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30. Januar 2013Ilse Huber
architekturjournal wettbewerbe

Aus dem Weg räumen

Barrierefreiheit: Längst geht es nicht mehr allein um die Integration von Menschen mit speziellen Bedürfnissen oder Menschen in einem bestimmten Lebensalter, sondern um das bauliche Design for all. Die Zauberformel lautet dazu: B1600.

Barrierefreiheit: Längst geht es nicht mehr allein um die Integration von Menschen mit speziellen Bedürfnissen oder Menschen in einem bestimmten Lebensalter, sondern um das bauliche Design for all. Die Zauberformel lautet dazu: B1600.

Das ist zwar kein Wunderbesen à la Harry Potter, aber doch eine runderneuerte ÖNORM, die einst Planungsgrundlage baulicher Maßnahmen für körperbehinderte und alte Menschen hieß. Inzwischen sind seit der Einführung derselben 35 Jahre vergangen und Architekten, Baumeister und Bauherren sehen sich mit der Komplexität des Lebens konfrontiert. Welcher Höhenunterschied kann wie bewältigt werden? Wie schauen die Schleppkurven vom Gang ins Zimmer aus? Wo liegen die Stolpersteine im Alltag? Und wo sind optische Kontraste wichtig während räumliche Transparenz doch Leichtigkeit bringt?

Monika Anna Klenovec hat sich als Architektin auf genau diese Fragen spezialisiert und arbeitet auf vielen Ebenen daran, die gebauten Lebensumstände komfortabler und sicherer für alle zu gestalten: „Ich habe fünfzehn Jahre als Referentin im Österreichischen Normungsinstitut gearbeitet, wo ich mich sehr dafür eingesetzt habe, dass sich das Wort barrierefrei etabliert.“ Das gelang mit der Überarbeitung der ÖNORM B 1600 - Ausgabe 1994. Seitdem haben sich barrierefreie Rampen, Aufzüge, niveaugleiche Gebäudeeingänge und anpassbarer Wohnbau in allgemein zugänglichen

Design for all

Die Architektin hat bereits vor sechs Jahren den Verein design for all gegründet, wo sich neben hochbaulichen Kriterien auch produktspezifische und sozialrelevante Überlegungen im Zusammenleben bündeln - bestehend aus Konsulenten eines interdisziplinären Teams von Architektur bis Design. Weiters bildet Klenovec Studierende an der Technischen Universität Wien aus, wobei sie den künftigen Planern und Planerinnen vor allem eins für den Berufsweg mitgibt: „Wir sind alle verschieden und haben unterschiedliche Anforderungen an Gebäude im gesamten Lebenslauf!“ Das manifestiert sich bereits im Eingangsbereich, wo bestenfalls schwellenlos der Außen- in den Innenraum führt. „Einkaufszentren haben sehr schnell begriffen wie wichtig es ist, alle potenziellen Kunden ins Gebäude zu locken“, so Klenovec. [...]

architekturjournal wettbewerbe, Mi., 2013.01.30



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architekturjournal wettbewerbe 306

03. September 2012Ilse Huber
architekturjournal wettbewerbe

Immer umstritten – immer gelobt.

Das Wiener Rathaus steht seit 140 Jahren. Es dominiert den Platz vor und hinter ihm und ist das Produkt eines internationalen Wettbewerbs. Sein Gewinner,...

Das Wiener Rathaus steht seit 140 Jahren. Es dominiert den Platz vor und hinter ihm und ist das Produkt eines internationalen Wettbewerbs. Sein Gewinner,...

Das Wiener Rathaus steht seit 140 Jahren. Es dominiert den Platz vor und hinter ihm und ist das Produkt eines internationalen Wettbewerbs. Sein Gewinner, der Kölner Architekt Friedrich von Schmidt, mag mit der Prämierung seines Entwurfs wohl nur anfänglich glücklich gewesen sein. Denn obwohl das neugotische Gebäude als eines der ersten Profanbauten in diesem Stil tatsächlich errichtet worden ist, brachte ihm der Sieg viel Zores ein.

Ehrengrab und Platzbenennung

1868 ließ Kaiser Franz Joseph einen internationalen Architekturwettbewerb zur Verbauung des Glacis ausschreiben – die Wiener Ringstraße entstand. Gleichzeitig suchte der Wiener Bürgermeister Cajetan Felder ebenfalls über einen internationalen Wettbewerb Ideen für den Neubau des Rathauses (das Alte Rathaus in der Wipplingerstraße war zu klein geworden, schließlich kamen zu der Zeit etliche Vorstädte zur Gemeinde Wien), die ihm Friedrich von Schmidt lieferte.

Schmidts Freude über den Sieg dauerte nicht lange – da begannen die Änderungen: Nicht wie ursprünglich geplant dem buschigen Stadtpark gegenüber sollte das Neue Rathaus stehen, sondern auf Wunsch des Wiener Bürgermeisters auf der so genannten Flegelwiese, dem ehemaligen Exerzierplatz des Josefstädter Glacis.

Vier Jahre später, 1872, erfolgte dann die Grundsteinlegung des Rathauses, dessen Bau zehn Jahre dauerte. Und selbst nach Fertigstellung waren die Reaktionen für Friedrich von Schmidt alles andere als erfreulich: „Gotische Beamtenburg“ war noch das Glimpflichste. Trotz aller Schikanen erhielt der Schöpfer nach seinem Tod ein Ehrengrab der Stadt Wien und einen Platz mit seinem Namen. An seinem architektonischen Hauptwerk kommt kein Reise-, Fremden- und Architekturführer vorbei.

