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09. Juli 2012Gisela Gary
architekturjournal wettbewerbe

Luftig und leicht

Das neue Headquarter der ÖBB-Infrastruktur AG am Wiener Praterstern ist ein anspruchsvolles Projekt in puncto Architektur wie auch Konstruktion – mit einem spektakulären Folienkissendach, das den Innenhof überdacht.

Das neue Headquarter der ÖBB-Infrastruktur AG am Wiener Praterstern ist ein anspruchsvolles Projekt in puncto Architektur wie auch Konstruktion – mit einem spektakulären Folienkissendach, das den Innenhof überdacht.

Auf dem ehemaligen k.u.k. Nordbahnhof in Wien entstanden jüngst der neue Bahnhof Praterstern wie auch ein markantes Gebäude am Rand des Pratersterns: das Headquarter der ÖBB Infrastruktur. Rund 800 Mitarbeiter der ÖBB-Infrastruktur AG bezogen nach einer Bauzeit von knapp zwei Jahren ihr neues Bürogebäude am Praterstern 3. Die Architekten Tillner & Willinger entwarfen dafür zwei parallele Längsbaukörper entlang der Gleisanlagen und entlang der Nordbahnstraße, ein Objekt auf einer Grundfläche von rund 5.000 Quadratmetern.

Die Baukörper wurden durch Erschließungs- und Besprechungsraumtrakte zu einem Baukörperensemble verbunden. Die neue Zentrale der ÖBB-Infrastruktur besteht aus einem Untergeschoß und acht Obergeschoßen. Der Eingang ist zum Bahnhof hin orientiert und über eine Freitreppe erreichbar. Das Erdgeschoß kann teilweise auch von der Öffentlichkeit genutzt werden und wird durch eine Fußgängerpassage geteilt.

Im Erdgeschoß befinden sich ein Konferenzzentrum, das Betriebsrestaurant, ein Fitnesscenter wie auch ein Geschäftslokal der ÖBB. Der Innenhof stellt das beeindruckende Herzstück des neuen Headquarters dar und wurde mit einem transparenten, 1.000 Quadratmeter großen Membrandach geschützt. [...]

Das Bürogebäude liegt am pulsierenden Praterstern, Platz und Kreisverkehr, in unmittelbarer Nähe zum Wiener Prater, der attraktivsten Freifläche der Stadt. Das achtgeschoßige Gebäude gliedert sich in zwei Nutzkörper, einer entlang der Bahntrasse, der andere entlang der Nordbahnstraße. Diese verbinden zwei transparente Blöcke mit Erschließung, Besprechungsräumen und Allgemeinräumen als informelle Kommunikationszone zu einem Baukörperensemble. Eine bestehende öffentliche Passage, die die Bahnstation mit dem angrenzenden Bezirk verbindet, durchtrennt das Erdgeschoß und stellte eine interessante Herausforderung an den Entwurf. Darauf reagierend wurden im Erdgeschoß einerseits im Praterstern-seitigen Teil öffentliche Bereiche wie Geschäfte platziert und andererseits des Durchganges halböffentliche wie Restaurant und Konferenzzentrum mit direkter Anbindung an das darüberliegende Bürogebäude.

Der Haupteingang des Gebäudes am Praterstern führt über eine Freitreppe zu einem durchgehenden Innenhof im 1. Obergeschoß. Die erhöhte Lobby bietet nicht nur einen großartigen Ausblick zum öffentlichen Platz, sondern ermöglicht eine direkte Verbindung beider Erschließungstürme über dem öffentlichen Durchgang. Sowohl die Doppelfassade als auch die Atriumüberdachung gewährleisten als Pufferräume niedrigen Energieverbrauch sowie Schallschutz des ruhigen Innenhofes gegenüber dem Verkehrsknoten außerhalb.

architekturjournal wettbewerbe, Mo., 2012.07.09



verknüpfte Zeitschriften
architekturjournal wettbewerbe 303

30. Juni 2007Gisela Gary
Wojciech Czaja
Der Standard

Facelifting für betagte Häuser

Sanieren ist leichter gesagt als getan. Die Renovierung alter Bausubstanz ist nämlich nicht nur ein technisches, wirtschaftliches und architektonisches Thema, sondern vor allem auch ein soziales. Eindrücke vom 1. Internationalen Sanierungskongress in Wien.

Sanieren ist leichter gesagt als getan. Die Renovierung alter Bausubstanz ist nämlich nicht nur ein technisches, wirtschaftliches und architektonisches Thema, sondern vor allem auch ein soziales. Eindrücke vom 1. Internationalen Sanierungskongress in Wien.

In der Immobilienbranche gibt es klare Worte. Man spricht von Grundstücksflächen, bebaubarem Volumen, Baukosten, Rendite - und meint damit letztlich immer nur den Neubau. Was im gängigen Jargon zu kurz kommt, ist oft die alte Bausubstanz. Altbau? Das schreit nach veralteten Raumstrukturen, nach technischem Nachholbedarf, nach einem Haufen unlösbarer Probleme. Um die Berührungsangst mit Umbau und Sanierung etwas zu zügeln, fand in Wien vor einigen Tagen der 1. Internationale Sanierungskongress statt. Der Ort hätte nicht besser sein können: Zum Diskutieren fanden sich die Experten aus aller Herren Länder in der Wiener Hofburg zusammen.

Natürlich sind die herrschaftlichen Räumlichkeiten, die zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert entstanden sind, nicht stellvertretend für alles Alte, wenn von Immobilien die Rede ist. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit, auf in die Tage gekommene Bausubstanz zu treffen, ziemlich hoch. In Wien lag der Anteil der Wohnungen aus der Gründerzeit (1848-1914) vor 15 Jahren noch bei 37,7 Prozent. Durch Wohnungszusammenlegungen und teilweisen Abbruch ist dieser mittlerweile auf 36 Prozent gesunken.

Dass es weit mehr Möglichkeiten gibt als Abbruch oder rigorosen Umbau, war Thema des Sanierungskongresses. Bei den Experten herrschte Einigkeit: Die Rahmenbedingungen für Revitalisierungen müssten sich entscheidend verbessern. Denn immer noch gibt es eine Vielzahl an Stolpersteinen, die es Planern und Ausführenden nicht leicht macht, schützenswerte Gebäude wirtschaftlich zu sanieren. Schließlich müsste der ökonomische Aspekt auf beiden Seiten zum Tragen kommen - sowohl beim Bauherrn als auch beim Auftragnehmer.

Für die Veranstalter des Kongresses - das sind Vasko+Partner und Michael Balak vom Österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik (ofi) - war dies jedenfalls eine wichtige Botschaft. Der Handlungsbedarf der öffentlichen Hand habe sich auch in den Diskussionen widergespiegelt, sagt Wolfgang Poppe vom Ingenieursbüro Vasko+Partner, „Sanierung und Erhaltung von alter Bausubstanz ist mehr als nur eine Bauaufgabe - dabei geht es um Gesellschaftspolitik und um den Umgang mit alter Bausubstanz im Interesse aller Beteiligten“.

Interesse steigern

Das Hauptinteresse des Kongresses war, einige vertretbare Investitionsmöglichkeiten und Amortisationsmodelle für die Nutzung und den Erwerb von Altbauten aufzuzeigen. Das ist geglückt. Der Ball liege nun eindeutig bei der öffentlichen Hand. Rudolf Schicker, Planungsstadtrat für Wien, zeigte Interesse: „Wir wollen einerseits alte Gebäude bestmöglich erhalten und andererseits den Klimaschutz einbinden.“ Für eine historische Stadt wie Wien sei ein solcher Kongress, der an zwei Tagen Planer, Gewerbe, Industrie und die Immobilienbranche zusammenführt, daher besonders wichtig.

