dem ursprünglich bescheidenen Projekt ein Unterfangen von internationaler Ausstrahlung. - Allerdings dürfte es sich lohnen, die Schau schon in Baden und nicht erst in New York zu besuchen. Denn die Ausleihpolitik der Fondation Le Corbusier in Paris führt dazu, dass ein Grossteil von Le Corbusiers Originalgraphik in New York nicht zu sehen sein wird. Darüber hinaus erhält die Ausstellung ihren wesentlichen Reiz aus dem Dialog zwischen Moser und Jeanneret: Das Frühwerk Le Corbusiers fügt sich harmonisch in das Ambiente der Villa von Sidney und Jenny Brown ein, die sich um 1900 ihr Haus unmittelbar angrenzend an das BBC-Fabrikgelände bauen liessen.


[Baden, Museum Langmatt (Römerstr. 30), bis 23. Juni. Broschüre in der Ausstellung erhältlich. Die modifizierte Ausstellung wird vom 12. November 2002 bis 15. Januar 2003 im Bard Graduate Center for Studies in the Decorative Arts, New York, zu sehen sein. Im Mai 2002 erscheint im Verlag Yale University Press ein Katalog mit Beiträgen von internationalen Fachleuten.]

Neue Zürcher Zeitung, Fr., 2002.04.05

01. Juni 2001Urs Steiner
Neue Zürcher Zeitung

Youngblood

Die Zeitschrift „Arch +“ fördert Nachwuchs

Die Zeitschrift „Arch +“ fördert Nachwuchs

Wettbewerbe von Architekturzeitschriften haben schon zu erstaunlichen Resultaten geführt: Man erinnere sich an die Case Study Houses, ein 1945 von der Zeitschrift «Arts & Architecture» initiiertes Programm, das während zwanzig Jahren spätere Ikonen der Architektur hervorbrachte - etwa von Ray und Charles Eames, Richard Neutra oder Pierre Koenig. Einen vergleichbaren Anspruch hat die neuste Initiative der Architekturzeitschrift «Arch +» zwar nicht: Es geht der viermal jährlich erscheinenden deutschen Publikation vielmehr darum, mit einem Wettbewerb aus den Diplomjahrgängen der Hochschulen bemerkenswerte Ideen herauszufiltern. Die besten Schlussarbeiten könnten durchaus mit den Projekten renommierter Büros konkurrieren, erklärt Redaktorin Sabine Kraft. Es sei schade, wenn diese konzeptuell, formal und konstruktiv kompetenten Entwürfe in der Versenkung verschwänden. Deshalb sollen jährlich zwischen 30 und 35 Abschlussarbeiten publiziert und die besten 3 Projekte mit Preisen (7000, 5000, 3000 DM) bedacht werden. Zusätzlich spricht die Jury eine Reihe von Anerkennungen aus.

Die erste Runde des «Arch +»-Wettbewerbs scheint das wachsende Interesse an urbanistischen Themen in jüngster Zeit zu spiegeln. So fällt bereits im Kurzbeschrieb des siegreichen Projektes von Jakob Tigges der Name von Rem Koolhaas, der mit seinen unkonventionellen Ansätzen von städtebaulicher Forschung weltweit Irritation auslöst. Wettbewerbssieger Tigges hat ein gewagtes Nutzungskonzept für die obsolete Römer Hochstrasse «Sopraelevata» entwickelt. Dieses Relikt soll nicht abgerissen, sondern als Katalysator für eine neuartige städtische Parklandschaft genutzt werden. Der zweite Preis, ein Projekt von Carola Dietrich und Henric Schmitt, schlägt vor, eine Brache von 285 000 Quadratmetern zwischen Tel Aviv und Jaffa zu fluten und durch eine attraktive Mischnutzung am Wasser neu zu gestalten. Eher in die Richtung klassischer Architektur zielt die drittplacierte Arbeit von Patrick Müller-Langguth. Sein «Hochhaus der dritten Generation» sprengt die Dimensionen eines einzelnen Gebäudes, indem der Autor seine Wolkenkratzer als vernetzte Gebäude-Cluster in den Raum wuchern lässt. Der Erfolg urbanistischer Projekte ist laut Sabine Kraft allerdings eher Zufall als Programm: «Die prämierten Arbeiten haben sich durch ihre sensible Analyse des Bestehenden aufgedrängt und mit ihren frischen Ideen überzeugt, die sie hereingebracht haben.»

Die erste Ausgabe des Wettbewerbs hat die Jury mit Einsendungen überschwemmt - wenn auch nicht mit Beiträgen aus der Schweiz. «Wir würden uns freuen, mehr Schweizer Projekte für den ‹Arch +-Preis 2001› zu erhalten», erklärt Sabine Kraft. Die Kandidaten können ihre Arbeiten bis zum 15. Dezember auf maximal 15 losen Blättern im Format Din A3 einreichen. Teilnahmeberechtigt sind Absolventen aller Hochschulen ab dem Sommersemester 2000.


[Arch+, Nr. 154/155, Jan. 2001, Fr. 31.-. Informationen zum Wettbewerb: Arch + (Charlottenstrasse 14, 52070 Aachen, Telefon +49 241 50 83 02, archplusaachen@t-online.de).]

Neue Zürcher Zeitung, Fr., 2001.06.01

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