Heute wie damals – dicke Haut gefragt

Für die Nachwelt hat sich das Bild des prämierten Baues eingeprägt und es ist ein Glück, dass das Gebäude überhaupt noch steht. Dieses Los widerfährt nicht allen Wettbewerbssiegern. Berühmtestes Beispiel eines „Abriss-Siegers“ ist der Stuttgarter Hauptbahnhof.

1911 ging Paul Bonatz’ Entwurf noch als Sieger eines Wettbewerbs hervor, doch 100 Jahr später fielen die Seitentrakte der Spitzhacke zum Opfer. Das hat der Architekt wenigstens persönlich nicht mehr miterleben müssen.

Was vor hundert Jahren Architekten beschäftigte, ist heute nicht anders. Man muss eine dicke Haut haben, um nicht nur den Einreichprozess zum Wettbewerb durchzustehen, sondern auch dessen Nachwehen. Denn eine Wettbewerbsteilnahme zehrt und selbst ein Gewinn heißt noch lange nichts.

„Es ist ein Beginn, ein erster Schritt zur möglichen Realisierung“, sagt der in Wien arbeitende Architekt Boris Podrecca. Selbst seine internationale Tätigkeit führt ihn und sein Büro an die Grenzen der Machbarkeit. Denn ein Büro braucht die Ressourcen, um an Wettbewerben überhaupt teilnehmen zu können. Das betrifft finanzielle, zeitliche und menschliche Kapazitäten.

architekturjournal wettbewerbe, Mo., 2012.09.03



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architekturjournal wettbewerbe 304

09. Juli 2012Ilse Huber
architekturjournal wettbewerbe

Die Sonne bleibt auf der Strecke

Bauen mit Sonne, Licht und Energie – in fünf Jahrtausenden Zivilisation hat die Menschheit auf diesem Gebiet nicht sonderlich viel weitergebracht. Energieeffizienzgebote und das Bedürfnis der Menschen nach Tageslicht weisen jetzt den Weg zu neuen Planungsansätzen in der Architektur.

Bauen mit Sonne, Licht und Energie – in fünf Jahrtausenden Zivilisation hat die Menschheit auf diesem Gebiet nicht sonderlich viel weitergebracht. Energieeffizienzgebote und das Bedürfnis der Menschen nach Tageslicht weisen jetzt den Weg zu neuen Planungsansätzen in der Architektur.

Vor zwei Jahren beschloss die Europäische Union mit der Strategie 20-20-20 die Förderung umweltfreundlicher Technologien. Dabei sollen EU-weit die Erneuerbaren Energien auf 20 % des Gesamtenergieverbrauches angehoben werden. Österreich hat sich dabei verpflichtet, diesen Anteil gar auf 34 % zu heben. Gleichzeitig sollen um 20 % effizienter mit den Energien umgegangen und 20 % weniger Treibhausgase ausgestoßen werden. Eine Herkulesaufgabe, die erst langsam in den einzelnen Sektoren ankommt. So auch bei den Gebäuden. Energieeffiziente Häuser sollen von nun an das Baugeschehen dominieren. Bei den Neubauten gilt der Anspruch zumindest auf Niveau eines Niedrigenergiehauses zu planen, schnell wurde ein Programm dazu erfunden: Haus der Zukunft, dem dann das Haus der Zukunft Plus folgt.

Schuhschachtelbauweise

Die Idee dahinter beruht darauf, dass der Wohnbau, die Gewerbeanlage keine Energie frisst, sondern bestenfalls welche erzeugt. Weniger Heizverluste dank dichterer Außenhülle, Vermeidung von Wärmebrücken, bis zuletzt das ganze Objekt in dicke Isolierschichten eingepackt wird. Doch was sich nach den ersten Umsetzungen dieser Paradigmen zeigt, ist, dass die Unzufriedenheit mit dem Geschaffenen steigt. Heinz Hackl vom Dachfensterhersteller Velux, der sich bei dem europäischen Projekt Sunlighthouse intensiv mit Licht, Raum und Wärme auseinandersetzt, kritisiert die Schuhschachtelbauweise: Durch den Energiesparsinn entstanden Häuser, die im Norden keine, im Osten und Westen kleine, dafür im Süden über die ganze Häuserfront versehene Fensterfronten aufweisen. Zum Schluss kommt noch ein Deckel drauf – das Dach.“ Welches bestenfalls eine Menge Sonnenkollektoren aufzuweisen hatte. [...]

architekturjournal wettbewerbe, Mo., 2012.07.09



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architekturjournal wettbewerbe 303

30. März 1999Ilse Huber
zolltexte

Was passiert denn da - passiert da was?

Der Wiener Donaukanal zwischen Fluß und Bau.

Der Wiener Donaukanal zwischen Fluß und Bau.

Tief unten hinter den Kaimauern treibt ein graugrünes Band Richtung Osten. Lange Zeit aus dem Gesichtsfeld verdrängt, rückt der Donaukanal merklich ins Stadtbewußtsein auf bzw. wendet sich das Stadtleben vermehrt dem Wasser zu.