„Es hat sich herauskristallisiert, dass im Rahmen der Altbausanierung nicht die normative Vorgangsweise maßgebend sein soll, sondern die ingenieursmäßige und kreative Planung“, sagt Veranstalter Michael Balak, darüber hinaus müsse man die Schulung von Bauherren, Planern und Ausführenden hinsichtlich neuester Technologien zunehmend forcieren. „Der Sanierungsbedarf ist ein internationales Thema, nicht zuletzt auch im Hinblick auf die volkswirtschaftliche Bedeutung aufgrund des Zusammenhanges mit der stark expandierenden Tourismusbranche“, gibt Balak zu verstehen. Eine Grundvoraussetzung bei der Altbausanierung sei selbstverständlich ein Miteinander und nicht ein Gegeneinander mit den Denkmalpflegern.

Soziales fördern

Einen Output aus fernen Gefilden lieferte Billy C. L. Lam, Exklusivgast aus China. Er berichtete über Hongkong und seinen problematischen Umgang mit bestehenden Altbauten. Einen positiven Umstand streichte er jedoch heraus: die Balance zwischen sozialen Interessen, Eigentümerinteressen und der Erhaltung historischer Substanz.

Margarete Funk, Liegenschaftsbewertungs- und Immobilienexpertin, betonte den Stellenwert des Nutzers: „Bei allen Betrachtungen ist die Nutzung das Wesentlichste. Das ist ein wichtiger Ansatz. Eine Immobilie erklärt sich nicht als Gebäude allein, sie muss in ihrer Gesamtheit betrachtet werden.“

Der Standard, Sa., 2007.06.30

28. Februar 2004Gisela Gary
Der Standard

Fokussierung der Qualität im Bauprozess

Zertifizierungen von Häusern, großvolumigen Wohnbauten oder auch Büro- und Gewerbeimmobilien tragen wesentlich zur Wertsteigerung einer Liegenschaft bei.

Zertifizierungen von Häusern, großvolumigen Wohnbauten oder auch Büro- und Gewerbeimmobilien tragen wesentlich zur Wertsteigerung einer Liegenschaft bei.

In Österreich überprüft die 1995 gegründete Zertifizierung Bau gebaute Qualität nach einem strengen Kriterienkatalog. 1997 wurde das Unternehmen als unabhängige Zertifizierungsstelle akkreditiert. Ein Lenkungsgremium wacht über seine Unabhängigkeit. Und auch Architekten und Ingenieure stehen hinter der Zertifizierungsidee. Hans Staudinger, Mitglied des Lenkungsgremiums und Direktor der Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Wien, Niederösterreich und Burgenland, bringt es auf den Punkt: „Mit der Zertifizierung findet eine Qualitätsfokussierung im gesamten Bauprozess statt. Damit wird Qualität am Bau strukturell und langfristig gesichert.“ Und Rudolf Pichler, Geschäftsführer der Zertifizierung Bau, verweist auf die hoch qualifizierten Bauprofis, die überprüfen: „Wir bieten von Qualitätsmanagementsystemen nach ISO 9001 bis zu Sicherheitsmanagementsystemen nach SCC alles an.“

Aber auch Unternehmensanalysen und Bewertungen wie etwa Benchmarkingprojekte zählen zu den Tätigkeitsbereichen. Baumit-Haus, Massivwerthaus Wienerberger oder Portenschlager Haus lassen jedes von ihnen errichtete Gebäude durchchecken. „Dieser freiwillige Schritt des Bekennens zur Qualität ist ein klarer Vorteil für den potenziellen Hausbesitzer. Die Wertsicherung der Immobilie ist dabei ein wesentlicher Punkt“, sagt Pichler. So eine Gebäudezertifizierung kostet - etwa für ein Einfamilienhaus - zwischen 1000 und 1600 Euro.

Gerald Uitz von Bau Sztriberny aus Kärnten arbeitet als Ausführungspartner mit dem Wienerberger Massivwerthaus. „Bauherren überzeugt diese Form der Qualitätssicherung, für die sie nichts extra bezahlen müssen. Der Nutzen liegt vor allem darin, dass wir sofort dort eingreifen, wo Probleme auftauchen - denn jedes Bauvorhaben ist individuell.“
Objektive Daten

Vor wenigen Tagen erhielt das von der IG Immobilien, Wien, gebaute Amsterdamer Bürogebäude Orly Centre die Zertifizierung für Errichtung durch die Arbeitsgemeinschaft Total Quality (Arge TQ). Das Gebäude liegt im nordwestlichen Teil der holländischen Hauptstadt in der Nähe des Bahnhofs Sloterdijk. 21 Mieteinheiten mit Nutzflächen zwischen 385 bis 1539 m² stehen den beiden Mietern zur Verfügung.

Hermann Klein, Geschäftsführer von IG-Immobilien, prophezeit solchen Zertifizierungen für Immobilien eine große Zukunft: „Wir werden bald alle von uns entwickelten und errichteten Gebäude zertifizieren lassen. Dies ist für den Nutzer enorm wichtig, erhält er doch objektive Daten zur Bewertung seiner Immobilie.“

Gebäudezertifizierungen für den großvolumigen Wohn-oder Bürobau in Österreich führt die Zertifizierung Bau in Kooperation mit der Arge TQ durch. Hier wird nach technischen Kriterien und vor allem benutzerorientiert begutachtet. Die Kosten liegen bei rund 0,3 Prozent der Gesamterrichtungskosten. „Teuer sind Zertifizierungen nur, wenn sie erst nach Fertigstellung durchgeführt werden. Bereits in der Planungsphase muss man immer wieder überprüfen - nur so lassen sich spätere Fehler rechtzeitig erkennen“, so Klein.

Das Orly Centre schnitt in allen Kategorien überdurchschnittlich und in der Ausstattung hervorragend bis ausgezeichnet ab.

Der Standard, Sa., 2004.02.28

21. Februar 2004Gisela Gary
Der Standard

Ökologisches Bauen

Zukünftige private Bauherren beginnen im Frühjahr mit den ersten Sonnenstrahlen, sich den Kopf über die neuen vier Wände zu zerbrechen. Der Trend geht dabei eindeutig in Richtung Ökologie und Wirtschaftlichkeit.

Zukünftige private Bauherren beginnen im Frühjahr mit den ersten Sonnenstrahlen, sich den Kopf über die neuen vier Wände zu zerbrechen. Der Trend geht dabei eindeutig in Richtung Ökologie und Wirtschaftlichkeit.

45.765 Besucher informierten sich vergangenes Wochenende auf der „Bauen & Energie 2004“ im MessezentrumWienNeu bei rund 500 Ausstellern. Die heurige Schwerpunktsetzung auf „gesundes“ Bauen und Renovieren traf stärker als erwartet den aktuellen Trend in Österreich: Hausbauer wollen Ökologie vom Keller bis zum Dach. Und Johann Jungreithmair, Chef der Reed Exhibitions Messe Wien, will diesen Schwerpunkt in Zukunft weiterentwickeln.

Auch die Interessengemeinschaft Architektur präsentierte ihre Leistungen. Architektur wird langsam als Mehrwert mit klarem Zusatznutzen für den Bauherrn erkannt, freut sich Norbert Grabensteiner, der alle vier Messetage Interessenten Rede und Antwort stand. Die Fragen reichten von „Wozu brauche ich einen Architekten?“ bis zu „Plant ein Architekt auch ein Haus aus vorgefertigten Teilen?“. „Baukultur im Allgemeinen ist ein nicht existentes Wort für einen Großteil der Besucher. Man ist sich jedoch schnell einig über die Tatsache, dass die ,wuchernden blauen Lagunen' nicht unser Ziel sein können“, resümiert Grabensteiner.

Das Bewusstsein für Architektur ist eindeutig gestiegen. Veränderungen und positive Entwicklungen sind spürbar. Der Anspruch der Besucher wird größer. „Die Entwicklungen auf dem Sektor der Gebäudeenergie machen z. B. neuartige und zeitgemäße Lösungen quasi von selbst salonfähig“, freut sich Grabensteiner.