Die U-Bahn rast ins Dunkel hinein, doch das Tageslicht schlägt rhythmisch zurück. Alle paar Sekunden öffnet sich ein Bild: grüne Schiffe fest vor Anker, verspielte Hundertwasserboote schlagen Wellen, Jogger joggen, Hunde äußerln, Paare küssen. Dann bremst der Zug, Station: Schottenring. Wien und die Donau, ein Schauspiel unzähliger Akte. Wohl war die Donau früher da, doch die Römer ließen sich nicht lange bitten und errichteten im ersten Jahrhundert das Legionslager Vindobona – just an den Ufern des Gewässers, das die WienerInnen heute Donaukanal nennen. Und damit begann eine Wechselwirkung zwischen Mensch und Natur. Auf 11,4 km bahnt sich der Fluß seinen Lauf zwischen dem Brigitta- und dem Praterspitz. Den Verlauf hat er sich selbst gewählt, nur das schutzbauliche Kostüm bzw. der untere Durchstich zum heutigen Donaustrom wurden ihm erst später verpaßt. 1999, vierhundert Jahre nach den ersten Regulierungsversuchen, müssen BesucherInnen, SportlerInnen, Liebende mit den einheitlichen Querprofilen, den gepflasterten Ufermauern und den Steinwürfen leben.

Eine Herausforderung

Die wasserbaulichen Maßnahmen setzten sich vom Ende des 16. Jahrhunderts bis zum 20. Jh. fort. Es war kein Leichtes, den Wiener Arm, wie der Donaukanal auch sonst heißt, in den Griff zu bekommen. Gleichmäßiger Wasserstand für den Schiffsverkehr über das ganze Jahr war oberste Prämisse. Darum das Einlaufwerk Nußdorf, darum die (gegenüber des In-Lokals Flex gelegene) Kaiserbadschleuse. Otto Wagner schwärmte davon, große Handelsdampfer in das Herzen Wiens einlaufen zu lassen. Allein, es blieb beim Traum. Die Kaiserbadschleuse ging nie in Betrieb, das gegenüberliegende Schützenhaus ist reales Zeichen einer Vision. Trotzdem kam die Schleuse zu höheren Ehren: Knapp nach der Wende ins zwanzigste Jahrhundert, nachdem die Hauptsammelkanäle fertiggestellt waren, erfreuten sich die Wienerinnen und Wiener am kühlen Naß. Etliche Strombäder erlebten ihre Hochsaisonen: Schüttelbad, Dianabad und besagtes Kaiserbad.
Das Leben am Wasser ist turbulent. Dieser Tage könnte es wohl noch belebter sein wie damals, als der Strom noch wichtigste Verbindungsachse und Treffpunkt war. Da wurden 1955 bei der Salztorbrücke bis zu 560 t Süßwasserfische auf dem Fischmarkt verkauft. Große ins Wasser hängende Netze säumten die Treppelwege. Das „Gries“ war einer der wichtigen Handelsgüter-Umschlagplätze. Granit aus Mauthausen, Salz aus dem gleichnamigen Kammergut, Körner aus dem Marchfeld und Holz aus den Wäldern Österreichs landeten direkt vor den Toren Wiens. Straßennamen wie Salzgries, Fischerstiege, Salztor zeugen von dieser renommierten Vergangenheit.

Ein Ereignis brachte Umbruch in Fluß und Leben: die Donauregulierung von 1875. Die lineare Streckenführung ließ das weitverzweigte Nebenarmsystem der Donau, das vor allem den 2. Bezirk betraf, zu stehenden Gewässern werden. Der Hauptstrom erhöhte seine Fließgeschwindigkeit, da sein Gefälle durch die Regulierung zunahm. Seit damals überwindet die Donau auf einem Kilometer Länge 46 cm Höhe. Früher schaffte sie gerade die Hälfte. Das charakteristische Wienbild ging den Bach hinunter, selbst „aus heutiger Sicht wäre die Fixierung des Stromes in seinem damaligen Hauptbett (etwa Alte Donau) die bessere Lösung gewesen“ (Franz MICHLMAYR, MA 45 - Wasserbau). Deshalb müssen letztlich auch BesucherInnen, SportlerInnen, Liebende mit den einheitlichen Querprofilen, den gepflasterten Ufermauern und den Steinwürfen des Donaukanals leben.

Eine Zeitenwende

Tief unten hinter den Kaimauern treibt ein graugrünes Band Richtung Osten. Lange Zeit aus dem Gesichtsfeld verdrängt, rückt der Donaukanal merklich ins Stadtbewußtsein auf bzw. wendet sich das Stadtleben vermehrt dem Wasser zu. Entlang seines gesamten Stadtabschnittes, von Döbling bis zur Landstraße lockt der Fluß. Obwohl die nördlichen und östlichen Teile von Autobahnbrücken und Richtungsfahrbahnen begleitet werden, haben die Uferbereiche eine hohe Qualität für Naherholende. Fest im Radsattel, per pedes oder auf Rollen bladen alt und jung am linken und rechten Ufer. Im Zuge der Attraktivitätssteigerung mußten aber auch typische Flußeinrichtungen wie Rollfähren teilweise eingestellt werden. Der Fährmann bei der Rossauer Lände wich der statischen, wenn auch dadurch permanent frequentierbaren Siemens-Nixdorf-Brücke. Man muß schon weiter flußabwärts wandern, um beim Postzentrum im 3. Bezirk eine der letzten in Betrieb befindlichen Rollfähren benutzen zu können. Gegen Naturalbeitrag setzt der Besitzer seine Fahrgäste ans andere Ufer.
Nebst dem Urbanem – Land am Strome. Am Fuße der Urania profitierten so manche Tiere von einer naturnahen Umgestaltung. Die Inselschüttung brachte neues Leben in die Stadt.