Logisch biologisch

Die Zusammenarbeit mit dem Institut für Baubiologie hat sich für die Messeleitung bewährt: 200 Teilnehmer kamen zum Kongress „Schadstoffe in Innenräumen“. Bernhard Lipp (IBO) ist überzeugt, dass Baubiologie und Bauökologie eine immer größere Rolle spielen werden: „Bauökologisch zu bauen bedeutet, ressourceneffizient sowohl bei der Herstellung als auch im Betrieb vorzugehen. Und das lässt sich gerade im Passivhaus in Einklang bringen: höchster Komfort mit gesunder Luft, niedrige Betriebskosten und lange Lebensdauer eines Passivhauses. Da kann man wirklich von ,nachhaltigem Bauen' sprechen.“ Die gefragtesten Themen auf den acht Beratungsinseln waren Baustoffe sowie Heizung/Lüftung/Klima, Fenster/Türen und alles rund ums Renovieren. Im Ökodorf konnten sich die Besucher über ökologische Baumaterialien und Bauweisen informieren und „angenehme Wohnatmosphäre“ selbst spüren.

Wer vom Angebot und der Vielfalt der Möglichkeiten rund ums Thema Bauen, Wohnen und Energie noch nicht genug hat, kann noch schnell nach Salzburg auf die bis Sonntag geöffnete „Austrobau“, die internationale Messe für Bauen, Wohnen und Energiesparen im Messezentrum Salzburg, reisen.

Der Standard, Sa., 2004.02.21

31. Januar 2004Gisela Gary
Der Standard

Opernringhof neu

Aus einer Ausstellung über Büro- und Gewerbeimmobilien der 50er-Jahre entstand ein beachtlicher Auftrag, in dem die Wertschätzung gegenüber der Nachkriegsarchitektur zum Ausdruck kommt.

Aus einer Ausstellung über Büro- und Gewerbeimmobilien der 50er-Jahre entstand ein beachtlicher Auftrag, in dem die Wertschätzung gegenüber der Nachkriegsarchitektur zum Ausdruck kommt.

Dass ein Architekt mit einer Ausstellung Bauaufträge initiieren kann, zeigt einen Weg, wie beinahe vergessene Objekte - obwohl an prominenten Orten platziert - in neuem Licht und Glanz erstrahlen können. Aussehen, Funktion und Architektur tragen wesentlich zur Wertsteigerung wie auch zur Werterhaltung des Objektes bei.
Wie etwa zum Beispiel der Opernringhof in Wien, direkt gegenüber der Staatsoper. Das in den 50er-Jahren von den Architekten Carl Appel und Georg Lippert geplante Gebäude wurde - wie so viele Immobilien aus der Nachkriegszeit - kaum beachtet. Obwohl eine Vielzahl von ihnen von namhaften Architekten stammt - z. B. auch der Wiener Ringturm (Boltenstern).

Genau diese geringe Wertschätzung von „beachtlichen“ Immobilien veranlasste 1997 die „lakonis“-Architekten (Michael Buchleitner und Mira Thal) dazu, im Rahmen der Architekturtage eine Ausstellung über Bauten aus der Nachkriegszeit zu organisieren. Zwölf Projekte, die zum Teil bereits abgerissen waren, wurden präsentiert. Eines davon: der Opernringhof. „Ziel der Ausstellung war es, auf das Spezifische der Nachkriegsarchitektur hinzuweisen und nicht erst anlassbezogen bei der nächsten Gefährdung eines Gebäudes aus den 50er-Jahren zu reagieren“, erklärt Buchleitner.

Die Allianz, Eigentümer des Opernringhofes, zeigte sich motiviert und beauftragte lakonis 1998 mit einem Sanierungskonzept. Von der Erneuerung der Geschäftsportale bis zur Sanierung und Neugestaltung der öffentlichen Erschließungsflächen reichten die vorgeschlagenen Maßnahmen, die vom Bauherren begeistert umgesetzt wurden. Appels Architektur hat aber vor allem das Lichtkonzept mittels LED-Technik wieder ins rechte Licht gerückt. Baukosten: rund 7,3 Millionen Euro.

Der Standard, Sa., 2004.01.31



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Opernringhof - Sanierung

29. November 2003Gisela Gary
Der Standard

Im Einklang mit der Bevölkerung

Vorzeigebeispiel Wohnprojekt Kabelwerk

Vorzeigebeispiel Wohnprojekt Kabelwerk

Auf dem Gelände der ehemaligen Kabelwerke AG in Wien-Meidling sollen rund 750 Wohnungen entstehen. In einem Bürgerbeteiligungsverfahren konnten alle Bewohner des zwölften Bezirks ihre Vorschläge zur Nutzung des rund 63.000 Quadratmeter großen Areals einreichen. Viele Anregungen wurden dann in die Planung einbezogen. Eine Arbeitsgruppe rund um Architekt Rüdiger Lainer erwies sich als wertvolles zentrales Informations-, Diskussions-und Steuerungsinstrument. Eine städtebauliche Begleitgruppe, geleitet von Thomas Sieverts, diskutierte rechtzeitig Turbulenzen und Gegensätze. Und es gibt nicht einen Bauträger, sondern mehrere.

In einem städtebaulichen Wettbewerb wurden sechs Architektenteams ermittelt. Die Planer entwarfen Garten-und Terrassenwohnungen, Maisonetten und Home-Offices wie auch Häuser mit Atrien. Die Kombination von Wohnungen, Geschäften, Büros, Kindergarten und Freizeiteinrichtungen (wie etwa ein Panorama-Schwimmbad) zeichnet die neue Stadt in der Stadt aus. Im Frühjahr 2003 erfolgte die positive Empfehlung des Gesamtprojektes im Grundstücksbeirat. Die Verkehrs- und Garagenlösungen sowie die gute Anbindung ans öffentliche Verkehrsnetz stellen einen autofreien Grün-und Erholungsraum in den Mittelpunkt des Projekts.

Die Kabelwerk-Bauträger Ges.m.b.H. will im Frühjahr 2004 mit dem Bau beginnen. Josef Posch, Geschäftsführer der Kabelwerk-Bauträger, ist stolz auf die Vorzeigefunktion des Projekts: „Von Anbeginn unserer Planung standen die Anliegen der Anrainer im Zentrum des Bauvorhabens. Und diese Methode der frühen Einbeziehung hat sich als durchaus konstruktiv und positiv erwiesen.“

Der Standard, Sa., 2003.11.29



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Kabelwerk Wien

10. November 2003Gisela Gary
Der Standard

Architektur als Imageträger

Eine Lebensmittelkette aus Tirol setzt neue Maßstäbe in der Gewerbeimmobilienbranche

Eine Lebensmittelkette aus Tirol setzt neue Maßstäbe in der Gewerbeimmobilienbranche

Die Zeiten, als Supermärkte rein zweckmäßig waren, optisch weder positiv auffielen noch als architektonisch ansprechend galten, scheinen vorbei zu sein.

Der Tiroler Bauherr und Supermarktketten-Besitzer Hansjörg Mölk setzt beim Bau seiner Märkte auf Qualitätsarchitektur. Eine Trendwende in der Immobilienszene - nicht nur in der erweiterten Funktion, sondern auch Ästhetik wird wichtig. Die Tiroler Lebensmittelmärkte entwickeln sich zu kleinen Zentren - mit Apotheke, Kaffeehaus und Trafik.
Alle seine neuen Märkte lässt Hansjörg Mölk von MPreis, einem regionalen Familienunternehmen in Tirol, ausschließlich von Architekten planen. Für ihn als Bauherrn und Unternehmer ist so eine Vielfalt an Attraktivität auch im Sinne der Firmenphilosophie selbstverständlich. „Die Herausforderung besteht darin, den Kunden nicht nur eine attraktive Produktauswahl, sondern auch ein räumliches Erlebnis zu bieten und ihnen den täglichen Einkauf zu verbessern. Gelungene Architektur fördert eindeutig das Wohlbefinden“, sagt Mölk.
Eine Revolution auf dem Immobilienmarkt: Nicht mehr der Zweck allein (das Einkaufen) bestimmt das Outfit von Gewerbeimmobilien. Mölk ist überzeugt, dass seine Kunden gerade wegen der Architektur gern zu ihm einkaufen kommen.