Der unterbewertete Ort wird wieder entdeckt. Von BewohnerInnen aller Art, am sichtbarsten jedoch von den zweibeinigen. Anfänglich war nur der Radfahrstreifen da, dem folgten allmählich citynahe Unterhaltungsorte.
- 1984 Eröffnung des Showboates, wo Veranstaltungen aller Art ans Wasser verlegt wurden.
- 1985 fixe Verankerung der „Johann Strauss“ zwischen Salztor- und Marienbrücke. Motto: „Nach dem Essen Walzer tanzen oder vor dem Walzen balzen.“
- Seit 1988 Eröffnung des k&k, Kunst- und Kulturmarktes am rechten Donauufer.
- Seit 1989 Einrichtung einer Bildhauerwerkstatt nahe der Urania, die Agora. (Hobby-)bildhauerInnen behauen Sandstein, Ytongklötze etc. und stellen ihre Werke aus. So wie der Strom sich heute zeigt, so ist er Sinnbild eines Veränderungsprozesses. Vieles steht in Aussicht, vieles soll noch passieren.

Der Ort als Veranstaltungszone

Lokale versuchen mit frischen Aktivitäten Neues zu bieten. Eine Idee aus dem Pot der Vorschläge nimmt sich der Wiederaufnahme des Schwimmbadbetriebes an. Bloß hat dafür laut Senatsrat Michlmayr (MA 45 - Wasserbau) noch niemand tatsächlich bei den Behörden die notwendigen Unterlagen eingereicht. Im Sommer 1998 nutzte die künstlerische Performancegruppe `Time*Sailors’ die Schleusenpfeiler als Aufführungsort. Die Musiker Obermaier und Spour kreierten für eine Tanzgruppe eine Komposition, die des Abends aufgeführt wurde. Tagsüber lebten die Akteure wie Matrosen auf einem Schiff, ohne Landverbindung.

Der Ort als Ausstellungsgebiet

Zwischen Augarten- und Salztorbrücke mißt die Umwelt eine Meile. Die W.U.M. – die Wiener Umweltmeile lädt zum Besuch. Biologisches und Spielerisches vereinigen sich am linken Donaukanalufer. Außerdem soll ab Frühjahr 1999 eine Bootsanlegestelle vorgesehen werden, die einmal täglich eine Fährverbindung von Wien zum niederösterreichischen Teil des Nationalparks Donauauen herstellt.

Der Ort als Verkehrsknotenpunkt

Für Freizeitkapitäne soll der Wiener Stadthafen Möglichkeit zum kurzfristigen Anlegen bieten. Keine fixe Marina, aber eine Kurzparkzone für Schiffe (MICHLMAYR). Im Jahr 2002 wird die U2 verlängert. Die Trasse soll (unterirdisch) den Donaukanal queren, ehe sie Richtung Nordosten abzweigt. Die endgültige Lage des Aus- bzw. Abganges in den 2. Bezirk ist noch nicht klar. Für weitherkommende IndividualverkehrsteilnehmerInnen wie FußgängerInnen oder RadfahrerInnen eröffnet sich dadurch eine zusätzliche Anschlußstelle. Was auch Sportbegeisterte freuen wird, möchte die Stadt doch rechter Hand eine Sportmeile einrichten.

Der Ort als Treffpunkt

Wo sich zaghafte Gastronomie am rechten Ufer etabliert, Stichwort „Summerstage“, versuchen die Stadtväter bzw. -mütter auch flußabwärts gastronomisch höhere Ansprüche zu stellen. Die der Innenstadt zugewandten Teile des Donaukanals wollen kulinarisch und ästhetisch aufgewertet sein. Am Flußufer verankerte Lokaleinrichtungen sind den StadtästhetInnen (MA 19) derzeit wenig erfreuliche Erscheinungen. Das citynächstgelegene Ufer soll die kulinarische Versorgung und Unterhaltung auf seine Seite bannen, während die linke Uferseite, die „Sonnenseite“, der Erholung dient.
Daß der Donaukanal den WienerInnen und ihren Verantwortlichen immer mehr ans Herz wächst, beweist auch das Engagement, die BürgerInnen in den Gestaltungsprozeß einzubinden. Tageszeitungen laden die BewohnerInnen ein, ihre Ideen einzusenden. Stadtrat Svihalek läßt diese auf ihre Umsetzung prüfen. Vielleicht ein Aufruf zum Mitwirken, denn ...
Alles im Fluß.

zolltexte, Di., 1999.03.30

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Bauwerke

Presseschau 12

30. Januar 2013Ilse Huber
architekturjournal wettbewerbe

Aus dem Weg räumen

Barrierefreiheit: Längst geht es nicht mehr allein um die Integration von Menschen mit speziellen Bedürfnissen oder Menschen in einem bestimmten Lebensalter, sondern um das bauliche Design for all. Die Zauberformel lautet dazu: B1600.

Barrierefreiheit: Längst geht es nicht mehr allein um die Integration von Menschen mit speziellen Bedürfnissen oder Menschen in einem bestimmten Lebensalter, sondern um das bauliche Design for all. Die Zauberformel lautet dazu: B1600.

Das ist zwar kein Wunderbesen à la Harry Potter, aber doch eine runderneuerte ÖNORM, die einst Planungsgrundlage baulicher Maßnahmen für körperbehinderte und alte Menschen hieß. Inzwischen sind seit der Einführung derselben 35 Jahre vergangen und Architekten, Baumeister und Bauherren sehen sich mit der Komplexität des Lebens konfrontiert. Welcher Höhenunterschied kann wie bewältigt werden? Wie schauen die Schleppkurven vom Gang ins Zimmer aus? Wo liegen die Stolpersteine im Alltag? Und wo sind optische Kontraste wichtig während räumliche Transparenz doch Leichtigkeit bringt?

Monika Anna Klenovec hat sich als Architektin auf genau diese Fragen spezialisiert und arbeitet auf vielen Ebenen daran, die gebauten Lebensumstände komfortabler und sicherer für alle zu gestalten: „Ich habe fünfzehn Jahre als Referentin im Österreichischen Normungsinstitut gearbeitet, wo ich mich sehr dafür eingesetzt habe, dass sich das Wort barrierefrei etabliert.“ Das gelang mit der Überarbeitung der ÖNORM B 1600 - Ausgabe 1994. Seitdem haben sich barrierefreie Rampen, Aufzüge, niveaugleiche Gebäudeeingänge und anpassbarer Wohnbau in allgemein zugänglichen

Design for all

Die Architektin hat bereits vor sechs Jahren den Verein design for all gegründet, wo sich neben hochbaulichen Kriterien auch produktspezifische und sozialrelevante Überlegungen im Zusammenleben bündeln - bestehend aus Konsulenten eines interdisziplinären Teams von Architektur bis Design. Weiters bildet Klenovec Studierende an der Technischen Universität Wien aus, wobei sie den künftigen Planern und Planerinnen vor allem eins für den Berufsweg mitgibt: „Wir sind alle verschieden und haben unterschiedliche Anforderungen an Gebäude im gesamten Lebenslauf!“ Das manifestiert sich bereits im Eingangsbereich, wo bestenfalls schwellenlos der Außen- in den Innenraum führt. „Einkaufszentren haben sehr schnell begriffen wie wichtig es ist, alle potenziellen Kunden ins Gebäude zu locken“, so Klenovec. [...]

architekturjournal wettbewerbe, Mi., 2013.01.30



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03. September 2012Ilse Huber
architekturjournal wettbewerbe

Immer umstritten – immer gelobt.

Das Wiener Rathaus steht seit 140 Jahren. Es dominiert den Platz vor und hinter ihm und ist das Produkt eines internationalen Wettbewerbs. Sein Gewinner,...

Das Wiener Rathaus steht seit 140 Jahren. Es dominiert den Platz vor und hinter ihm und ist das Produkt eines internationalen Wettbewerbs. Sein Gewinner,...

Das Wiener Rathaus steht seit 140 Jahren. Es dominiert den Platz vor und hinter ihm und ist das Produkt eines internationalen Wettbewerbs. Sein Gewinner, der Kölner Architekt Friedrich von Schmidt, mag mit der Prämierung seines Entwurfs wohl nur anfänglich glücklich gewesen sein. Denn obwohl das neugotische Gebäude als eines der ersten Profanbauten in diesem Stil tatsächlich errichtet worden ist, brachte ihm der Sieg viel Zores ein.

Ehrengrab und Platzbenennung

1868 ließ Kaiser Franz Joseph einen internationalen Architekturwettbewerb zur Verbauung des Glacis ausschreiben – die Wiener Ringstraße entstand. Gleichzeitig suchte der Wiener Bürgermeister Cajetan Felder ebenfalls über einen internationalen Wettbewerb Ideen für den Neubau des Rathauses (das Alte Rathaus in der Wipplingerstraße war zu klein geworden, schließlich kamen zu der Zeit etliche Vorstädte zur Gemeinde Wien), die ihm Friedrich von Schmidt lieferte.

Schmidts Freude über den Sieg dauerte nicht lange – da begannen die Änderungen: Nicht wie ursprünglich geplant dem buschigen Stadtpark gegenüber sollte das Neue Rathaus stehen, sondern auf Wunsch des Wiener Bürgermeisters auf der so genannten Flegelwiese, dem ehemaligen Exerzierplatz des Josefstädter Glacis.

Vier Jahre später, 1872, erfolgte dann die Grundsteinlegung des Rathauses, dessen Bau zehn Jahre dauerte. Und selbst nach Fertigstellung waren die Reaktionen für Friedrich von Schmidt alles andere als erfreulich: „Gotische Beamtenburg“ war noch das Glimpflichste. Trotz aller Schikanen erhielt der Schöpfer nach seinem Tod ein Ehrengrab der Stadt Wien und einen Platz mit seinem Namen. An seinem architektonischen Hauptwerk kommt kein Reise-, Fremden- und Architekturführer vorbei.