Akzente als Anreiz

Der Anblick mag für urbane Menschen vielleicht auf den ersten Blick ungewohnt sein: eine Wiese im lockeren Siedlungsgebiet im Bereich des Auslaufes des Halltales, einer steilen Schlucht aus der Nordkette heraus. Das Gebäude steht in unmittelbarer Nähe der Haupterschließungsstraße. Längs zum Hang markiert der Supermarkt den Beginn des Kernsiedlungsgebiets von Absam.

Geplant wurde der zum Großteil in Holz gefertigte Bau von den Architekten Georg Pendl und Elisabeth Senn. „Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Bauten für die gleiche Kette haben wir versucht, von der häufig üblichen durchgehenden Verglasung wegzukommen und zur klassischen Lochfassade mit bewusst gesetzten Einzelöffnungen zu gehen“, erklärt Pendl. Der Baukörper ist geschlossen mit einzelnen Fensteröffnungen. Die Außenhaut besteht aus Holzplatten in Dunkelrot und strahlt erdverbundene Wärme aus.

Im Inneren des Supermarkts dreht sich die Temperatur um - die Wände sind zitrusgelb bis grün gestrichen. Durch das unterschiedlich einfallende Licht wechselt die Farbe von Gelb bis in Grüntöne. Die Aussichten sind durch die einzelnen Öffnungen klar definiert. Für die Beleuchtung sorgen auf dem Dach angeordnete Lichtkörper.
Von den Architekten wurden die Projektentwicklung, die gesamte Planungsleistung sowie die örtliche Bauleitung, die Kostenverfolgung und die Tätigkeiten im Rahmen des Bauarbeitenkoordinationsgesetzes erbracht.

Der Standard, Mo., 2003.11.10



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MPreis Absam

16. Juni 2003Gisela Gary
Der Standard

Der Traum von einer Villa mit Schlossgarten

Österreich ist ein Haus-mit-Garten-Land. Vom Schrebergartenhäuschen bis zum Prunkbau mit Mini-Schlosspark reicht die bunte Palette der Eigenheime. Welche Variante realisiert werden kann, ist eine finanzielle Frage.

Österreich ist ein Haus-mit-Garten-Land. Vom Schrebergartenhäuschen bis zum Prunkbau mit Mini-Schlosspark reicht die bunte Palette der Eigenheime. Welche Variante realisiert werden kann, ist eine finanzielle Frage.

Der Trend zum Eigenheim ist laut Immobilienpreisspiegel 2002 ungebrochen. Im Jahr 2000 wurden in Österreich 19.342 Einfamilienhäuser fertig gestellt. Rund 30 Prozent der Einfamilienhäuser sind Fertighäuser. Von 100 Haushalten verfügen rund 57 Prozent über einen Garten. Laut einer IMAS-Studie im Auftrag des Fertighausverbandes wird jedoch auf „Luxus“ wie Sauna, Wintergarten oder Weinkeller zusehends verzichtet. 2002 wurden 5684 Ein- und Zweifamilien-Fertighäuser errichtet.

Eine günstige Variante gegenüber dem freistehenden Einfamilienhaus ist ein Reihenhaus mit kleinem Gartenanteil. Die Preise variieren - die teuersten Reihenhäuser gibt es in Wien und Oberösterreich. In Linz und Salzburg sind Reihenhäuser zurzeit günstiger. Baukosten wie Kaufpreis sinken rapide, wenn mehrere Einheiten errichtet werden. Durch die gemeinschaftliche Nutzung eines Grundstückes und der Infrastruktur (Strom, Heizung, Gemeinschaftseinrichtungen, eventuell Garten) kann auch für junge Familien der Traum vom eigenen Haus mit Garten wahr werden.


Architekten-Leistung

Nur rund fünf Prozent der heimischen Einfamilienhäuser werden von Architekten geplant. Ein Grund dafür ist das Vorurteil, ein Architekten-Haus komme zu teuer. Jakob Dunkl von der Architekten-Gruppe Querkraft schlüsselte die Gesamtkosten anhand eines durchschnittlichen Einfamilienhaus-Projektes auf: 24 Prozent für das Grundstück, 47 Prozent für den Hausbau, zwölf Prozent für Steuern, jeweils zwei Prozent für öffentliche Abgaben, Konsulenten und Sonstiges, je ein Prozent für die Gebühren und die Grunderwerbssteuer, dazu kamen noch die Finanzierungskosten. „Das Architekten-Honorar betrug zwar cirka 15 Prozent der Nettobaukosten, in Relation zum Gesamtbudget waren das jedoch nur sieben Prozent. Abgesehen vom qualitativen Mehrwert eines Architekten-Entwurfes wird durch unsere Arbeit sehr viel Geld eingespart. Das fängt bei der Grundstücksauswahl an, geht über den optimierten Grundriss des Hauses, die Auswahl der Materialien, die Kostenvergleiche unter den Baufirmen bis zur örtlichen Bauaufsicht und die Rechnungsprüfung. An der Planung zu sparen, wäre völlig kontraproduktiv.“

Herwig Biack und Nikolaus Westhauser, Stadtgut Architekten, erachten gerade bei Einfamilienhäusern ein Vertrauensverhältnis zwischen Bauherrn und Planer als wichtig: „Ungeachtet der wichtigen Diskussion über die stadt- bis dorfstrukturelle Sinnhaftigkeit des Errichtens von Einfamilienhäusern und Reihenhaussiedlungen steht und fällt das architektonische Ergebnis mit dem Engagement des Bauherrn. Bauherr und Architekt bewegen sich meist in einem engen finanziellen Korsett und müssen Räume entstehen lassen, die die Ansprüche des Nutzers, des Planers und des Ortes zufrieden stellen.“

Der Standard, Mo., 2003.06.16

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Presseschau 12

09. Juli 2012Gisela Gary
architekturjournal wettbewerbe

Luftig und leicht

Das neue Headquarter der ÖBB-Infrastruktur AG am Wiener Praterstern ist ein anspruchsvolles Projekt in puncto Architektur wie auch Konstruktion – mit einem spektakulären Folienkissendach, das den Innenhof überdacht.

Das neue Headquarter der ÖBB-Infrastruktur AG am Wiener Praterstern ist ein anspruchsvolles Projekt in puncto Architektur wie auch Konstruktion – mit einem spektakulären Folienkissendach, das den Innenhof überdacht.

Auf dem ehemaligen k.u.k. Nordbahnhof in Wien entstanden jüngst der neue Bahnhof Praterstern wie auch ein markantes Gebäude am Rand des Pratersterns: das Headquarter der ÖBB Infrastruktur. Rund 800 Mitarbeiter der ÖBB-Infrastruktur AG bezogen nach einer Bauzeit von knapp zwei Jahren ihr neues Bürogebäude am Praterstern 3. Die Architekten Tillner & Willinger entwarfen dafür zwei parallele Längsbaukörper entlang der Gleisanlagen und entlang der Nordbahnstraße, ein Objekt auf einer Grundfläche von rund 5.000 Quadratmetern.

Die Baukörper wurden durch Erschließungs- und Besprechungsraumtrakte zu einem Baukörperensemble verbunden. Die neue Zentrale der ÖBB-Infrastruktur besteht aus einem Untergeschoß und acht Obergeschoßen. Der Eingang ist zum Bahnhof hin orientiert und über eine Freitreppe erreichbar. Das Erdgeschoß kann teilweise auch von der Öffentlichkeit genutzt werden und wird durch eine Fußgängerpassage geteilt.