Heute wie damals – dicke Haut gefragt

Für die Nachwelt hat sich das Bild des prämierten Baues eingeprägt und es ist ein Glück, dass das Gebäude überhaupt noch steht. Dieses Los widerfährt nicht allen Wettbewerbssiegern. Berühmtestes Beispiel eines „Abriss-Siegers“ ist der Stuttgarter Hauptbahnhof.

1911 ging Paul Bonatz’ Entwurf noch als Sieger eines Wettbewerbs hervor, doch 100 Jahr später fielen die Seitentrakte der Spitzhacke zum Opfer. Das hat der Architekt wenigstens persönlich nicht mehr miterleben müssen.

Was vor hundert Jahren Architekten beschäftigte, ist heute nicht anders. Man muss eine dicke Haut haben, um nicht nur den Einreichprozess zum Wettbewerb durchzustehen, sondern auch dessen Nachwehen. Denn eine Wettbewerbsteilnahme zehrt und selbst ein Gewinn heißt noch lange nichts.

„Es ist ein Beginn, ein erster Schritt zur möglichen Realisierung“, sagt der in Wien arbeitende Architekt Boris Podrecca. Selbst seine internationale Tätigkeit führt ihn und sein Büro an die Grenzen der Machbarkeit. Denn ein Büro braucht die Ressourcen, um an Wettbewerben überhaupt teilnehmen zu können. Das betrifft finanzielle, zeitliche und menschliche Kapazitäten.

architekturjournal wettbewerbe, Mo., 2012.09.03



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09. Juli 2012Ilse Huber
architekturjournal wettbewerbe

Die Sonne bleibt auf der Strecke

Bauen mit Sonne, Licht und Energie – in fünf Jahrtausenden Zivilisation hat die Menschheit auf diesem Gebiet nicht sonderlich viel weitergebracht. Energieeffizienzgebote und das Bedürfnis der Menschen nach Tageslicht weisen jetzt den Weg zu neuen Planungsansätzen in der Architektur.

Bauen mit Sonne, Licht und Energie – in fünf Jahrtausenden Zivilisation hat die Menschheit auf diesem Gebiet nicht sonderlich viel weitergebracht. Energieeffizienzgebote und das Bedürfnis der Menschen nach Tageslicht weisen jetzt den Weg zu neuen Planungsansätzen in der Architektur.

Vor zwei Jahren beschloss die Europäische Union mit der Strategie 20-20-20 die Förderung umweltfreundlicher Technologien. Dabei sollen EU-weit die Erneuerbaren Energien auf 20 % des Gesamtenergieverbrauches angehoben werden. Österreich hat sich dabei verpflichtet, diesen Anteil gar auf 34 % zu heben. Gleichzeitig sollen um 20 % effizienter mit den Energien umgegangen und 20 % weniger Treibhausgase ausgestoßen werden. Eine Herkulesaufgabe, die erst langsam in den einzelnen Sektoren ankommt. So auch bei den Gebäuden. Energieeffiziente Häuser sollen von nun an das Baugeschehen dominieren. Bei den Neubauten gilt der Anspruch zumindest auf Niveau eines Niedrigenergiehauses zu planen, schnell wurde ein Programm dazu erfunden: Haus der Zukunft, dem dann das Haus der Zukunft Plus folgt.

Schuhschachtelbauweise

Die Idee dahinter beruht darauf, dass der Wohnbau, die Gewerbeanlage keine Energie frisst, sondern bestenfalls welche erzeugt. Weniger Heizverluste dank dichterer Außenhülle, Vermeidung von Wärmebrücken, bis zuletzt das ganze Objekt in dicke Isolierschichten eingepackt wird. Doch was sich nach den ersten Umsetzungen dieser Paradigmen zeigt, ist, dass die Unzufriedenheit mit dem Geschaffenen steigt. Heinz Hackl vom Dachfensterhersteller Velux, der sich bei dem europäischen Projekt Sunlighthouse intensiv mit Licht, Raum und Wärme auseinandersetzt, kritisiert die Schuhschachtelbauweise: Durch den Energiesparsinn entstanden Häuser, die im Norden keine, im Osten und Westen kleine, dafür im Süden über die ganze Häuserfront versehene Fensterfronten aufweisen. Zum Schluss kommt noch ein Deckel drauf – das Dach.“ Welches bestenfalls eine Menge Sonnenkollektoren aufzuweisen hatte. [...]

architekturjournal wettbewerbe, Mo., 2012.07.09



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30. März 1999Ilse Huber
zolltexte

Was passiert denn da - passiert da was?

Der Wiener Donaukanal zwischen Fluß und Bau.

Der Wiener Donaukanal zwischen Fluß und Bau.

Tief unten hinter den Kaimauern treibt ein graugrünes Band Richtung Osten. Lange Zeit aus dem Gesichtsfeld verdrängt, rückt der Donaukanal merklich ins Stadtbewußtsein auf bzw. wendet sich das Stadtleben vermehrt dem Wasser zu.

Die U-Bahn rast ins Dunkel hinein, doch das Tageslicht schlägt rhythmisch zurück. Alle paar Sekunden öffnet sich ein Bild: grüne Schiffe fest vor Anker, verspielte Hundertwasserboote schlagen Wellen, Jogger joggen, Hunde äußerln, Paare küssen. Dann bremst der Zug, Station: Schottenring. Wien und die Donau, ein Schauspiel unzähliger Akte. Wohl war die Donau früher da, doch die Römer ließen sich nicht lange bitten und errichteten im ersten Jahrhundert das Legionslager Vindobona – just an den Ufern des Gewässers, das die WienerInnen heute Donaukanal nennen. Und damit begann eine Wechselwirkung zwischen Mensch und Natur. Auf 11,4 km bahnt sich der Fluß seinen Lauf zwischen dem Brigitta- und dem Praterspitz. Den Verlauf hat er sich selbst gewählt, nur das schutzbauliche Kostüm bzw. der untere Durchstich zum heutigen Donaustrom wurden ihm erst später verpaßt. 1999, vierhundert Jahre nach den ersten Regulierungsversuchen, müssen BesucherInnen, SportlerInnen, Liebende mit den einheitlichen Querprofilen, den gepflasterten Ufermauern und den Steinwürfen leben.

Eine Herausforderung

Die wasserbaulichen Maßnahmen setzten sich vom Ende des 16. Jahrhunderts bis zum 20. Jh. fort. Es war kein Leichtes, den Wiener Arm, wie der Donaukanal auch sonst heißt, in den Griff zu bekommen. Gleichmäßiger Wasserstand für den Schiffsverkehr über das ganze Jahr war oberste Prämisse. Darum das Einlaufwerk Nußdorf, darum die (gegenüber des In-Lokals Flex gelegene) Kaiserbadschleuse. Otto Wagner schwärmte davon, große Handelsdampfer in das Herzen Wiens einlaufen zu lassen. Allein, es blieb beim Traum. Die Kaiserbadschleuse ging nie in Betrieb, das gegenüberliegende Schützenhaus ist reales Zeichen einer Vision. Trotzdem kam die Schleuse zu höheren Ehren: Knapp nach der Wende ins zwanzigste Jahrhundert, nachdem die Hauptsammelkanäle fertiggestellt waren, erfreuten sich die Wienerinnen und Wiener am kühlen Naß. Etliche Strombäder erlebten ihre Hochsaisonen: Schüttelbad, Dianabad und besagtes Kaiserbad.
Das Leben am Wasser ist turbulent. Dieser Tage könnte es wohl noch belebter sein wie damals, als der Strom noch wichtigste Verbindungsachse und Treffpunkt war. Da wurden 1955 bei der Salztorbrücke bis zu 560 t Süßwasserfische auf dem Fischmarkt verkauft. Große ins Wasser hängende Netze säumten die Treppelwege. Das „Gries“ war einer der wichtigen Handelsgüter-Umschlagplätze. Granit aus Mauthausen, Salz aus dem gleichnamigen Kammergut, Körner aus dem Marchfeld und Holz aus den Wäldern Österreichs landeten direkt vor den Toren Wiens. Straßennamen wie Salzgries, Fischerstiege, Salztor zeugen von dieser renommierten Vergangenheit.

Ein Ereignis brachte Umbruch in Fluß und Leben: die Donauregulierung von 1875. Die lineare Streckenführung ließ das weitverzweigte Nebenarmsystem der Donau, das vor allem den 2. Bezirk betraf, zu stehenden Gewässern werden. Der Hauptstrom erhöhte seine Fließgeschwindigkeit, da sein Gefälle durch die Regulierung zunahm. Seit damals überwindet die Donau auf einem Kilometer Länge 46 cm Höhe. Früher schaffte sie gerade die Hälfte. Das charakteristische Wienbild ging den Bach hinunter, selbst „aus heutiger Sicht wäre die Fixierung des Stromes in seinem damaligen Hauptbett (etwa Alte Donau) die bessere Lösung gewesen“ (Franz MICHLMAYR, MA 45 - Wasserbau). Deshalb müssen letztlich auch BesucherInnen, SportlerInnen, Liebende mit den einheitlichen Querprofilen, den gepflasterten Ufermauern und den Steinwürfen des Donaukanals leben.

Eine Zeitenwende

Tief unten hinter den Kaimauern treibt ein graugrünes Band Richtung Osten. Lange Zeit aus dem Gesichtsfeld verdrängt, rückt der Donaukanal merklich ins Stadtbewußtsein auf bzw. wendet sich das Stadtleben vermehrt dem Wasser zu. Entlang seines gesamten Stadtabschnittes, von Döbling bis zur Landstraße lockt der Fluß. Obwohl die nördlichen und östlichen Teile von Autobahnbrücken und Richtungsfahrbahnen begleitet werden, haben die Uferbereiche eine hohe Qualität für Naherholende. Fest im Radsattel, per pedes oder auf Rollen bladen alt und jung am linken und rechten Ufer. Im Zuge der Attraktivitätssteigerung mußten aber auch typische Flußeinrichtungen wie Rollfähren teilweise eingestellt werden. Der Fährmann bei der Rossauer Lände wich der statischen, wenn auch dadurch permanent frequentierbaren Siemens-Nixdorf-Brücke. Man muß schon weiter flußabwärts wandern, um beim Postzentrum im 3. Bezirk eine der letzten in Betrieb befindlichen Rollfähren benutzen zu können. Gegen Naturalbeitrag setzt der Besitzer seine Fahrgäste ans andere Ufer.
Nebst dem Urbanem – Land am Strome. Am Fuße der Urania profitierten so manche Tiere von einer naturnahen Umgestaltung. Die Inselschüttung brachte neues Leben in die Stadt.