Im Erdgeschoß befinden sich ein Konferenzzentrum, das Betriebsrestaurant, ein Fitnesscenter wie auch ein Geschäftslokal der ÖBB. Der Innenhof stellt das beeindruckende Herzstück des neuen Headquarters dar und wurde mit einem transparenten, 1.000 Quadratmeter großen Membrandach geschützt. [...]

Das Bürogebäude liegt am pulsierenden Praterstern, Platz und Kreisverkehr, in unmittelbarer Nähe zum Wiener Prater, der attraktivsten Freifläche der Stadt. Das achtgeschoßige Gebäude gliedert sich in zwei Nutzkörper, einer entlang der Bahntrasse, der andere entlang der Nordbahnstraße. Diese verbinden zwei transparente Blöcke mit Erschließung, Besprechungsräumen und Allgemeinräumen als informelle Kommunikationszone zu einem Baukörperensemble. Eine bestehende öffentliche Passage, die die Bahnstation mit dem angrenzenden Bezirk verbindet, durchtrennt das Erdgeschoß und stellte eine interessante Herausforderung an den Entwurf. Darauf reagierend wurden im Erdgeschoß einerseits im Praterstern-seitigen Teil öffentliche Bereiche wie Geschäfte platziert und andererseits des Durchganges halböffentliche wie Restaurant und Konferenzzentrum mit direkter Anbindung an das darüberliegende Bürogebäude.

Der Haupteingang des Gebäudes am Praterstern führt über eine Freitreppe zu einem durchgehenden Innenhof im 1. Obergeschoß. Die erhöhte Lobby bietet nicht nur einen großartigen Ausblick zum öffentlichen Platz, sondern ermöglicht eine direkte Verbindung beider Erschließungstürme über dem öffentlichen Durchgang. Sowohl die Doppelfassade als auch die Atriumüberdachung gewährleisten als Pufferräume niedrigen Energieverbrauch sowie Schallschutz des ruhigen Innenhofes gegenüber dem Verkehrsknoten außerhalb.

architekturjournal wettbewerbe, Mo., 2012.07.09



verknüpfte Zeitschriften
architekturjournal wettbewerbe 303

30. Juni 2007Gisela Gary
Wojciech Czaja
Der Standard

Facelifting für betagte Häuser

Sanieren ist leichter gesagt als getan. Die Renovierung alter Bausubstanz ist nämlich nicht nur ein technisches, wirtschaftliches und architektonisches Thema, sondern vor allem auch ein soziales. Eindrücke vom 1. Internationalen Sanierungskongress in Wien.

Sanieren ist leichter gesagt als getan. Die Renovierung alter Bausubstanz ist nämlich nicht nur ein technisches, wirtschaftliches und architektonisches Thema, sondern vor allem auch ein soziales. Eindrücke vom 1. Internationalen Sanierungskongress in Wien.

In der Immobilienbranche gibt es klare Worte. Man spricht von Grundstücksflächen, bebaubarem Volumen, Baukosten, Rendite - und meint damit letztlich immer nur den Neubau. Was im gängigen Jargon zu kurz kommt, ist oft die alte Bausubstanz. Altbau? Das schreit nach veralteten Raumstrukturen, nach technischem Nachholbedarf, nach einem Haufen unlösbarer Probleme. Um die Berührungsangst mit Umbau und Sanierung etwas zu zügeln, fand in Wien vor einigen Tagen der 1. Internationale Sanierungskongress statt. Der Ort hätte nicht besser sein können: Zum Diskutieren fanden sich die Experten aus aller Herren Länder in der Wiener Hofburg zusammen.

Natürlich sind die herrschaftlichen Räumlichkeiten, die zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert entstanden sind, nicht stellvertretend für alles Alte, wenn von Immobilien die Rede ist. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit, auf in die Tage gekommene Bausubstanz zu treffen, ziemlich hoch. In Wien lag der Anteil der Wohnungen aus der Gründerzeit (1848-1914) vor 15 Jahren noch bei 37,7 Prozent. Durch Wohnungszusammenlegungen und teilweisen Abbruch ist dieser mittlerweile auf 36 Prozent gesunken.

Dass es weit mehr Möglichkeiten gibt als Abbruch oder rigorosen Umbau, war Thema des Sanierungskongresses. Bei den Experten herrschte Einigkeit: Die Rahmenbedingungen für Revitalisierungen müssten sich entscheidend verbessern. Denn immer noch gibt es eine Vielzahl an Stolpersteinen, die es Planern und Ausführenden nicht leicht macht, schützenswerte Gebäude wirtschaftlich zu sanieren. Schließlich müsste der ökonomische Aspekt auf beiden Seiten zum Tragen kommen - sowohl beim Bauherrn als auch beim Auftragnehmer.

Für die Veranstalter des Kongresses - das sind Vasko+Partner und Michael Balak vom Österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik (ofi) - war dies jedenfalls eine wichtige Botschaft. Der Handlungsbedarf der öffentlichen Hand habe sich auch in den Diskussionen widergespiegelt, sagt Wolfgang Poppe vom Ingenieursbüro Vasko+Partner, „Sanierung und Erhaltung von alter Bausubstanz ist mehr als nur eine Bauaufgabe - dabei geht es um Gesellschaftspolitik und um den Umgang mit alter Bausubstanz im Interesse aller Beteiligten“.

Interesse steigern

Das Hauptinteresse des Kongresses war, einige vertretbare Investitionsmöglichkeiten und Amortisationsmodelle für die Nutzung und den Erwerb von Altbauten aufzuzeigen. Das ist geglückt. Der Ball liege nun eindeutig bei der öffentlichen Hand. Rudolf Schicker, Planungsstadtrat für Wien, zeigte Interesse: „Wir wollen einerseits alte Gebäude bestmöglich erhalten und andererseits den Klimaschutz einbinden.“ Für eine historische Stadt wie Wien sei ein solcher Kongress, der an zwei Tagen Planer, Gewerbe, Industrie und die Immobilienbranche zusammenführt, daher besonders wichtig.

„Es hat sich herauskristallisiert, dass im Rahmen der Altbausanierung nicht die normative Vorgangsweise maßgebend sein soll, sondern die ingenieursmäßige und kreative Planung“, sagt Veranstalter Michael Balak, darüber hinaus müsse man die Schulung von Bauherren, Planern und Ausführenden hinsichtlich neuester Technologien zunehmend forcieren. „Der Sanierungsbedarf ist ein internationales Thema, nicht zuletzt auch im Hinblick auf die volkswirtschaftliche Bedeutung aufgrund des Zusammenhanges mit der stark expandierenden Tourismusbranche“, gibt Balak zu verstehen. Eine Grundvoraussetzung bei der Altbausanierung sei selbstverständlich ein Miteinander und nicht ein Gegeneinander mit den Denkmalpflegern.

Soziales fördern

Einen Output aus fernen Gefilden lieferte Billy C. L. Lam, Exklusivgast aus China. Er berichtete über Hongkong und seinen problematischen Umgang mit bestehenden Altbauten. Einen positiven Umstand streichte er jedoch heraus: die Balance zwischen sozialen Interessen, Eigentümerinteressen und der Erhaltung historischer Substanz.

Margarete Funk, Liegenschaftsbewertungs- und Immobilienexpertin, betonte den Stellenwert des Nutzers: „Bei allen Betrachtungen ist die Nutzung das Wesentlichste. Das ist ein wichtiger Ansatz. Eine Immobilie erklärt sich nicht als Gebäude allein, sie muss in ihrer Gesamtheit betrachtet werden.“

Der Standard, Sa., 2007.06.30

28. Februar 2004Gisela Gary
Der Standard

Fokussierung der Qualität im Bauprozess

Zertifizierungen von Häusern, großvolumigen Wohnbauten oder auch Büro- und Gewerbeimmobilien tragen wesentlich zur Wertsteigerung einer Liegenschaft bei.

Zertifizierungen von Häusern, großvolumigen Wohnbauten oder auch Büro- und Gewerbeimmobilien tragen wesentlich zur Wertsteigerung einer Liegenschaft bei.