Der unterbewertete Ort wird wieder entdeckt. Von BewohnerInnen aller Art, am sichtbarsten jedoch von den zweibeinigen. Anfänglich war nur der Radfahrstreifen da, dem folgten allmählich citynahe Unterhaltungsorte.
- 1984 Eröffnung des Showboates, wo Veranstaltungen aller Art ans Wasser verlegt wurden.
- 1985 fixe Verankerung der „Johann Strauss“ zwischen Salztor- und Marienbrücke. Motto: „Nach dem Essen Walzer tanzen oder vor dem Walzen balzen.“
- Seit 1988 Eröffnung des k&k, Kunst- und Kulturmarktes am rechten Donauufer.
- Seit 1989 Einrichtung einer Bildhauerwerkstatt nahe der Urania, die Agora. (Hobby-)bildhauerInnen behauen Sandstein, Ytongklötze etc. und stellen ihre Werke aus. So wie der Strom sich heute zeigt, so ist er Sinnbild eines Veränderungsprozesses. Vieles steht in Aussicht, vieles soll noch passieren.

Der Ort als Veranstaltungszone

Lokale versuchen mit frischen Aktivitäten Neues zu bieten. Eine Idee aus dem Pot der Vorschläge nimmt sich der Wiederaufnahme des Schwimmbadbetriebes an. Bloß hat dafür laut Senatsrat Michlmayr (MA 45 - Wasserbau) noch niemand tatsächlich bei den Behörden die notwendigen Unterlagen eingereicht. Im Sommer 1998 nutzte die künstlerische Performancegruppe `Time*Sailors’ die Schleusenpfeiler als Aufführungsort. Die Musiker Obermaier und Spour kreierten für eine Tanzgruppe eine Komposition, die des Abends aufgeführt wurde. Tagsüber lebten die Akteure wie Matrosen auf einem Schiff, ohne Landverbindung.

Der Ort als Ausstellungsgebiet

Zwischen Augarten- und Salztorbrücke mißt die Umwelt eine Meile. Die W.U.M. – die Wiener Umweltmeile lädt zum Besuch. Biologisches und Spielerisches vereinigen sich am linken Donaukanalufer. Außerdem soll ab Frühjahr 1999 eine Bootsanlegestelle vorgesehen werden, die einmal täglich eine Fährverbindung von Wien zum niederösterreichischen Teil des Nationalparks Donauauen herstellt.

Der Ort als Verkehrsknotenpunkt

Für Freizeitkapitäne soll der Wiener Stadthafen Möglichkeit zum kurzfristigen Anlegen bieten. Keine fixe Marina, aber eine Kurzparkzone für Schiffe (MICHLMAYR). Im Jahr 2002 wird die U2 verlängert. Die Trasse soll (unterirdisch) den Donaukanal queren, ehe sie Richtung Nordosten abzweigt. Die endgültige Lage des Aus- bzw. Abganges in den 2. Bezirk ist noch nicht klar. Für weitherkommende IndividualverkehrsteilnehmerInnen wie FußgängerInnen oder RadfahrerInnen eröffnet sich dadurch eine zusätzliche Anschlußstelle. Was auch Sportbegeisterte freuen wird, möchte die Stadt doch rechter Hand eine Sportmeile einrichten.

Der Ort als Treffpunkt

Wo sich zaghafte Gastronomie am rechten Ufer etabliert, Stichwort „Summerstage“, versuchen die Stadtväter bzw. -mütter auch flußabwärts gastronomisch höhere Ansprüche zu stellen. Die der Innenstadt zugewandten Teile des Donaukanals wollen kulinarisch und ästhetisch aufgewertet sein. Am Flußufer verankerte Lokaleinrichtungen sind den StadtästhetInnen (MA 19) derzeit wenig erfreuliche Erscheinungen. Das citynächstgelegene Ufer soll die kulinarische Versorgung und Unterhaltung auf seine Seite bannen, während die linke Uferseite, die „Sonnenseite“, der Erholung dient.
Daß der Donaukanal den WienerInnen und ihren Verantwortlichen immer mehr ans Herz wächst, beweist auch das Engagement, die BürgerInnen in den Gestaltungsprozeß einzubinden. Tageszeitungen laden die BewohnerInnen ein, ihre Ideen einzusenden. Stadtrat Svihalek läßt diese auf ihre Umsetzung prüfen. Vielleicht ein Aufruf zum Mitwirken, denn ...
Alles im Fluß.

zolltexte, Di., 1999.03.30

11. März 1997Ilse Huber
Die Presse

Die Entdeckung der starken Räume

Die Landschaftsarchitektur sollte zur Jahrtausendwende Zeichen setzen, die Stadt und Leben beeinflussen. (Gastkommentar)

Die Landschaftsarchitektur sollte zur Jahrtausendwende Zeichen setzen, die Stadt und Leben beeinflussen. (Gastkommentar)

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Profil

Dipl.Ing. Ilse Huber, Jahrgang 1965, studierte an der Universität für Bodenkultur Landschaftsökologie und -gestaltung und ist freischaffende Gestalterin/Planerin/Verfasserin im Grün- und Freiraum.

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