In Österreich überprüft die 1995 gegründete Zertifizierung Bau gebaute Qualität nach einem strengen Kriterienkatalog. 1997 wurde das Unternehmen als unabhängige Zertifizierungsstelle akkreditiert. Ein Lenkungsgremium wacht über seine Unabhängigkeit. Und auch Architekten und Ingenieure stehen hinter der Zertifizierungsidee. Hans Staudinger, Mitglied des Lenkungsgremiums und Direktor der Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Wien, Niederösterreich und Burgenland, bringt es auf den Punkt: „Mit der Zertifizierung findet eine Qualitätsfokussierung im gesamten Bauprozess statt. Damit wird Qualität am Bau strukturell und langfristig gesichert.“ Und Rudolf Pichler, Geschäftsführer der Zertifizierung Bau, verweist auf die hoch qualifizierten Bauprofis, die überprüfen: „Wir bieten von Qualitätsmanagementsystemen nach ISO 9001 bis zu Sicherheitsmanagementsystemen nach SCC alles an.“

Aber auch Unternehmensanalysen und Bewertungen wie etwa Benchmarkingprojekte zählen zu den Tätigkeitsbereichen. Baumit-Haus, Massivwerthaus Wienerberger oder Portenschlager Haus lassen jedes von ihnen errichtete Gebäude durchchecken. „Dieser freiwillige Schritt des Bekennens zur Qualität ist ein klarer Vorteil für den potenziellen Hausbesitzer. Die Wertsicherung der Immobilie ist dabei ein wesentlicher Punkt“, sagt Pichler. So eine Gebäudezertifizierung kostet - etwa für ein Einfamilienhaus - zwischen 1000 und 1600 Euro.

Gerald Uitz von Bau Sztriberny aus Kärnten arbeitet als Ausführungspartner mit dem Wienerberger Massivwerthaus. „Bauherren überzeugt diese Form der Qualitätssicherung, für die sie nichts extra bezahlen müssen. Der Nutzen liegt vor allem darin, dass wir sofort dort eingreifen, wo Probleme auftauchen - denn jedes Bauvorhaben ist individuell.“
Objektive Daten

Vor wenigen Tagen erhielt das von der IG Immobilien, Wien, gebaute Amsterdamer Bürogebäude Orly Centre die Zertifizierung für Errichtung durch die Arbeitsgemeinschaft Total Quality (Arge TQ). Das Gebäude liegt im nordwestlichen Teil der holländischen Hauptstadt in der Nähe des Bahnhofs Sloterdijk. 21 Mieteinheiten mit Nutzflächen zwischen 385 bis 1539 m² stehen den beiden Mietern zur Verfügung.

Hermann Klein, Geschäftsführer von IG-Immobilien, prophezeit solchen Zertifizierungen für Immobilien eine große Zukunft: „Wir werden bald alle von uns entwickelten und errichteten Gebäude zertifizieren lassen. Dies ist für den Nutzer enorm wichtig, erhält er doch objektive Daten zur Bewertung seiner Immobilie.“

Gebäudezertifizierungen für den großvolumigen Wohn-oder Bürobau in Österreich führt die Zertifizierung Bau in Kooperation mit der Arge TQ durch. Hier wird nach technischen Kriterien und vor allem benutzerorientiert begutachtet. Die Kosten liegen bei rund 0,3 Prozent der Gesamterrichtungskosten. „Teuer sind Zertifizierungen nur, wenn sie erst nach Fertigstellung durchgeführt werden. Bereits in der Planungsphase muss man immer wieder überprüfen - nur so lassen sich spätere Fehler rechtzeitig erkennen“, so Klein.

Das Orly Centre schnitt in allen Kategorien überdurchschnittlich und in der Ausstattung hervorragend bis ausgezeichnet ab.

Der Standard, Sa., 2004.02.28

21. Februar 2004Gisela Gary
Der Standard

Ökologisches Bauen

Zukünftige private Bauherren beginnen im Frühjahr mit den ersten Sonnenstrahlen, sich den Kopf über die neuen vier Wände zu zerbrechen. Der Trend geht dabei eindeutig in Richtung Ökologie und Wirtschaftlichkeit.

Zukünftige private Bauherren beginnen im Frühjahr mit den ersten Sonnenstrahlen, sich den Kopf über die neuen vier Wände zu zerbrechen. Der Trend geht dabei eindeutig in Richtung Ökologie und Wirtschaftlichkeit.

45.765 Besucher informierten sich vergangenes Wochenende auf der „Bauen & Energie 2004“ im MessezentrumWienNeu bei rund 500 Ausstellern. Die heurige Schwerpunktsetzung auf „gesundes“ Bauen und Renovieren traf stärker als erwartet den aktuellen Trend in Österreich: Hausbauer wollen Ökologie vom Keller bis zum Dach. Und Johann Jungreithmair, Chef der Reed Exhibitions Messe Wien, will diesen Schwerpunkt in Zukunft weiterentwickeln.

Auch die Interessengemeinschaft Architektur präsentierte ihre Leistungen. Architektur wird langsam als Mehrwert mit klarem Zusatznutzen für den Bauherrn erkannt, freut sich Norbert Grabensteiner, der alle vier Messetage Interessenten Rede und Antwort stand. Die Fragen reichten von „Wozu brauche ich einen Architekten?“ bis zu „Plant ein Architekt auch ein Haus aus vorgefertigten Teilen?“. „Baukultur im Allgemeinen ist ein nicht existentes Wort für einen Großteil der Besucher. Man ist sich jedoch schnell einig über die Tatsache, dass die ,wuchernden blauen Lagunen' nicht unser Ziel sein können“, resümiert Grabensteiner.

Das Bewusstsein für Architektur ist eindeutig gestiegen. Veränderungen und positive Entwicklungen sind spürbar. Der Anspruch der Besucher wird größer. „Die Entwicklungen auf dem Sektor der Gebäudeenergie machen z. B. neuartige und zeitgemäße Lösungen quasi von selbst salonfähig“, freut sich Grabensteiner.


Logisch biologisch

Die Zusammenarbeit mit dem Institut für Baubiologie hat sich für die Messeleitung bewährt: 200 Teilnehmer kamen zum Kongress „Schadstoffe in Innenräumen“. Bernhard Lipp (IBO) ist überzeugt, dass Baubiologie und Bauökologie eine immer größere Rolle spielen werden: „Bauökologisch zu bauen bedeutet, ressourceneffizient sowohl bei der Herstellung als auch im Betrieb vorzugehen. Und das lässt sich gerade im Passivhaus in Einklang bringen: höchster Komfort mit gesunder Luft, niedrige Betriebskosten und lange Lebensdauer eines Passivhauses. Da kann man wirklich von ,nachhaltigem Bauen' sprechen.“ Die gefragtesten Themen auf den acht Beratungsinseln waren Baustoffe sowie Heizung/Lüftung/Klima, Fenster/Türen und alles rund ums Renovieren. Im Ökodorf konnten sich die Besucher über ökologische Baumaterialien und Bauweisen informieren und „angenehme Wohnatmosphäre“ selbst spüren.

Wer vom Angebot und der Vielfalt der Möglichkeiten rund ums Thema Bauen, Wohnen und Energie noch nicht genug hat, kann noch schnell nach Salzburg auf die bis Sonntag geöffnete „Austrobau“, die internationale Messe für Bauen, Wohnen und Energiesparen im Messezentrum Salzburg, reisen.

Der Standard, Sa., 2004.02.21

31. Januar 2004Gisela Gary
Der Standard

Opernringhof neu

Aus einer Ausstellung über Büro- und Gewerbeimmobilien der 50er-Jahre entstand ein beachtlicher Auftrag, in dem die Wertschätzung gegenüber der Nachkriegsarchitektur zum Ausdruck kommt.

Aus einer Ausstellung über Büro- und Gewerbeimmobilien der 50er-Jahre entstand ein beachtlicher Auftrag, in dem die Wertschätzung gegenüber der Nachkriegsarchitektur zum Ausdruck kommt.

Dass ein Architekt mit einer Ausstellung Bauaufträge initiieren kann, zeigt einen Weg, wie beinahe vergessene Objekte - obwohl an prominenten Orten platziert - in neuem Licht und Glanz erstrahlen können. Aussehen, Funktion und Architektur tragen wesentlich zur Wertsteigerung wie auch zur Werterhaltung des Objektes bei.
Wie etwa zum Beispiel der Opernringhof in Wien, direkt gegenüber der Staatsoper. Das in den 50er-Jahren von den Architekten Carl Appel und Georg Lippert geplante Gebäude wurde - wie so viele Immobilien aus der Nachkriegszeit - kaum beachtet. Obwohl eine Vielzahl von ihnen von namhaften Architekten stammt - z. B. auch der Wiener Ringturm (Boltenstern).

Genau diese geringe Wertschätzung von „beachtlichen“ Immobilien veranlasste 1997 die „lakonis“-Architekten (Michael Buchleitner und Mira Thal) dazu, im Rahmen der Architekturtage eine Ausstellung über Bauten aus der Nachkriegszeit zu organisieren. Zwölf Projekte, die zum Teil bereits abgerissen waren, wurden präsentiert. Eines davon: der Opernringhof. „Ziel der Ausstellung war es, auf das Spezifische der Nachkriegsarchitektur hinzuweisen und nicht erst anlassbezogen bei der nächsten Gefährdung eines Gebäudes aus den 50er-Jahren zu reagieren“, erklärt Buchleitner.

Die Allianz, Eigentümer des Opernringhofes, zeigte sich motiviert und beauftragte lakonis 1998 mit einem Sanierungskonzept. Von der Erneuerung der Geschäftsportale bis zur Sanierung und Neugestaltung der öffentlichen Erschließungsflächen reichten die vorgeschlagenen Maßnahmen, die vom Bauherren begeistert umgesetzt wurden. Appels Architektur hat aber vor allem das Lichtkonzept mittels LED-Technik wieder ins rechte Licht gerückt. Baukosten: rund 7,3 Millionen Euro.

Der Standard, Sa., 2004.01.31



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Opernringhof - Sanierung

29. November 2003Gisela Gary
Der Standard

Im Einklang mit der Bevölkerung

Vorzeigebeispiel Wohnprojekt Kabelwerk

Vorzeigebeispiel Wohnprojekt Kabelwerk

Auf dem Gelände der ehemaligen Kabelwerke AG in Wien-Meidling sollen rund 750 Wohnungen entstehen. In einem Bürgerbeteiligungsverfahren konnten alle Bewohner des zwölften Bezirks ihre Vorschläge zur Nutzung des rund 63.000 Quadratmeter großen Areals einreichen. Viele Anregungen wurden dann in die Planung einbezogen. Eine Arbeitsgruppe rund um Architekt Rüdiger Lainer erwies sich als wertvolles zentrales Informations-, Diskussions-und Steuerungsinstrument. Eine städtebauliche Begleitgruppe, geleitet von Thomas Sieverts, diskutierte rechtzeitig Turbulenzen und Gegensätze. Und es gibt nicht einen Bauträger, sondern mehrere.

In einem städtebaulichen Wettbewerb wurden sechs Architektenteams ermittelt. Die Planer entwarfen Garten-und Terrassenwohnungen, Maisonetten und Home-Offices wie auch Häuser mit Atrien. Die Kombination von Wohnungen, Geschäften, Büros, Kindergarten und Freizeiteinrichtungen (wie etwa ein Panorama-Schwimmbad) zeichnet die neue Stadt in der Stadt aus. Im Frühjahr 2003 erfolgte die positive Empfehlung des Gesamtprojektes im Grundstücksbeirat. Die Verkehrs- und Garagenlösungen sowie die gute Anbindung ans öffentliche Verkehrsnetz stellen einen autofreien Grün-und Erholungsraum in den Mittelpunkt des Projekts.

Die Kabelwerk-Bauträger Ges.m.b.H. will im Frühjahr 2004 mit dem Bau beginnen. Josef Posch, Geschäftsführer der Kabelwerk-Bauträger, ist stolz auf die Vorzeigefunktion des Projekts: „Von Anbeginn unserer Planung standen die Anliegen der Anrainer im Zentrum des Bauvorhabens. Und diese Methode der frühen Einbeziehung hat sich als durchaus konstruktiv und positiv erwiesen.“

Der Standard, Sa., 2003.11.29



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Kabelwerk Wien

10. November 2003Gisela Gary
Der Standard

Architektur als Imageträger

Eine Lebensmittelkette aus Tirol setzt neue Maßstäbe in der Gewerbeimmobilienbranche

Eine Lebensmittelkette aus Tirol setzt neue Maßstäbe in der Gewerbeimmobilienbranche

Die Zeiten, als Supermärkte rein zweckmäßig waren, optisch weder positiv auffielen noch als architektonisch ansprechend galten, scheinen vorbei zu sein.

Der Tiroler Bauherr und Supermarktketten-Besitzer Hansjörg Mölk setzt beim Bau seiner Märkte auf Qualitätsarchitektur. Eine Trendwende in der Immobilienszene - nicht nur in der erweiterten Funktion, sondern auch Ästhetik wird wichtig. Die Tiroler Lebensmittelmärkte entwickeln sich zu kleinen Zentren - mit Apotheke, Kaffeehaus und Trafik.
Alle seine neuen Märkte lässt Hansjörg Mölk von MPreis, einem regionalen Familienunternehmen in Tirol, ausschließlich von Architekten planen. Für ihn als Bauherrn und Unternehmer ist so eine Vielfalt an Attraktivität auch im Sinne der Firmenphilosophie selbstverständlich. „Die Herausforderung besteht darin, den Kunden nicht nur eine attraktive Produktauswahl, sondern auch ein räumliches Erlebnis zu bieten und ihnen den täglichen Einkauf zu verbessern. Gelungene Architektur fördert eindeutig das Wohlbefinden“, sagt Mölk.
Eine Revolution auf dem Immobilienmarkt: Nicht mehr der Zweck allein (das Einkaufen) bestimmt das Outfit von Gewerbeimmobilien. Mölk ist überzeugt, dass seine Kunden gerade wegen der Architektur gern zu ihm einkaufen kommen.


Akzente als Anreiz

Der Anblick mag für urbane Menschen vielleicht auf den ersten Blick ungewohnt sein: eine Wiese im lockeren Siedlungsgebiet im Bereich des Auslaufes des Halltales, einer steilen Schlucht aus der Nordkette heraus. Das Gebäude steht in unmittelbarer Nähe der Haupterschließungsstraße. Längs zum Hang markiert der Supermarkt den Beginn des Kernsiedlungsgebiets von Absam.

Geplant wurde der zum Großteil in Holz gefertigte Bau von den Architekten Georg Pendl und Elisabeth Senn. „Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Bauten für die gleiche Kette haben wir versucht, von der häufig üblichen durchgehenden Verglasung wegzukommen und zur klassischen Lochfassade mit bewusst gesetzten Einzelöffnungen zu gehen“, erklärt Pendl. Der Baukörper ist geschlossen mit einzelnen Fensteröffnungen. Die Außenhaut besteht aus Holzplatten in Dunkelrot und strahlt erdverbundene Wärme aus.

Im Inneren des Supermarkts dreht sich die Temperatur um - die Wände sind zitrusgelb bis grün gestrichen. Durch das unterschiedlich einfallende Licht wechselt die Farbe von Gelb bis in Grüntöne. Die Aussichten sind durch die einzelnen Öffnungen klar definiert. Für die Beleuchtung sorgen auf dem Dach angeordnete Lichtkörper.
Von den Architekten wurden die Projektentwicklung, die gesamte Planungsleistung sowie die örtliche Bauleitung, die Kostenverfolgung und die Tätigkeiten im Rahmen des Bauarbeitenkoordinationsgesetzes erbracht.

Der Standard, Mo., 2003.11.10



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MPreis Absam

16. Juni 2003Gisela Gary
Der Standard

Der Traum von einer Villa mit Schlossgarten

Österreich ist ein Haus-mit-Garten-Land. Vom Schrebergartenhäuschen bis zum Prunkbau mit Mini-Schlosspark reicht die bunte Palette der Eigenheime. Welche Variante realisiert werden kann, ist eine finanzielle Frage.

Österreich ist ein Haus-mit-Garten-Land. Vom Schrebergartenhäuschen bis zum Prunkbau mit Mini-Schlosspark reicht die bunte Palette der Eigenheime. Welche Variante realisiert werden kann, ist eine finanzielle Frage.

Der Trend zum Eigenheim ist laut Immobilienpreisspiegel 2002 ungebrochen. Im Jahr 2000 wurden in Österreich 19.342 Einfamilienhäuser fertig gestellt. Rund 30 Prozent der Einfamilienhäuser sind Fertighäuser. Von 100 Haushalten verfügen rund 57 Prozent über einen Garten. Laut einer IMAS-Studie im Auftrag des Fertighausverbandes wird jedoch auf „Luxus“ wie Sauna, Wintergarten oder Weinkeller zusehends verzichtet. 2002 wurden 5684 Ein- und Zweifamilien-Fertighäuser errichtet.

Eine günstige Variante gegenüber dem freistehenden Einfamilienhaus ist ein Reihenhaus mit kleinem Gartenanteil. Die Preise variieren - die teuersten Reihenhäuser gibt es in Wien und Oberösterreich. In Linz und Salzburg sind Reihenhäuser zurzeit günstiger. Baukosten wie Kaufpreis sinken rapide, wenn mehrere Einheiten errichtet werden. Durch die gemeinschaftliche Nutzung eines Grundstückes und der Infrastruktur (Strom, Heizung, Gemeinschaftseinrichtungen, eventuell Garten) kann auch für junge Familien der Traum vom eigenen Haus mit Garten wahr werden.


Architekten-Leistung

Nur rund fünf Prozent der heimischen Einfamilienhäuser werden von Architekten geplant. Ein Grund dafür ist das Vorurteil, ein Architekten-Haus komme zu teuer. Jakob Dunkl von der Architekten-Gruppe Querkraft schlüsselte die Gesamtkosten anhand eines durchschnittlichen Einfamilienhaus-Projektes auf: 24 Prozent für das Grundstück, 47 Prozent für den Hausbau, zwölf Prozent für Steuern, jeweils zwei Prozent für öffentliche Abgaben, Konsulenten und Sonstiges, je ein Prozent für die Gebühren und die Grunderwerbssteuer, dazu kamen noch die Finanzierungskosten. „Das Architekten-Honorar betrug zwar cirka 15 Prozent der Nettobaukosten, in Relation zum Gesamtbudget waren das jedoch nur sieben Prozent. Abgesehen vom qualitativen Mehrwert eines Architekten-Entwurfes wird durch unsere Arbeit sehr viel Geld eingespart. Das fängt bei der Grundstücksauswahl an, geht über den optimierten Grundriss des Hauses, die Auswahl der Materialien, die Kostenvergleiche unter den Baufirmen bis zur örtlichen Bauaufsicht und die Rechnungsprüfung. An der Planung zu sparen, wäre völlig kontraproduktiv.“

Herwig Biack und Nikolaus Westhauser, Stadtgut Architekten, erachten gerade bei Einfamilienhäusern ein Vertrauensverhältnis zwischen Bauherrn und Planer als wichtig: „Ungeachtet der wichtigen Diskussion über die stadt- bis dorfstrukturelle Sinnhaftigkeit des Errichtens von Einfamilienhäusern und Reihenhaussiedlungen steht und fällt das architektonische Ergebnis mit dem Engagement des Bauherrn. Bauherr und Architekt bewegen sich meist in einem engen finanziellen Korsett und müssen Räume entstehen lassen, die die Ansprüche des Nutzers, des Planers und des Ortes zufrieden stellen.“

Der Standard, Mo., 2003.06.16

12. Februar 2002Gisela Gary
Der Standard

(K)ein Haus von der Stange

Viele Fertighausanbieter versuchen, durch die Einbindung von Architekten 08/15-Lösungen zu vermeiden. Architektenplanung ermöglicht Individualität bei hoher Qualität und akzeptablen Kosten.

Viele Fertighausanbieter versuchen, durch die Einbindung von Architekten 08/15-Lösungen zu vermeiden. Architektenplanung ermöglicht Individualität bei hoher Qualität und akzeptablen Kosten.

Das stärkste Argument für ein Fertighaus sind die niedrigeren Baukosten aufgrund der Vorfertigung von Einzelteilen. Architekt Georg Steinklammer plante den ersten vorgefertigten Holzwohnbau in Tirol mit zwölf Wohneinheiten. „Das Problem bei den Fertighäusern ist: Bleib' ich im Standard, habe ich gute Preise. Sobald ich Individuallösungen brauche, steigt der Preis.“ Kostensparen ist kein einfaches Unterfangen für Architekten, denn einerseits soll das Haus „von der Stange“ produzierbar und günstig sein, andererseits sich aber in Aussehen wie auch Qualität deutlich von anderen Fertighäusern unterscheiden.

Der Kärntner Architekt Ernst Roth plante das Einfamilienhaus Hatzl in vorgefertigter Holzbauweise für einen privaten Bauherren: „Er wünschte sich eine kurze Bauzeit, wollte mit Holz wohnen, die Kosten mussten fix sein. Das Haus wurde in Holztafelbauweise errichtet. Die unbehandelte Lärchenschalung und die zementgebundenen Holzfaserplatten sowie Installationen und Innenausbau passierten vor Ort.“ Roth wie auch Steinklammer sind überzeugt, dass die Baukultur auf dem Fertighaussektor höher sein könnte, würde mit guten Architekten kooperiert.
Doch nicht nur im Einfamilienhausbau ist die vorgefertigte Bauweise längst gesellschaftsfähig. Das zum Großteil mit vorgefertigten Bauteilen errichtete Hochhaus Simmering wurde von den Architekten Dieter Blaich und Kaj Delugan geplant und soll in wenigen Wochen bezugsfertig sein. Der Tower mit 117 Wohnungen ist geschickt als Verbindungsbaukörper zur Simmeringer Hauptstraße gesetzt. Die Entscheidung für die Fertigbauweise hat vor der Planung der Generalunternehmer getroffen. Wie Dieter Blaich betont, schlägt sich auch hier die Fertigteilbauweise vor allem in den Kosten nieder: „Je industrieller, desto billiger. Aber Billig-Produkte sind leider oft auch hässlich, weil möglichst der Geschmack aller getroffen werden soll. Und im Bereich Einfamilienhaus in Fertigbauweise ist halt immer ein Mangel an Individualität gegeben. Im Hochbau wie etwa im mehrgeschoßigen Wohnbau stellt die Vorfertigung von Bauteilen allerdings eine gute Möglichkeit dar, günstig zu bauen. ,Fertigteil' spielt sich hier vor allem in den Wänden oder im Sanitärbereich ab.“

Erwin Größ, Projektleiter des Wohnturms Simmering, Mischek ZT Gmbh, zeichnete für die Statik verantwortlich und ist stolz darauf, damit zugleich das erste Projekt mit vorgefertigten Teilen in dieser Größe nach der neuen Erdbebennorm geplant zu haben: „Die Herausforderung war, dass es keine regelmäßigen Grundrisse gibt. Der Wohnturm ist dadurch schwingungsanfälliger. Problematisch war auch, für die Erdbebenlasten die notwendigen konstruktiven Verbindungen herzustellen. Die vorgefertigte Bauweise erfordert einen höheren Bemessungsaufwand und Detaillierungsgrad als etwa Stahlbetonbauten.“

Der Standard, Di., 2002.02.12

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